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— 669 — 670 —<br />

generis , nur wenigen niederen Wasserpflanzen<br />

zukommend , und auf der hohen Individualität ihrer<br />

Zellen beruhend angenommen, wie von Fontana,<br />

nnd in neuester Zeit von Schlei den. Von an-<br />

derer Seite wurde wieder in den die kreisende<br />

Flüssigkeit erfüllenden Körperchen das locomotorische<br />

Agens gesucht, namentlich seit durch Ehrenbergs<br />

Untersuchungen das Studium der Infusorien<br />

ein höheres Interesse gewonnen hatte. Schon L.<br />

C. Treviranus hatte eine Analogie zwischen der<br />

Gyration der grünen Materie in den Charen und den<br />

freien Bewegungen der Sporidien bei gewissen Algen<br />

angenommen 25 ). Meyen selbst war nicht ab-<br />

geneigt, den Kügelchen im Zellsaft einen gewissen<br />

freiwilligen Antheil an den Bewegungen desselben<br />

zuzugestehen 26 ); und Mayer stand nicht an, diese<br />

Kügelchen als ächte Infusorien, die sich aus eigenem<br />

Antriebe bewegten, zu beschreiben a7 )- Eine<br />

noch höhere infusorienartige Organisation mit Einsaugungsgefässen<br />

und anderen Apparaten wollte<br />

Paolo ßarbieri durch das Sonnenmikroskop<br />

an den Charen beobachtet haben 28 ). Als in der<br />

neuesten Zeit G. W. Focke bei Closteriwm<br />

Wimpern entdeckt zu haben glaubte, die die Bewegung<br />

der inneren Kügelchen vermitteln sollten 29 ),<br />

so wurde H. Leukart dadurch zu der Vennuthung<br />

veranlasst, dass auch bei den Charen Cilien, die<br />

die innere Fläche des Schlauchs auskleideten, die<br />

Bewegung des Saftes veranlassen möchten 30 ). Dagegen<br />

erklärte Schi ei den noch in der neuesten<br />

Auflage seiner Grundzüge, dass er bei Chara<br />

keine Spur von schwingenden Wimpern habe auffinden<br />

können , und dass deren Existenz im Innern<br />

einer Zelle der Analogie mit ihrem sonstigen Vorkommen<br />

gänzlich widerspräche. Um so auffallen-<br />

der war es uns, als wir am 13. März dieses Jah-<br />

res bei einer gemeinschaftlichen Betrachtung des<br />

Hotationsphänomens an Nitella fleocilis Ag. an den<br />

im Innern schwimmenden grösseren Kügelchen einen<br />

undeutlichen liebten Nimbus und ein eigenthümliches<br />

Flimmern wahrzunehmen glaubten, wie wenn<br />

es durch bewegte Flimmerhaare herv<strong>org</strong>erufen<br />

wäre. Als wir die Zelle durchschnitten, und die<br />

in ihr enthaltene Flüssigkeit in Wasser auslaufen<br />

25) L. C. Treviranus, 1. c.<br />

26) Mcyen, Pflanzenpbysiologie Band II.<br />

27) Mayer, Supplemente zur Lehre vom Kreislauf.<br />

Bonn 1S28.<br />

Hessen, erkannten wir an den ausgetretenen Kü-<br />

gelchen deutlich den ganzen Hand mit einem dich-<br />

ten Wimperkranze besetzt. Das Vorkommen die-<br />

ser wunderbaren, bisher übersehenen Erscheinung<br />

an einer unzählige Male und von den tüchtigsten<br />

Forschern beobachteten Pflanze schien uns eine genauere<br />

Untersuchung wohl zu verdienen*). —<br />

Die Nitella flexilis Agardh besteht, wie be-<br />

kannt, aus zahlreichen, fadenförmig an einander<br />

gereihten, langgestreckten, im Durchmesser oft<br />

1"', im Längsdiameter 1 — 2 Zoll übertreffenden<br />

Zellen. Dicht unter der obern Scheidewand einer<br />

