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— 421 - 422<br />
hören , in den Blumen , die unausgebildeten , unfr fruchtbaren , halb fertig gewordenen Staubgefässe<br />
und Karpelle; zu diesen haben wir, wenn ich nicht<br />
irre, die murpholayisc/i blumenlosen Blumenluilleii<br />
der Anemone nemorosa , der Hemttica , der Pul-<br />
satillae, der Eranthis, der ßlalven, der Mirab i-<br />
lis , der Calysteyia u. s. w. u. s. w. zu zählen; zu<br />
diesen sind die äusseren, unfruchtbaren Involucral<br />
Blätter der Disteln und Consorten , der Anthemideae,<br />
der Heliantheae, mehrerer Dipsaceeen u.s. w.<br />
u. s.w. zu rechnen. Für sich allein betrachtet haben<br />
diese Blätter keine Bedeutung, denn sie sind steril;<br />
zusammengenommen functioniren sie als physiolo-<br />
gische Blumenhiille, aber die Zweige zwischen<br />
ihnen und den Stängelblättern genau zu bezeichnen<br />
wird oft unmöglich, so wie es auch oft schwer<br />
wird, gegen den thatsächlichen Bliithenstand hin<br />
den „Terminus a quo" zu bezeichnen. Wenigstens<br />
würden einzelne Botaniker, wären sie consequeut,<br />
es uns bestreiten, dass die Bandblumen einer Kornblume<br />
(.C'entaurea Cg.anus') Blumen seien , woraus<br />
lolgt, dass die Hüllblätter, deren Achsel sie ent-<br />
springen, keine Deckblätter (bracteae) , folglich<br />
auch keine Blattgebilde des ßlüthenstandes genannt<br />
werden dürften. In ähnliche Verlegenheiten bringen<br />
uns die „Inflorescentiae comosae", die ,,In-<br />
fiorescentiae steriles" {Yitis , Cynoaurus) , „steri-<br />
lescentes" (viele Labiatae), „proliferae" (bei d en<br />
Primulaceen und Umbelliferen theils abnorm, theils<br />
normal) u, dgl. m.<br />
Einen systematischen Wert!) lege ich dem Blii-<br />
thenstände nur dann bei, wenn er sich auf ein ein-<br />
faches Gesetz, eine einfache Formel zurückführen<br />
Jässt, und diese eine wesentliche ist. Und selbst<br />
wenn letzteres der Fall ist, fällt es mir nicht ein,<br />
an den Bliithenstand gleich strenge Anforderungen<br />
zu machen, wie z. B. an die Insertion der Kron-<br />
blätter und Staubgefässe, an die Monopetalie und<br />
Polypetalie u. a. m. Ich weiss sehr wohl, dass in<br />
ein und derselben natürlichen Familie unbegränzte<br />
und durch einen Bliithenstand begränzte Stängel,<br />
begränzte und unbegränzte Bliithenstände , wahre<br />
Trauben (racemi) und wahre Kispen (paniculae),<br />
sog. KüpfcÜen (capitula) und sog. Dolden (umbellae)<br />
u. s. w. vorkommen können"-"), muss dennoch aber<br />
bekennen, dass genauere Berücksichtigung des BIüthenstands-<br />
Typus einer Familie, mich manchmal<br />
vor lrrthümern bewahrt hat, in welche Andere<br />
vertallen sind, und dass die wirklichen Ausnahmen<br />
seltener sind, als man auf den ersten Blick es<br />
glauben könnte. Freilich lassen sich heute die wah-<br />
*) z. B. Veronicq , I^eguminonae ; Fitmariaceae<br />
unciihtceae j Scrofularineae j Um belliferne.; cct.<br />
,<br />
Ra-<br />
-<br />
i mitteilt,<br />
ren Verhältnisse nicht immer an trocknen Pflanzen,<br />
und an lebenden nicht immer in jedem Stadium er-<br />
und dürfen wir ungestraft nicht mehr auf<br />
3 Schritt hin unsere Blüthenstands - Benennungen<br />
ertheilen. Daher möchte ich sehr empfehlen , einen<br />
bestimmten Terminus nur dann anzuwenden, wenn<br />
der Bliithenstand wirklich erkannt worden ist, und,<br />
wo noch Zweifel zu heben sind, sich solcher Ausdrücke<br />
zu bedienen, die ich nicht b eze ichnende,<br />
sondern zeichnende nennen möchte, wie z. B.<br />
inflorescentia umbelliformis (bei den UmbeWferae).<br />
racemil'ormis (bei Sierberis) , spicaeformis (bei<br />
Sanyuisorba~) u.s. w. u. s. w.<br />
Die Entstehungsweise und Zusammensetzung<br />
der Blntlicnstan.de anlangend, werde ich, da Bei-<br />
spiele am besten lehren, gleich den besonderen<br />
Kall vornehmen, welchen die Anemonen und Syndesmen<br />
als Ranunculaceen uns bieten. Bei den<br />
Ranunculaceen nämlich sehen wir niehrentheils den<br />
Hauptstängel durch eine Blume begränzt (dos ter-<br />
ininalis, caulinus) und tritt, bei manchen Arten<br />
normal (Paeonia , Adonis vernalis , mehrere RanunculQ,<br />
bei anderen abnorm (aus Mangel an Nah-<br />
rung), der Bliithenstand in dieser einfachsten aller<br />
Weisen auf. Dass nicht einmal das Streben nach<br />
vermehrter Blumenhildung (also nach einem Bliithenstände<br />
im gewöhnlichen Sinne des Wortes)<br />
vorhanden sei, dürfen wir wohl bei denjenigen Ar-<br />
ten annehmen, deren sämmtliche Blätter in Gestalt<br />
und Grösse wesentlich gleich gebildet, auch nach<br />
dem gleichen Stellungsverhältniss geordnet, auseinandergerückt<br />
und zugleich durch einen längeren<br />
blattlichen Zwischenraum von der Endblume ent-<br />
fernt bleiben. In den Paeonien sehen wir den caulis<br />
unillorus ziemlich beständig auftreten, nur rücken<br />
die oberen, stets sterilen, aber oft deckblattähn-<br />
lichen Blätter häufig bis au die Blume hinan, in<br />
den Kelch sich gewissermassen eindrängend; reiner<br />
tritt der einblumige Stängel bei Clematis integrif'olia,<br />
Adonis vernalis, den meisten Niyellae und<br />
denjenigen Ranunkeln auf, die einen nur an seiner<br />
Basis beblätterten, schaftähnlichen Stängel haben.<br />
Der erste Anlauf zu einem Bliithenstände besteht<br />
darin, dass ein Stängelblatt, theils das der Endblume<br />
zunächst stehende, theils das zweite von<br />
oben, einen Zweig (Blumenstiel) aus seiner Achsel<br />
entwickelt, der gleichfalls durch eine Blume begränzt,<br />
in der Regel auf ungefähr halber Höhe<br />
ein Blatt hervorbringt, welches in Bezug auf das<br />
Tragblatt des Blumenstieles stets seitlich (rechts<br />
oder links) gestellt ist und zugleich das erste (einzige?)<br />
Vorblatt dieses Blumenstieles vorstellt. Doch<br />
kann dieser erste Nebenblumenstiel (dos lateralis)<br />
auch anscheinend oder wirklich ganz blattlos sein<br />
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