06.04.2013 Aufrufe

Botanische Zeitung - hibiscus.org - preview site

Botanische Zeitung - hibiscus.org - preview site

Botanische Zeitung - hibiscus.org - preview site

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

— 811<br />

physiologische Bedeutung wird sogar für ganz ir-<br />

relevant erklärt, so dass die nahe Verwandtschaft<br />

jener beiden Familien, die doch eben auf der Ueber-<br />

einstiinmung der Antheridien beruhen soll, bestän-<br />

de, ,,die physiologische Bedeutung der letzteren<br />

möge sein, welche sie wolle." — Ferner hatte ich<br />

gegen diese Identification das Bedenken erhoben,<br />

dass zwischen den fraglichen Organen und den An-<br />

theridien der Meiose auch im äussern Bau keine<br />

Aehnlichkeit existire, indem die Spiralfadenzellen<br />

bei den ersteren nur vereinzelte oder als eine Schicht<br />

des Lagers vorkommende Zellen sind, bei den Moo-<br />

sen dagegen noch von einer gemeinschaftlichen Zelle<br />

im Innern eines eigenthiimlichen zusammengesetzten<br />

Organes eingeschlossen werden. Aber auch diesen<br />

Einwurf will Nägeli nicht gelten lassen. Ich weiss<br />

zwar recht wohl und habe es an einem andern<br />

Orte*} sehr bestimmt herv<strong>org</strong>ehoben und nachgewie-<br />

sen: dass die physiologische Bestimmung und die<br />

Gestalt zwei verschiedene unabhängige Factorcn<br />

sind: indess verdient es wohl keinen Tadel, wenn<br />

es sich um Nachweisung einer Uehereinstinnnung<br />

zweier Organe handelt, nach einer Aehnlichkeit<br />

derselben in Beziehung auf die Anordnung der Zel-<br />

len zu fragen, zumal wenn weder eine physiologi-<br />

sche Aehnlichkeit noch auch ein gleiches Enticicke-<br />

lungsgesetz vorliegt. Ein solches mangelt aber<br />

zwischen jenen Pflanzengruppen für die „Antheridien"<br />

offenbar; denn wenn auch Nägeli meint,<br />

der Unterschied beruhe mir auf der Zahl der durch-<br />

laufenen Entwickelungsstadien , so möchte es sich<br />

doch schwer denken lassen, dass die Saamenfaden-<br />

bläschen, welche bei Nitophyllum punetatum zu<br />

einer das Lager bedeckenden nackten Schicht zusammengehäuft<br />

sind , wenn sie auch noch so viele<br />

Entwickelungsstadien durchliefen, jemals eine den<br />

Moos -Antheridien entsprechende Form, nämlich<br />

eine von einer Zellenschicht umgebene die zahlrei-<br />

chen Saamenfadenbläschen einscliliessende Zelle darstellen<br />

sollten. — Es bleibt also nur der anatomi-<br />

sche Bau, nämlich die Beschaffenheit der Zellen,<br />

woraus die Organe bestehen, übrig, um darauf eine<br />

Vergleichung der letzteren zu gründen. Obgleich<br />

mich auch hier Nägeli's Einwurf (pag. 570 unten)<br />

nicht trifft, weil ich in meiner ersten Bemerkung<br />

den anatomischen Bau gar nicht erwähnt habe, und<br />

obgleich mir die Unerheblichkeit desselben für die<br />

morphologische Bedeutung eines Organs so wenig<br />

unbekannt ist, dass ich sogar anderwärts**) Veranlassung<br />

gefunden habe, diese Ansicht gegen Nä-<br />

*) Wigaml, Grundlegung der Pflanzentcratologie.<br />

Marburg 1849.<br />

*) a. a. O. Anhang.<br />

— 812 —<br />

gel i selbst in Schutz zu nehmen, — so ist es doch<br />

etwas Anderes hier, wo es sich um die physiologi-<br />

sche Bedeutung handelt, indem diese gerade mit der<br />

Beschaffenheit der einzelnen Zellen aufs Engste zusammenhängt;<br />

nur darf mau nicht aus der letzteren<br />

ohne Weiteres eine gewisse anderweitig nicht begründete<br />

Function errathen wollen. Seltsam aber<br />

erscheint es, dass, was Nägeli mir ohne Grund<br />

vorwirft, gerade ,das ist, was er selbst Unit: indem<br />

er nämlich aus einer Uebereinstimmung im Zellen-<br />

inhalt (Gegenwart von einem Spiralfaden) die Ueber-<br />

einstimmung dieser eigenthiimlichen Zellengruppen<br />

bei den Florideen mit den Moos-Antheridien fol-<br />

gert. — Diese beiden Bildungen weichen übrigens<br />

offenbar weit mehr von einander ab als das Moosstämmchen<br />

von dem Palmstamine, weil die Verschiedenheit<br />

der letzteren in unwesentlichen Verhältnissen,<br />

in der relativen Ausdehnung und in dem<br />

Grade der Zellenausbildung, ihre Uebereinstimmung<br />

dagegen in wesentlichen Pnncten : in der äussern<br />

Gestalt und besonders in der Entwickelungsweise<br />

beruht, eine Aehnlichkeit, welche dort fehlt; — ich<br />

möchte sogar sagen, jene Vergleichung habe nicht<br />

mehr Berechtigung, als wenn man etwa die Ober-<br />

haut eines Amarantus- Stengels für ein analoges<br />

Organ wie das Perianthium halten wollte, bloss<br />

desshalb, weil beide aus Zellen mit rothem Farb-<br />

stoff bestehen.<br />

3) Hierauf geht (p. 571) Nägeli auf die Frage<br />

nach der physiologischen Bedeutung der Anthe-<br />

ridien der Cryptoga?nen überhaupt ein, und sucht<br />

seine Ansicht, ,,dass dieselben die männlichen Organe<br />

dieser Gewächse seien", durch einen Analogieschluss<br />

aus dem Thierreiche zu begründen. Nun<br />

gelten aber für die Uebertragung eines Gesetzes<br />

aus einem Gebiete auf ein anderes offenbar folgende<br />

drei Forderungen.<br />

a) Die zu erklärenden Erscheinungen selbst<br />

müssen in beiden Gebieten übereinstimmen. Für<br />

die Uebereinstimmung der Saamenbläschen der Cryptogamen<br />

mit denen der Thiere wird von Nägeli<br />

angeführt: das Vorhandensein eines wandständigeu<br />

proteinhaltigen spiralförmigen beweglichen Saamen-<br />

fadens in dem Saamenbläschen, sowie die Bläschen<br />

Natur des letzteren. Wenn dieser chemisch-anatomische<br />

Bau der Bläschen Nägeli wichtig genug<br />

erscheint, um daraus auf eine gleiche Verrichtung<br />

derselben zu schiiesse.il, so hätte er aber auch den<br />

wichtigen Unterschied nicht ausser Acht lassen dürfen:<br />

dass die Membran dieser Bläschen bei den<br />

Pflanzen stickstofffrei, bei den Thiercn aber stick-<br />

stoffhaltig ist.<br />

b) Die beiden Gebiete, welche durch einen Ana-<br />

logieschluss verknüpft werden sollen , müssen be-<br />

-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!