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889 — - 890 -<br />
mcistentheils auch mit Tochterzellen angefüllt; die<br />
feinen Kölner hatten sich bisweilen zu einzelnen<br />
Klumpen zusammengruppirt. Wurden solche in der<br />
Keimung v<strong>org</strong>eschrittene Gerstenkörner in's Wasser<br />
gesenkt, so zeigte sich nach einigen Minuten<br />
die Spitze der Würzelchen gänzlich frei, das Wasser<br />
hingegen zeigte schleimige Tropfen, welche<br />
sich unter dem Mikroskope als die von der Wur-<br />
zelspitze abgelösten Zellen und Tochterzellen ernennen<br />
Hessen. Ein 2% Zoll langes Pllänzchen von<br />
Pinus silvestris , nachdem es zwei Tage mit der<br />
Wurzel in Wasser eingesenkt gewesen , zeigte an<br />
der Wurzelspitze eine vollständige Trennung der<br />
schlauchförmigen Zellen seiner äusseren Zellschichten<br />
aus ihrem naturgeniässen Zusammenhange. Meh-<br />
rere dieser Zellen hatten sich ihres schleimig-kör-<br />
nigen Inhalts entleert, welcher zwischen den übri-<br />
gen Zellen abgelagert war, so dass diese nur in<br />
Folge der Adhaesion aneinander hafteten. Es ge-<br />
hört diese Bildung der Wurzelspitzen, in der L'issolution<br />
ihrer Zellen bestehend, zu den Wurzelschwämmchen<br />
Decandolle's, welche Benennung<br />
jedoch der Verf. nicht dafür angewandt wissen will,<br />
indem schon so vielerlei mit ,, Wurzclscliwännn-<br />
chen " bezeichnet wird.<br />
Ganz ähnliche Eigentümlichkeiten beobachtete<br />
der Verfasser an den Würzelchen anderer Pflanzen,<br />
welche den Bedingungen des Keimens ausge-<br />
setzt waren; und es glaubt daher derselbe annehmen<br />
zu können, dass, da vom Keimen an eine<br />
Trennung der äussern Zellen der Wurzel von den<br />
übrigen in Folge des Wachsens im ganzen Pflan-<br />
zenreiche Regel ist, die Veränderung des Wassers,<br />
in welchem Pflanzen mit den Wurzeln eingesetzt<br />
wurden, von dem Inhalte der losgetrennten und<br />
zerstörten Zellen herrührte.<br />
Eine Exsudation dürfte mehr den Wurzelhaaren<br />
als der eigentlichen Wurzel und den Wurzelästen<br />
beizulegen sein, indem an denselben das Anhaften<br />
der feinen Erdtheilchen und Sandkörnchen<br />
besonders stattfindet. Nehmen wir hiernach au, es<br />
finde keine Exsudation der Wurzel statt, so ist<br />
doch nicht in Abrede zu stellen , dass der Boden<br />
durch den Inhalt der vom Umfange der Wurzeln<br />
abgelösten Zellen, je nach Beschaffenheit der-<br />
selben , für eine Pflanzenart verbessert und für eine<br />
andere verschlechtert werden kann.<br />
3. Wiederbelebung eines Feigenbaumes (_Ficus Ca-<br />
ricaL.~) ,<br />
der durch den Frost stark gelitten hatte.<br />
Drei Winter hindurch hatte ich einen Feigenbaum<br />
von 7 Fuss Höhe, der mich im Sommer, in<br />
Folge seines sonnigen Standorts und des reichlichen<br />
Begiessens, mit einer üppigen Blattentwickelung<br />
und mehreren starken reifen Früchten erfreuete,<br />
in einem ungeheizten Zimmer durchwintert, ohne<br />
dass die Kälte den geringsten nachtheiligen Einfiuss<br />
auf ihn ausgeübt hatte. In der Regel fing ich in<br />
der zweiten Hälfte des April an, ihn zu begiessen,<br />
und es zeigte sich dann auch bald die Vegetation<br />
in den Terminalknospen. Im Frühjahr 1847 aber<br />
blieb die Entfaltung der Knospen aus, und zu meinem<br />
Bedauern musste ich bald wahrnehmen, dass<br />
dieselben und mit ihnen die beiden letzten Glieder<br />
des vorjährigen Triebes anfingen zu vertrocknen.<br />
Ich umhüllte sämmtliclie Zweige mit Leinwand und<br />
Wolle und hielt diese durch Aufgiessen frischen<br />
Brunnenwassers mehrere Wochen hindurch feucht,<br />
in der Meinung, ihm die natürliche Wärme allmälig<br />
wiedergeben zu können. In der vierten Woche<br />
zeigten sich die Endglieder noch in demselben Sta-<br />
dium, und das scheinbare Absterben war auch nicht<br />
weiter abwärts geschritten. Ende Mai waren die<br />
beiden Endglieder sämmtlicher Zweige des Baumes<br />
abgestorben. Einige praktische Gärtner, welchen<br />
ich den Baum zeigte, erklärten ihn für erfroren;<br />
dessenungeachtet pflanzte ich ihn aus dem Topfe in<br />
den Garten an der Seite einer Fliederlaube, sodass<br />
er, von dieser beschattet, den directen Sonnenstrah-<br />
len nicht zu sehr ausgesetzt war, schnitt die ver-<br />
trockneten Glieder ab, überzog die Schnittflächen<br />
mit ßaumwachs und gab ihm in den ersten vier<br />
Wochen täglich nur einen halben Eimer Wasser.<br />
Nach jedesmaligem Begiessen lockerte ich die Erde<br />
einige Zoll tief um den Stamm herum auf und fuhr<br />
in dieser Behandlung fort bis zu den ersten Tagen<br />
des Juli; und obgleich er in dieser Zeit sich noch<br />
in demselben Zustande befand, und ich die Hoff-<br />
nung, ihn wieder zu beleben, fast aufgegeben hatte,<br />
so setzte ich doch das Begiessen nicht allein s<strong>org</strong>fältig<br />
fort, sondern vermehrte auch die Menge Wasser<br />
noch um einen halben Eimer. Am Ende des<br />
Monats hatte ich die Freude, meine Mühe belohnt<br />
zu sehen: es zeigten sich in den Achseln der Blattnarben<br />
neue Knospen. Hierauf bog ich die Zweige<br />
der Fliederlaube bei Seite, sodass er von derSonne<br />
gänzlich beschienen werden konnte, gab ihm täg-<br />
lich zwei Eimer Wasser und am 1. October 1848<br />
war er wieder dicht belaubt und 1849setzte er wie-<br />
der Früchte an.<br />
Wenn hiernach genannter Baum auch keineswegs<br />
völlig erfroren war, so glaube ich doch, dass<br />
er gänzlich vertrocknet sein würde, wenn ich obi-<br />
ges Verfahren, ihn wieder zu beleben, nicht ein-<br />
geschlagen hätte. Es dürften dalier wohl diese Zei-<br />
len manchem Leser nicht unlieb sein.