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— 611 — — 612 —<br />

nach mehreren Jahren ein Baus für Kappflanzen<br />

und ein anderes für neuholländische Gewächse; der<br />

Garten erfreute sich um diese Zeit der besonderen<br />

Gunst der Königin Charlotte aus dem Uause<br />

Mecklenburg- Strelitz, Gemahlin von Ge<strong>org</strong>e III.,<br />

der zu Ehren das Genus Strelitzia von Smith<br />

seinen Namen empfing und deren nicht unbeträchtliches<br />

Herbarium jetzt im Besitz von Robert<br />

Brown ist. Schon 1768 veröffentlichte Dr. Hill<br />

ein Verzeichniss der exotischen Pflanzen des Gartens<br />

in Kew, und 1789 Aiton ein zweites, wel-<br />

ches schon 5600 Nummern zählte. Als 1793 der<br />

ältere Aiton starb, folgte ihm in der Direktion<br />

sein Sohn W. T. Aiton, und kurze Zeit zuvor<br />

1789 ging der Garten durch Kauf an die königliche<br />

Familie über. Dem köuigl. Garten in Kew floss die<br />

reiche Ausbeute der Reisen von Cook und Banks<br />

um die Welt, von Flinders, Robert Brown<br />

und Cunningbam nach Neuholland, von Bowie<br />

nach Brasilien und von Masson nach dem Kap zu.<br />

Ausserdem waren zahlreiche Sammler in allen<br />

Theileu der Welt beschäftigt, neue Gewächse für<br />

die Aulagen in Kew aufzufinden , so dass meh-<br />

rere neue Gewächshäuser gebaut werden mussteu,<br />

um die reichen botanischen Schätze zu beherbergen.<br />

Leider aber hörte mit Ge<strong>org</strong>e's III. und<br />

Banks's Tode fast alles Interesse für den Garten<br />

in der königl. Familie auf, und der Zustand des-<br />

selben fing an Rückschritte zu machen, bis die<br />

öffentliche Meinung, welche sich anfing dafür aus-<br />

zusprechen ,<br />

dass der Garten ganz und gar öffentlichen<br />

wissenschaftlichen Zwecken gewidmet wer-<br />

den sollte, so weit durchdrang, dass 1838 das Finanzministerium<br />

eine Kommission feststellte, die<br />

den Zustand des Gartens untersuchen und darüber<br />

berichten sollte. Dieser Kommission stand Dr.<br />

L in die 3', der bekannte Botaniker, vor, und der<br />

Bericht dieser Kommission , welcher 1840 dem Un-<br />

terhause v<strong>org</strong>elegt wurde , hatte zur hauptsächlich-<br />

sten Folge, dass der Garten zur Verwaltung der<br />

königl. Forst- und Waldkommission zuertheilt und<br />

dass das Direktorat des Gartens, von Aiton dem<br />

jüngeren, 1841 auf den jetzigen Direktor Sir William<br />

Hook er übertragen wurde. SeitHooker's<br />

Direktorschaft beginnt eine neue Periode für den<br />

Garten in jeder Beziehung. Das Terrain des Gar-<br />

tens erhielt unter Hooker und seinem Unterdi-<br />

rektor (Curator) John Smith vielfache vorteil-<br />

hafte Veränderungen. Die alten , oft höchst unzweckmässigen<br />

Gewächshäuser wurden niederge-<br />

rissen und neue gebaut, besonders die höchste Zierde<br />

des Gartens: das Palmenhaus, ein Museum für<br />

Pflanzenprodukte angelegt u. s. w. , so dass der<br />

jetzige Garten mit Ausnahme des Museums 21 Ge-<br />

wächshäuser enthält, auf einer Fläche von 75 eng-<br />

lischen M<strong>org</strong>en (acres). Man ist aber im Begriff,<br />

ein Stück von 170 M<strong>org</strong>en hinzuzufügen, um darauf<br />

ein Arboretum anzulegen.<br />

Ich wende mich jetzt zur Beschreibung des heu-<br />

tigen Gartens*). Wir treten in ihn ein durch ein<br />

herrliches, dreithoriges, eisernes Portal; er ist alle<br />

Tage von 1 bis 6 Uhr für das Publikum im Allgemeinen,<br />

aber auch zu jeder anderen Zeit für einigermaassen<br />

anständig aussehende Menschen geöff-<br />

net. Es ist die gute Einrichtung getroffen, dass<br />

man bei dem Portier, der immer am Thore ist, eine<br />

höchst verständig geschriebene, populäre Beschrei-<br />

bung des Gartens von 56 kleinen Oktavseiten, aus<br />

der Feder des Sir William Hooker selbst, für<br />

6 d. (5 Sgr.j kaufen kann. Wenn diese Beschrei-<br />

bung wenig wissenschaftlichen AVerth hat , so ist<br />

sie doch von grossem praktischen Nutzen; denn<br />

durch die höchst populäre, koncise, nur die wich-<br />

tigsten Pflanzen und ihre Merkwürdigkeiten anführende<br />

Darstellung, durch Angabe des besten Weges,<br />

den man zu gehen hat, füllt sie ein dringen-<br />

des ßedürfuiss eines jeden, eiuigermaasseu gebil-<br />

deten Menschen aus und nährt das Interesse eines<br />

grösseren Publikums. Wie gut wäre es, wenn die<br />

Direktoren der botanischen Gärten in Deutschland<br />

Sir Will. Hook er in Abfassung eines populären<br />

und bündigen Führers nachahmten ! Je weniger<br />

wir haben, je mehr sollten wir dafür auf verstän-<br />

dige , praktische Weise in weiteren Kreisen zu in-<br />

teressiren und nützlich zu werden suchen.<br />

Sogleich rechts vom Eingange zeigt sich uns<br />

ein höchst elegantes Gewächshaus, welches ich<br />

etwa 25' hoch , 80' lang und 40' breit schätze. Es<br />

hat, wie die meisten anderen, die Firste des Daches<br />

in der Mitte. Diess Haus beherbergt eine höchst<br />

bedeutende Sammlung von Proteaceen vom Kap<br />

und besonders Neuholland, wovon jedoch, mit Ausnahme<br />

einiger Banksien und Vryandren — es war<br />

Anfangs März — nichts in Blüthe war. Diesem<br />

Hause gegenüber ist eine Pflanzung ausländischer<br />

Bäume, die englisches Klima ertragen können,<br />

worunter eine Ceder vom Libanon, deren Gipfel<br />

leider verstümmelt ist, von 3Ü' Dicke unsere Aufmerksamkeit<br />

besonders auf sich ziehen dürfte. Etwas<br />

weiter vorwärts und zur Linken hin erscheint wie-<br />

der ein prächtiges Gewächshaus , die ehemalige<br />

Orangerie von 142' Länge, 30' Breite und 25' Höhe.<br />

Hier sind eine Menge zarter Koniferen, z. B. Arau-<br />

caria excelsa, Abies Cunninghami , A. brasiliana,<br />

*) Siehe den Grundriss aur der dem vorigen Stück«<br />

der <strong>Zeitung</strong> beigegebenen Tafel IX.

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