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— 107 — — 10S —<br />
später in mehrere Zellen getheilt werden (.Fig. 32).<br />
Gegen die Spitze zu lässt sich dieser V<strong>org</strong>ang deut-<br />
lich beobachten , weiter nach Muten strecken sich<br />
die Zellen in die Länge, und werden dichter und<br />
derber, so dass auch der Processus wenigstens in<br />
seinem Umfange aus derben braunen Prosenchymzellen<br />
besteht. Man ist geneigt, dieses Längenwachstum<br />
im Lager als die erste Andeutung einer<br />
Axenbildung anzusehen, nur, dass aus diesem Fortsatz<br />
keine seitlichen Organe entspringen , und auch<br />
das Wachsthum alsbald seine Grenze erreicht. Auch<br />
ist diese Erscheinung nicht allgemein, ich fand sie<br />
bei II., IV., V., bei VI. und VII. dagegen nie. Einmal<br />
zeigte sich bei II. anstatt dieses cylindrischen<br />
oder kegelförmigen Fortsatzes am vorderen Hände<br />
ein quadratischer Lappen von demselben Baue, wie<br />
das Lager selbst , d. h. ohne Wachsthum in die<br />
Dicke.<br />
Ebenso entwickelt sich am hinteren Theile der<br />
Knospenanlage eiii Anfangs kegelförmiger Vorspruug<br />
nach hinten, der alsbald rasch in die Länge wächst,<br />
und frei vom Lager eine lange Wurzel (Fig. 25 r,<br />
28 r) darstellt, und als solche in den meisten Fäl-<br />
len deutlich die Fortsetzung jenes vorderen stengelartigen<br />
Theiles bildet. In manchen Fällen bekam<br />
diese Wurzel mehr eine seitliche Richtung (Fig.<br />
29, 30), und ihr Verhältniss zu dem vorderen Pro-<br />
cessus war undeutlich. Diese Wurzel ist häufig<br />
vorhanden , ohue dass jener Fortsatz nach vorn da<br />
ist, und es ist hier zweifelhaft, ob die Wurzelbildung<br />
der des letzteren vorangeht, oder ob in die-<br />
sen Beispielen sich derselbe gar nicht entwickelt,<br />
letzteres ist wahrscheinlicher.<br />
Die Entwickelung der übrigen , nach Absterben<br />
des Vorkeimes allein sich fortbildenden und die<br />
Farrnpflanze bildenden Organe geschieht nun am<br />
freien Theile des aus dem Lager erhobenen Hü-<br />
gels, indem am vorderen Ende die Blätter, am hin-<br />
teren die Wurzeln entspringen. Vertauschen wir<br />
in der Folge, indem wir nunmehr den Typus der<br />
höheren Pflanzen gewonnen haben, die Ausdrücke:<br />
„vorn und hinten" mit „obeu und unten."<br />
Die Blätter treten zuerst auf als kleine rund-<br />
liche Hervorragungen, und zwar etwas seitlich von<br />
der Mittellinie , abwechselnd links und rechts, so<br />
dicht übereinander, dass sie oft auf gleicher Höhe<br />
nebeneinander zu stehen scheinen (Fig. 25. 28. f f"),<br />
bei VII. abwechselnd nach vorn und hinten , d. li.<br />
dem Lager gegenüber und zwischen dem punctum<br />
vegetationis und dem Lager. Zwischen den Blät-<br />
tern und dem Lager bleibt das meistens kurze<br />
punctum vegetationis (t) frei, an dessen Seite die<br />
neuen Blätter entspringen, das man aber wegen<br />
der Einhüllung in zahlreiche Haare oder Schuppen<br />
oft gar nicht sieht, so dass es scheint, als entsprän-<br />
gen die Blätter aus der Spitze. Bei VII. ist dasselbe<br />
bedeutender kegelförmig erhaben. —<br />
zeln ,<br />
Nach unten entspringen nun die Neben - Wur-<br />
und zwar, soweit meine Beobachtungen rei-<br />
chen, stets so viele [abgesehen von der obenge-<br />
nannten Hauptwurzel) als Blätter, ebenfalls abwechselnd<br />
rechts und links (Fig. 25, 28 r' r")5 zu<br />
jedem Blatte gehört eine Wurzel, die man oft als<br />
unmittelbare Fortsetzung des Blattes über den Anheftuugspunkt<br />
hinaus verfolgen kann ; in anderen<br />
Fällen bildet sie mit demselben einen Winkel.<br />
Das Blatt geht im Allgemeinen dem Auftreten<br />
der Wurzel voran (Fig. 25), doch fehlt es mir auch<br />
nicht au Beispielen , wo die Wurzel schon eine be-<br />
trächtliche Länge hatte, ehe man nach oben ein<br />
Blatt wahrnehmen konnte.<br />
Die Blätter entspringen, wie gesagt, so unmittelbar<br />
übereinander , dass die Axe auf einen Punkt<br />
beschränkt bleibt. Bei II., IV., V. bleibt das junge<br />
Pllänzcheu in unmittelbarer Nähe des Vorkeimes,<br />
indem sich das zellige Hügelchen, die Anlage der<br />
Axe unterhalb des ersten Blattes nicht in die Länge<br />
entwickelt. Bei VII. erhebt sich aber aus der ver-<br />
dickten Stelle des Lagers ein deutliches Stielchen,<br />
welches an seiner Spitze die Blätter und Wurzeln<br />
treibt, die deshalb etwas vom Lager entfernt er-<br />
scheinen (Fig. 2fi. 27).<br />
Es ergiebt sich hieraus, wenigstens vermuthungsweise,<br />
eine Ansicht über das Verhältniss des Vorkeimes<br />
zur höheren Form der Pflanze. Es ist zwar<br />
nicht, nach einer beliebten Ausdrucksweise, die<br />
Axe mit den Blättern im verschmolzenen Zustande,<br />
wohl aber haben wir den Vorkeim als Axe zu be-<br />
trachten, welche nur noch nicht die Fähigkeit hat,<br />
Blätter zu entwickeln, und überhaupt in ihrem<br />
Wachsthume in eine bestimmte Form eingeschränkt<br />
ist. Dass das Lager aber einer Axe entspricht (ob-<br />
gleich dieser Ausdruck erst Anwendung findet, so-<br />
bald sich ein Gegensatz gegen ein Seiten<strong>org</strong>au her-<br />
ausstellt), geht hervor aus jener Andeutung einer<br />
Axenbildung als Fortsetzung des Lagers, sowie<br />
daraus, dass jener rundliche Hügel, welcher den<br />
höheren Organen, Wurzel und Blatt das Dasein<br />
gebend , bei weiterer Entwickelung selbst als deut-<br />
liche Axe des Fatmkrautcs erscheint, durch blosse<br />
Vermehrung der Lagerzelleu aus dem Vorkeime<br />
entspringt. Demnach verhält sich das sogenannte<br />
Keimpfläuzchen zu dieser primären Axe als eine<br />
Seitenaxe, als ein Zweig. Wenn man nun unter<br />
Metamorphose die höhere Potenzirung eines Bildungsgesetzes<br />
durch Hinzukommen neuer Bedingun-<br />
gen ,<br />
durch zunehmende Complication der Factoren<br />
versteht, — wenn wir insbesondere in dem Auf-