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— 251 — — 232 —<br />

Amerika. Aber noch weiter geht z. B. als rein<br />

tropische Art das Octoblepharum albidum , welches<br />

in allen heissen und Tropenländern auftritt. Mit-<br />

unter giebt es geographisch interessante correspon-<br />

dirende Arten auf den beiden Halbkugeln der Erde.<br />

So besitzt die nördliche den genieinen Ceratodon<br />

purpureus, während die südliche den zwar verwandten,<br />

aber doch verschiedenen, C. stenocarpus<br />

Br. et Seh. mit besitzt. Manche Arten gehen fast<br />

über den ganzen Erdkreis. So z. B. Barbula viuralis,<br />

Polytrichum juniperinum , Ceratodon purpureus<br />

u. s. w. Dieser weite Verbreitungsbezirk<br />

stimmt aber auch durchaus mit ihrer Häufigkeit in<br />

jedem Erdwinkel genau überein, und erklärt so<br />

den Kosmopolitismus gründlich. Andere sind nur<br />

Bewohner für Inseln und Küsten- Floren. So fin-<br />

det sich Barbula pilifera auf dem Kap der guten<br />

Hoffnung, in Chile, auf Java und Manila.<br />

und so steigen wir denn allinählig von dem<br />

Kosmopolitismus der Arten herunter zu denen, wel-<br />

che nur wenig Heiinathspunkte besitzen. Diese<br />

Punkte, wie sie ursprünglich waren, genau zu<br />

bestimmen, ist eine sehr wichtige Aufgabe der<br />

Pflanzengeograplue , indem durch ihre genaue Fest-<br />

stellung sowohl für Pflauzengeograpltie direct, wie<br />

indirect, wenn auch nicht immer, doch mitunter,<br />

für Geologie etwas Erkleckliches herauskommen<br />

kann. Ein Paar Beispiele sind vielleicht nicht überflüssig.<br />

Im vergangenen Sommer besuchte ich mein<br />

beimathliclies Thal, die grosse güldene Aue Niederthüringens<br />

in Allstedt. Eine kleine halbe Stunde<br />

von da entfernt finden sich auf dem sogenannten<br />

Frevel eine Menge bedeutender erratischer Blöcke,<br />

welche ihre Heiniath nicht in der güldenen Aue be-<br />

sitzen können , da sie ganz anderen Gebirgsarten<br />

angehören , als die Aue ringsum besitzt. Der Geolog<br />

wird sich nun natürlich nach den verwandten<br />

Gebirgsarteu in der Nachbarschaft umsehen, um<br />

einen Schluss auf ihre Abkunft zu fällen, wie z. B.<br />

die Einschlüsse von Topas, Granaten u. dgl. in den<br />

granitischen Geschieben der grossen norddeutschen<br />

Ebene ihre Abstammung von den skandinavischen<br />

Gebirgen beweisen. Wäre nun der Geolog in unserem<br />

Falle auch Botaniker, so würde er sicher-<br />

lich auch die Moose und Flechten berücksichtigen,<br />

welche auf den erratischen Blöcken von Allstedt<br />

vorkommen, und um so mehr sie würdigen, als<br />

diese Blöcke noch heute auf einem Boden, dessen<br />

Anbau ihre Grösse und Menge verhindert, liegen,<br />

wie sie vor Jahrtausenden dahin gekommen sein<br />

mögen. Dasselbe that ich auch und war sehr er-<br />

nicht besitzen kann. Unter Anderem aber fiel mir<br />

sogleich die grosse Menge der Grimmia leueophaea<br />

auf. Diese musste nun sicher von wo anders herstammen,<br />

und da sie das benachbarte Harzgebirge<br />

genug besitzt, so schloss ich, dass jene Blöcke von<br />

irgend einem Punkte desselben herübergekommen<br />

sein müssen. Ich habe, da ich kein Geolog von<br />

Profession bin , diesen Punkt nicht weiter unter-<br />

sucht, seine Erwähnung genügt aber, um auf die<br />

Wichtigkeit der Feststellung der Heimathsbezirke<br />

der Pflanzen aufmerksam zu machen. Auf dieses<br />

Faktum fussend, ist mir jetzt ein anderes leicht<br />

erklärlich. Die Andreaea Bothii ist zuerst nicht<br />

in der alpinen Region , sondern in der Ebene Norddeutschlauds<br />

auf grossen Granitblöcken von Hoth<br />

entdeckt worden. Diese Granitblöcke, welche Weber<br />

und Mohr in deren „<strong>Botanische</strong>m Taschen-<br />

buche" cippi sepulcrales etlinicorum nennen, sind<br />

nordische, skandinavische Geschiebe, und auf diese<br />

Weise ist es mir höchst wahrscheinlich, dass diese<br />

Art auf den erratischen Blöcken Skandinaviens nach<br />

Deutschland herübergeführt worden sei. Früher<br />

war mir dieses Factum ganz unerklärlich , um so<br />

mehr, als diese Art in der Ebene Deutschlands nicht<br />

mehr vorkommt. Wir hätten hier also denselben<br />

Fall in grösserem und geographisch wichtigerem<br />

Maassstabe, wie wir ihn in den Nachbarfloren der<br />

Alpen so oft finden, wo Alpenpflanzen durch mancherlei<br />

mechanische Ursachen ihre Urheimath ver-<br />

lassen und sich in der Ebene ansiedeln. In unserem<br />

Falle ist voraus nur zuzugeben , dass zur<br />

Zeit, wo die nordischen Geschiebe nach Deutsch-<br />

land kamen , oder andere in Deutschland selbst nach<br />

anderen Punkten geführt wurden, schon Pflanzen<br />

existirten. Ein ähnlicher Fall ist es, wenn z. B.<br />

Catoscopium, ein rein alpines Moos, in den Ebenen<br />

von Holland und bei München vorkommt,<br />

sollte man hier nicht auch an eine Entführung aus<br />

Alpengegenden denken ? Man nennt dieses Vorkommen<br />

ein sporadisches. Was ist aber damit erklärt?<br />

Die Heimathsbezirke können nur Docal-<br />

floren feststellen , und hierin liegt die eigentliche<br />

Bedeutung dieser Floren. Der Natur der Sache nach<br />

wird jedoch diese Aufgabe am letzten gelöst<br />

werden.<br />

Ich beabsichtige nun nicht, üi diesem Theile<br />

meines Aufsatzes, eine Geographie der Moose zu<br />

geben; ich habe es hier nur mit der Bedeutung der<br />

geographischen Verbreitung für die Systematik zu<br />

tluiu. Darum kann ich mich nur auf diejenigen<br />

staunt, auf diesen Blöcken Moosarten und Flechten Punkte einlassen, welche eine mehr praktische Seite<br />

zu finden , welche unser Thal nirgends weiter be- besitzen, und welche als Winke für andere Bryositzt<br />

und auch nach seiner Gebirgsbeschaffenheit logen und Systematiker dienen können.

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