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305<br />
Zur Verständigung über den Bau der Spi-<br />
culae des Zuckerrohrs.<br />
Eine Note, welche ich in diesen Blättern im<br />
vorigen Jahrgänge unter den Text meines zweiten<br />
Grasbriefes setzte, hat zufolge eines, in der Re-<br />
gensbnrger Flora No. 7. befindlichen, an mich gerichteten<br />
Schreibens, Herrn Prof. Hocbstetter<br />
in ein weit grösseres Erstaunen versetzt, als an-<br />
derweitige meiner Aensserungen, bat ihn aber auch<br />
Wegen meiner höchst irrigen Ansicht zu dGr wohlwollenden<br />
Entschuldigung gebracht, dass es bei so<br />
delicaten Untersuchungen und Constructionen aller-<br />
dings leicht ist, in Irrungen hinein zu geratheil.<br />
Indem ich diese Entschuldigung im Allgemeinen<br />
dankbar für mich annehme, da ich schon in der<br />
Schule von einem Lehrer durch dessen eigenen Aus-<br />
ruf, als er mit dem Beweise des Pythagoräischen<br />
Lehrsatzes nicht fertig werden konnte, gelernt habe,<br />
dass Irren menschlich sei, will ich, da ich ein ent-<br />
schiedener Freund der Wahrheit bin, hier mitthei-<br />
len, worin ich mich irrte, bei welcher Auseinan-<br />
dersetzung dann die Leser finden werden , dass<br />
man höchst vorsichtig beim Aufstellen einer Ansicht,<br />
aber auch wenigstens ebenso vorsichtig beim Beur-<br />
theilen sein müsse.<br />
Da ich in der Note CBot. Zeit. 184S. Sp. S12<br />
u. 8130 sage, dass Link's Beschreibung der ßlü-<br />
thenverhältnisse der Gattung Saccharum (s. Hort.<br />
Reg. Berol. II. 300 lt. 301, nicht I, wie es in d.<br />
Bot. Zeit, durch einen Druckfehler heisst) ganz mit<br />
dem übereinstimme, was ich selbst gesehen , dass<br />
aber ein sinnstörender Druckfehler in jener Beschreibung<br />
enthalten sei, und da Hr. Prof. Hocbstetter,<br />
ohne das Buch und also die betreffende<br />
Stelle gesellen zu haben, glaubt, meine Angabe von<br />
dem sinnstörenden Druckfehler nur so verstehen zu<br />
dürfen, dass ein vermeintlicher Druckfehler dort<br />
nur den Sinn störe, welchen ich zu Gunsten meiner<br />
höchst irrigen Ansicht den Worten geben wolle,<br />
so wird es zuvörderst nöthig sein, mit der grössten<br />
Genauigkeit jene Stelle hier abdrucken zu lassen,<br />
damit das Publikum auch selbst urtheilen könne.<br />
,, 103. Saccharum H. b. 1. 236. Structura flo-<br />
ris haec est. Yalvae dune*} subaequales straminei<br />
coloris includunt ab altero latere valvulam sat<br />
magnam membranaceam, intra quam alia est non<br />
opposita sed opposita **) minor membranacea; haec<br />
amplectitur stamina et germen cum duobus stylis<br />
ftisco - plumosis. Hine patet extimam valvulam ma-<br />
*) dune offenbar Druckfehler Tür duae.<br />
**) opposita ist der sinnstörende Druckfehler , welchen<br />
ich meine, indem ich glaube, dass hier opposita stehen<br />
— 306 —<br />
jorem membranaceam pertinere ad florem nentrum,<br />
anterior*) vero ad llorem herinaphroditum. Si huic<br />
opposita est altera valvula parva est aut obsoleta."<br />
Dass in den Worten ,, non opposita sed oppo-<br />
sita" kein Gegensatz enthalten sei , sondern ein<br />
sinnstörender Druckfehler, kann, glaube ich, Niemand<br />
in Abrede stellen, aber wohl könnte man noch<br />
fragen, ob das erste, oder das zweite opposita in<br />
apposita umgewandelt werden müsse. Wenn gleich<br />
nun für mich liier kein Zweifel obwaltete, da es<br />
mir ganz deutlich schien, dass der Verf. hier auf<br />
etwas von dem gewöhnlichen Verhalten Abweichendes<br />
aufmerksam machen wollte, und es also non<br />
opposita sed adposita heissen müsse , so habe ich<br />
mich doch an den Verf. selbst gewendet, und um<br />
eine authentische Interpretation gebeten. Hr. G. R.<br />
Link hat die wohlwollende Güte gehabt, darauf<br />
einzugehen, auch von Neuem die Blülhe bei Saccharum<br />
untersucht und gefunden, dass: „hinter der<br />
grossen häutigen Klappe eine kleinere schmale<br />
häutige Klappe apposita sed non opposita sei",<br />
somit also seinen eigenen und meinen Befund<br />
bestätigt. Ein anderer sehr genauer Beobachter,<br />
G. F. W. Meyer, giebt in seiner Flora Esseque-<br />
boensis S. 66 ff. eine ausserordentlich detaillirte Be-<br />
schreibung des Zuckerrohrs (nur die Lodiculae<br />
sind nicht erwähnt), aber er sab beide Spelzen der<br />
Zwitterblüthe gleich lang, nur die opponirt ste-<br />
hende Spelze grösser, als Andere sie gesehen haben,<br />
aber immer schmächtiger, zarter als die der steri-<br />
len Deckspelze zunächst stehende; was, wie es<br />
auch nach anderen Beispielen scheint, auf eine<br />
grosse Veränderlichkeit in der Ausbildung jener<br />
Spelze hinweist.<br />
Wenn ich mich ferner über die Fassung des<br />
Gattungscharacters von Saccharum bei Kuntlt<br />
wunderte, und diese Verwunderung auch Hrn. Prof.<br />
Hochstctter auffällt, da Kunth die Charactere<br />
ganz richtig angegeben habe, aber doch meint,<br />
dass derselbe in dem 2. Theile der Agrostographie<br />
durch einen Schreib- oder Druckfehler die palea<br />
superior und inferior des fertilen Blüthchens ver-<br />
wechselt habe, so muss ich dazu bemerken, dass<br />
in dem Gattungscharacter bei Kunth nichts stellt,<br />
woraus man über die gegenseitige Stellung der Pa-<br />
leae des geschlechtslosen und geschlechtigen Blüth-<br />
chens etwas erführe, dass also, wenn man die hier<br />
befindliche Eigenthümlichkeit der Stellung nicht be-<br />
rücksichtigt, der Gattungscharacter keine falschen<br />
Angaben enthalte, dass man aber bei einer gleichsam<br />
monographischen Arbeit wohl hätte erwarten<br />
sollen, die Differenz zwischen R. Brown's und<br />
*) inferior offenbar Druckfehler statt inferiorem.