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— 595 — 596 —<br />
Die Epidermis eines einjährigen Zweiges (Fig.<br />
4. von oben , Fig. 3. im Querschnitte gesehen) be-<br />
steht aus ziemlich regelmässig sechseckigen Zellen,<br />
welche in der Mitte hügelförmig gewölbt sind. Die<br />
im frischen Zustande grünlich gefärbte Cuticula<br />
ist von ansehnlicher Dicke, die Wandungen der<br />
Epidermiszellen sind ungefärbt, die vordere an<br />
der Cuticula anliegende dünn und nicht getüpfelt,<br />
die übrigen getüpfelt. Behandelt man einen Quer-<br />
schnitt mit einer Lösung von caustischem Kali<br />
CFig. 10<br />
, so löst sich von der Oberfläche ein dün-<br />
nes zusammenhängendes Bauteilen (a) ab, die Zellwandungen<br />
lockern sich auf und es erscheint die<br />
beim frischen Präparate gleichförmige Cuticula aus<br />
vielen übereinanderliegenden Blättern zusammen-<br />
gesetzt, welche an den Grenzen der einzelnen<br />
Zellen sielt endigen und nicht von der einen Zelle<br />
auf die andere übertreten. Behandlung mit star-<br />
ker Jodtinctur ruft in diesen Lamellen eine blaue<br />
Färbung hervor. Die Cuticula besitzt daher bei<br />
diesem Alter der Zweige einen analogen Bau , wie<br />
ich ihn früher von vielen Blättern , z. B. von Aloe<br />
obliqua , margaritifera besehrieben ; habe. In wel-<br />
cher Reihenfolge die Cuticularschichteu der Epi-<br />
dermiszellen abgelagert sind, lässt sich, da keine<br />
Tüpfel in der äusseren Wandung der Epidermiszellen<br />
vorkommen, nicht erkennen; wenn die Analogie<br />
mit den übrigen Zellen für eine Ablagerung<br />
von aussen nach innen spricht, so könnten dagegen<br />
Andere auch eine Ablagerung derselben auf der<br />
äusseren Seite der Zellen für ebenso wahrschein-<br />
lich halten. Ueber diesen Punkt kann dagegen kein<br />
Zweifel übrig bleiben, wenn wir die Epidermis<br />
eines alten Zweiges untersuchen. Die Gte Fig.<br />
stellt dieselbe von einem siebenjährigen Aste von<br />
oben gesehen , Fig. 5. im Querschnitte und mit Kali<br />
behandelt dar. Aus der senkrechten Ansicht erhellt<br />
auf den ersten Blick, dass in den in Folge der<br />
Verdickung des Zweiges vorzugsweise in die Breite<br />
gewachsenen Zellen Scheidewände aufgetreten sind,<br />
welche zum Theile in horizontaler Richtung, mei-<br />
stens dagegen in senkrechter oder schiefer Rich-<br />
tung verlaufen und die Epidermiszellen des ersten<br />
Jahres in 2 — 4 seeundäre Zellen abtheilen. Die<br />
Grenzen der früheren Zellen lassen sich daran erkennen<br />
, dass ihre Höhlungen durch dickere Wandungen<br />
von einander geschieden sind , als die Höhlungen<br />
der in ihnen liegenden Tochterzellen; ein<br />
ferneres Kennzeichen liefern die luigelförmigeu Er-<br />
habenheiten , welche noch auf der äusseren Seite<br />
einer jeden primären Zelle erscheinen. Der Querschnitt<br />
der Epidermis zeigt, dass die sehr ansehn-<br />
liche Verdickung der Cuticula dadurch entstanden<br />
ist, dass nicht bloss die äusseren Wandungen der<br />
primären Epidermiszellen sich noch stärker, als es<br />
im ersten Jahre der Fall war, verdickt haben, son-<br />
dern dass auch die äusseren Wandungen der in<br />
ihnen liegenden seeundären und tertiären Zellen,<br />
die sich im Innern der Epidermiszellen bildeten,<br />
den gleichen Bau zeigen und durch ihre nach aussen<br />
gewendeten Wandungen einen Beitrag zur Bildung<br />
der Cuticula lieferten. Die mechanischen Verhält-<br />
nisse zwischen den Mutter- und Tochterzellen las-<br />
sen es aber als nothwendig erscheinen, dass die<br />
Ablagerungen, welche die Cuticula bilden, sich im<br />
Innern der Zellen abgesetzt haben, und es kann<br />
überhaupt keinem Zweifel unterliegen, dass die Cu-<br />
ticularschichteu seeundäre Zellmembranen sind,<br />
welche nur durch ihre chemische Beschaffenheit sich<br />
von der gewöhnlichen Zellmembran unterscheiden.<br />
Das dünne auf der Oberfläche liegende Häutchen,<br />
welches beim einjährigen Zweige noch vorhanden<br />
war, lässt sich bei diesen alten Zweigen nicht<br />
mehr nachweisen; es ist wahrscheinlicherweise<br />
durch Abschülferung verloren gegangen. Eine auffallende<br />
Erscheinung, welche ohne Zweifel im Zusammenhange<br />
mit der ungewöhnlich starken Entwickelung<br />
der Cuticula steht, ist der Umstand, dass<br />
selbst noch an solchen alten Zweigen die grünen<br />
Rindeuzellen unmittelbar an die Epidermis angren-<br />
zen und dass sich kein Peridernia entwickelt hat.<br />
Wenn nun auch die angeführten Beobachtungen<br />
nicht den mindesten Zweifel über den Bau der<br />
Cuticula von Vis&um übrig lassen und die Richtigkeit<br />
der Erklärung , welche ich vom Baue der Cu-<br />
ticula vieler anderen Pflanzen gab , bestätigen , so<br />
finde ich es doch nicht überflüssig zu bemerken,<br />
dass ich aus diesen Beobachtungen nicht den Schluss<br />
ableite , dass die Cuticula aller Pflanzen den angegebenen<br />
Bau besitze, indem ich gar nicht in Abrede<br />
stellen will, dass in manchen Fällen die Epidermiszellen<br />
nur einen untergeordneten Autheil an<br />
der Bildung der Cuticula nehmen , und dass die<br />
Hauptmasse der letzteren aus einer auf die Epi-<br />
dermiszellen aufgelagerten Schichte bestehe. Es ist<br />
dieses jedoch ein Punkt, über welchen meine Beob-<br />
achtungen noch zu keinem mich völlig befriedigen-<br />
den Resultate geführt haben, und auf welchen ich<br />
ein anderes Mal zu sprechen kommen werde.<br />
Tübingen , im April 1849.<br />
Iiiteratur.<br />
Species Algarum. Auetore Friderico Traug.<br />
Kützing, Prof. Nordhusano. Lipsiae. F. A.<br />
Brockhaus. 1849. gr. 8. 922 S. Preis 7 Thlr.<br />
Wenn ich , als Verfasser des vorstehenden<br />
Werkes, selbst es übernehme, dasselbe anzuzeigen<br />
und über seinen Inhalt zu referiren, so ge-