Botanische Zeitung - hibiscus.org - preview site
Botanische Zeitung - hibiscus.org - preview site
Botanische Zeitung - hibiscus.org - preview site
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
83.5 — = 85G —<br />
Nebenblätter sind 2 Linien lang, gewimpert. Die<br />
aus den Achseln der oberen Blätter entspringenden,<br />
einzelnstehenden, einbliithigen, unmittelbar nnter<br />
der Blüthe gegliederten und verdickten Blüthensliele<br />
liaben eine Länge von l'/ 4 Zoll und sind mit etwas<br />
abstehenden , besonders an der Spitze dichter ste-<br />
llenden Sternhaareu bekleidet. Das Involucrum be-<br />
steht aus 12 linealisch - borstenförmigen , etwas ab-<br />
stehenden , etwa 3 Linien langen, behaarten Blätt-<br />
chen, welche nur ein Drittheil kürzer sind als der<br />
fuchsig behaarte, tief ötheilige Kelch. Die gelben,<br />
ausserhalb mit Sternhaaren besetzten, elliptischen<br />
Blumenblätter überragen den Kelch um ein weniges<br />
und die mit 5 deutlich getrennten Griffeln endigende<br />
Staubfadeuröhre ist etwas länger als die Blu-<br />
menblätter.<br />
Von Eib. gossypinus Thunb. ist diese Art durch<br />
die grösseren Blätter, das mehrblätterige Involucum,<br />
die abstehenden fuchsigen Sternhaare des<br />
Stengels und die anderen angegebenen Merkmale<br />
unterschieden.<br />
Xiiteratur.<br />
Wanderungen durch die grüne Natur. Eine Naturgeschichte<br />
für Kinder. Von Dr. Karl Mül-<br />
ler. Berlin 1850 bei M. Simion. 21 Bogen. KI.<br />
8. Mit vielen , in den Text gedruckten Abbildun-<br />
gen. 25 Sgr.<br />
Es dürfte sich vielleicht mancher Gelehrte von<br />
Fach, darüber wundern, dass einer ihres Gleichen<br />
es auf sich genommen, auch den Kindern das Evangelium<br />
der Natur zu predigen. Dies ist der Grund,<br />
welcher den Verf. dieses Büchleins bewegt, das-<br />
selbe mit einigen Worten der Rechtfertigung selbst<br />
anzuzeigen und somit auch dem rein wissenschaft-<br />
lichen Publikum als eine neue Erscheinung — die<br />
auch in diese Zeitschrift gehört — vorzuführen.<br />
Es ist gar kein Zweifel, dass die Naturwissenschaften<br />
selbst beut zu Tage noch weit weniger<br />
Gegenstand der Volkserziehung sind , als sie es<br />
sein sollten , da wir längst darüber einig sind, dass<br />
die Naturwissenschaften , wie kaum noch eine an-<br />
dere Wissenschaft, den tiefsten, nachhaltigsten Ein-<br />
fiuss auf Geist und Gemüth des Menschen ausüben<br />
und den Unterricht in ihnen durch ihren eigentliümlich<br />
himmlischen Reiz erleichtern. Wenn nun aber die<br />
Naturwissenschaften trotzdem noch so wenig als<br />
Humanitätswissenschaften cultivirt werden , woher<br />
kommt denn die fürchterliche Ignoranz und die ent-<br />
setzliche Gleichgültigkeit uusrer meisten deutschen<br />
Lehrer in Sachen der Naturforschung? Ich meiner-<br />
seits glaube, dass den Naturforschern bisher selbst<br />
ein gut Theil der Schuld an jenem Indifferentismus<br />
gegen die Naturwissenschaften beizumessen ist.<br />
Selten liess sieb einer von ihnen herab , das Evangelium<br />
der Natur, wie es ihm der Mund der Naturforschung<br />
selber kund gethan , auch den Laien zu<br />
predigen; die Wissenschaft blieb dem Volke sofern,<br />
weil ihre Priester sich in hocharistokratischer Weise<br />
nur im Allerheiligsteu des grünen Tempels bewegten.<br />
Aber es giebt noch einen wichtigen Grund,<br />
den nämlich , dass .die Naturwissenschaften durch<br />
die trockene Art und Weise, wie sie bisher gemei-<br />
niglich gelehrt, ja selbst getrieben worden, keinen<br />
Eingang beim grösseren Volke finden konnten , da<br />
man sich nie die Mühe gab, den Reiz und die himmlische<br />
Seite der Natur — von denen man doch von<br />
jeher so viel gesprochen — nun auch dem Schüler<br />
wirklich zu zeigen und planmässig darin zu unterrichten.<br />
Man hat das für überflüssig gehalten und<br />
so ist es denn gekommen, dass die Naturwissen-<br />
schaften durch die Vornehmthuerei ihrer Priester<br />
den alten Zopf der geheim iiisskrämerischen Perücke<br />
der Samothracischen Priester am längsten getragen<br />
haben und dass ihnen auf diese Weise die Allerweltsdame,<br />
die Philologie — obwohl eine eben auch<br />
herrliche Wissenschaft, wenn sie auf das rechte<br />
Maass gebracht ist — das Heft so leicht aus den<br />
Händen gerungen hat. Dadurch ist unsere ganze<br />
deutsche Erziehung eine scholastische geblieben,<br />
weil man die Jugend lieber in das Zeitalter der<br />
Barbaren als in die eigene Geschichte des Volkes<br />
führte. Kein Verständiger wird die schönen Zeiten<br />
des Griechischen und Römischen Glanzes verken-<br />
nen, aus denen unübertreffliche Werke der schönen<br />
und bildenden Künste herv<strong>org</strong>ingen; aber es muss<br />
ihn auch eben so schmerzen, zu sehen , wenn man<br />
jenes Zeitalter zum Alleinherrscher unsrer innersten<br />
Bildung hinstellte und es übersah, wie man<br />
olmmüglich sein Gemüth bei dem ausbilden könne,<br />
dem der Staat selbst noch das Recht in die Hand<br />
gab, seinen Mitbruder als Sklaven gebrauchen zu<br />
dürfen; der diesen armen Sklaven in einer dämonischen<br />
Laune seinen Fischen zum Futter vorwer-<br />
fen durfte ; der in dem weiblichen Gemüthe nicht<br />
sein zweites Ich sah, sondern nur ein Spielzeug seiner<br />
Lüste fand; der sein eigenes hässlich gebornes Kind<br />
den Bestien der Wälder aussetzen konnte; der sor<br />
mit einen noch so rohen Begriff von Humanität und<br />
überdies — was damit innig zusammen hängt —<br />
noch so rohe Vorstellungen vom Heiligen und dem<br />
göttlichen Wesen besass.<br />
Durch diese ganze unglückselig einseitige Erziehungsweise<br />
ist es gekommen , dass wir Deutsche<br />
jede andere Haushaltung besser gekannt haben, als<br />
unsre eigene, dass wir somit, wie ächte Kleinstäd-<br />
ter, den Splitter im Auge unsres Nächsten eher,