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— 577<br />
die Florideen zu den Geschlechtspflanzen gezählt<br />
wurden, indem behauptet wird, auch andere Algen,<br />
namentlich die Fucoideen, besitzen männliche Or-<br />
gane oder Antheridien. J. Agardh sagt in der<br />
Vorrede zu den Species, genera et ordiues Alga-<br />
r'um: „Das ganze System Nägel i's stützt sich auf<br />
das vermuthete Vorhandensein von Spermatozoon<br />
bei den Florideen und ihre Abwesenheit bei den<br />
Algen (Zoospermeen und Fucoideen); und dennoch<br />
hatten, schon ehe Nägeli's Schrift erschien, Decaisne<br />
und Tliuret diese Orgaue bei den Fuca-<br />
ceen gefunden." Derselbe Einwurf wurde in dieser<br />
<strong>Zeitung</strong> nicht nur wiederholt, sondern diente in der<br />
Recension auch dazu, um meine Unterscheidungen<br />
als unbrauchbar nachzuweisen.<br />
Agardh nimmt folgende männliche Geschlechts<strong>org</strong>ane<br />
im Pflanzenreiche an: 1) die Saamenthierchen<br />
(Sporidien) der Zoospermeen , 2) die Saamen-<br />
thierchen (Sporidien) oder die Sporen der Fucoi-<br />
deen , beide keimend, 3) die nicht keimenden Saanienthierchen<br />
(Spermatozoen) und die keimenden<br />
Sporen der Florideen, Laubmoose, Lebermoose<br />
und Farm, 4) die in nicht keimenden Sporen ein-<br />
geschlossenen Spermatozoen der Characeen und<br />
Marsiliaceeu? und 5) die Spermatozoen (Saamenthierchen)<br />
innerhalb des Pollens der Phanerogamen.<br />
Ich bemerke dazu, dass ich diese Darstellung mit<br />
den eigenen Worten des Verfassers aus dem im<br />
Jahr 1848 erschienenen ßuche entlehnt habe, ferner<br />
dass er bloss bei den Florideen, Characeen, Marsileaceen?<br />
und Phanerogamen weibliche Organe<br />
annimmt, und endlich dass er beilügt, auf die<br />
Function der Organe komme wenig an.<br />
Ich will nicht in eine Kritik dieser Theorie ein-<br />
treten, welche ebensosehr gegen die beobachteten<br />
Facten, als gegen den theoretischen Standpunkt<br />
der jetzigen wissenschaftlichen Botanik sündigt.<br />
Bloss einen Punkt, welcher für die vorliegende<br />
Frage von Wichtigkeit ist, will ich hervorheben,<br />
nämlich das Verhältniss der Spermatozoen zu den<br />
Schwärmzellen; und mir vorher noch die Bemerkung<br />
erlauben, dass während Agard h mein System<br />
in der Form verwirft, er es dem Wesen nach<br />
annimmt, indem er ebenfalls die Fortpflanzungs-<br />
<strong>org</strong>ane der Florideen mit denen der Laub- und<br />
Lebermoose zusammenstellt, aber nicht die Spermatozoen<br />
als die männlichen und die Sporen als<br />
die weiblichen, sondern beide als männliche Organe<br />
betrachtet.<br />
Die Schwärmzellen (der Algen) und die Saa-<br />
menfadenbläschen in den Antheridien (der Florideen,<br />
Laub- und Lebermoose, Farrn, Characeen und von<br />
Pilularici) sind bekanntlich zwei durchaus ver-<br />
schiedene Organe. Die ersteren sind wirkliche<br />
— 37S —<br />
Pflanzenzellen , welche meist mit Wimpern (in der<br />
Zahl von 2, 4 oder vielen) besetzt sind und die,<br />
nachdem sie eine Zeit lang ziemlich rasch sich<br />
im Wasser bewegten , zur Ruhe gelangen und in<br />
der Regel keimen. Die Saamenfadenbläschen gehören<br />
, soviel wenigstens bis jetzt bekannt ist, zum<br />
Zelleninhalt; der in dem Bläschen eingeschlossene<br />
Spiralfaden tritt heraus, bewegt sich in der Flüs-<br />
sigkeit und gelangt zur Ruhe, ohne je zu keimen.<br />
Eine Verwechslung dieser beiden Elementargebilde<br />
ist weder in der Theorie, noch in der Beobachtung,<br />
wenn nämlich die hinreichend starke Vergrüsserung<br />
und die gehörige Entwickelung der Gebilde eine<br />
genaue Untersuchung erlauben, gedenkbar.<br />
Die Herren Decaisne und Thuret beschrei-<br />
ben nun den Inhalt der angeblichen Antheridien bei<br />
Fucus als durchscheinende flasch'en'förmige Kürperchen<br />
In lebhafter Bewegung, jedes mit einem seit-<br />
lichen rothen Körnchen und mit zwei sehr zarten<br />
Fäden von ungleicher Länge. Beschreibung und<br />
Abbildung müssen in dem Leser, welcher die<br />
Schwärmzellen der Algen kennt, sogleich den Gedanken<br />
erwecken, dass man es hier ebenfalls mit<br />
Schwarmzeiten zu thun hat; denn selbst bis auf<br />
den characteristischen rothen Punkt (den sogenannten<br />
Augenpunkt) treffen alle Merkmale ein, wo-<br />
gegen keine Erscheinung an die Saamenfadenbläschen<br />
der Antheridien erinnert. Decaisne und<br />
Thuret fühlten zwar diesen Widerspruch, allein<br />
sie wurden sich dessen , wie es scheint, nicht recht<br />
bewusst. Sie sagen, der Ansicht, dass die frag-<br />
lichen Körper in Fucus Sporidien seien , wider-<br />
spreche ihre ätisserste Kleinheit und die Einfachheit<br />
ihrer Organisation , sowie der Umstand , dass sie<br />
nicht keimen. Was die Grösse betrifft, so sind<br />
jetzt Schwärmzellen von niederen Algen bekannt,<br />
die ebenso klein oder noch kleiner sind, und die<br />
sich zu neuen Pflanzen entwickeln. Was die Organisation<br />
betrifft, so giebt es Schwärmzellen, welche<br />
noch einfacher erscheinen , indem an ihnen we-<br />
nigstens weder Wimpern noch rothe Punkte erkannt<br />
wurden. Was endlich den Umstand betrifft, dass<br />
die Körperchen in Fucus nicht keimen, so scheint<br />
mir diess kein gültiger Grund; denn wo zwei Arten<br />
von Fortpflanzungszellen vorhanden sind, ist wohl<br />
gedenkbar, dass die eine Art steril sein kann; es<br />
giebt ferner unzweifelhaft Schwärmzellen, die un-<br />
ter gewissen Verhältnissen sich nicht weiter ent-<br />
wickeln, sowie endlich bei einigen Algen (z. B. bei<br />
Spirogyra) ähnliche schwärmende Zellchen, wie<br />
in Fucus, vorkommen, welche ebenfalls nicht kei-<br />
mungsfähig zu sein scheinen. Ich habe dieser<br />
schwärmenden und nicht keimenden Zellchen, welche<br />
bei Meer- und Süsswasseralgen vorkommen,