jeden dieser Zellen befinden sich 6 kleinere wir-<br />

telformig eingefügt, die sich unter der Spitze meist<br />

*) Um Beobachtungen dieser Art anzustellen, erscheint<br />

es sehr zweckmassig, die betreffenden Pflanzen im Zimmer<br />

zu kultiviren , in welcher Beziehung ich auf das<br />

schon früher einmal aogedeutete Verfahren näher eingehe,<br />

dessen ich mich hiebei bediene. In einer umgekehrten<br />

in Holz gefassten , bis an den Rand mit Wasser<br />

gefüllten, 12 Zoll hohen und oben 10 Z. breiten Glasglocke<br />

steht eine Glaskrausc mit Erde 3 — 4 Zolt unter<br />

der Oberfläche des Wassers, welche bestimmt ist, die<br />

mit einer festsitzenden Wurzel versehenen Wasserpflanzen<br />

aufzunehmen, wie die T'allisueria spiralis, welche treff-<br />

lich gedeiht, wie die herumschwimmenden Pistia Stratiotes<br />

, Lemnae spec. , llydrocharis , Trapa nntans, Cera-<br />

toplnjlhim suhmersum (beiläufig bemerkt, verhält es sich<br />

mit den Keimen des wahrhaft dikoiyledonen und wurzellosen<br />

Ceratoplnßlum ganz so, wie es Schieiden im<br />

12. Bd. der Linnaea 183S. S. 346 beschrieb). Ausserdem<br />

wuchern in diesem Gefäss Chara fleuilis und Ch. frng-ilis,<br />

Oedegoniwn vesicaium und Cainferva fraeta. In einem<br />

anderen gläsernen viereckigen 8 Zoll hohen und 12 Z.<br />

breiten Gefäss vegetiren Vaucheria clavata , die durch<br />

ihre beweglichen Sporen wo möglich noch interessantere<br />

Cohferva glomerata , Conferva cnpillaris , Oscillatorieen,<br />

insbesondere die durch ihre Bewegungen so äusserst merkwürdige<br />

Sporulina, lruktificiren Spirogyren und zahlreiche<br />

Diatomeen, bekanntlich sämmtlich Pflanzen, die sowohl<br />

zu Demonstrationen für Verlesungen wie für die Beobachtung<br />

ein unerschöpfliches Material liefern. Das Wasser<br />

erhält sich in diesen Gelassen fortdauernd frisch und<br />

darf nie gänzlich, also durch Abgiessen, sondern nur durch<br />

Zumessen des etwa verdunsteten erneuert werden , wiewohl<br />

auf dem Boden Massen von abgestorbenen Theilen<br />

der darin vegetirenden Pflanzen, wie insbesondere von<br />

den Spirogyren und ihre sich erst später « Jeder erhebenden<br />

Sporen ruhen, Verhältnisse, die auch Moor- und<br />

Torf'bildung zu erläutern vermögen. Hr. Dr. Ferdinand<br />

Colin, mein Freund und Schiller , Verlasser der<br />

trefflichen Dissertation Symbols ad seminis physiologiam,<br />

Berol. 1847. hat sich auf meinen Wunsch entschlossen,<br />

theils mit mir gemeinschaftlich, theils allein, je nachdem<br />

meine, auch durch andere Arbeiten in Anspruch genommene<br />

Zeit es gestattet, Beobachtungen an jenen merk-<br />

!<br />

würdigen Gewächsen anzustellen , die sich nicht bloss auf<br />

Artenverhältnisse , sondern besonders auf die noch so<br />

2S) Paolo ßarbieri, Osservaz. microsc. Mantua<br />

1828, von Meyen citirt.<br />

' dunklen allgemein biologischen Momente derselben be-<br />

29) G. W. Focke, Physiologische Studien. Heil I. ziehen sollen. Andere werden nächstens den vorliegenj<br />

Bremen 1847.<br />

den folgen.<br />

30) R. Leulart, Göttinger gelehrte Anzeigen. 1848. Breslau, im Juni 1849. Goeppert.<br />

37*

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