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Amerika. Aber noch weiter geht z. B. als rein<br />
tropische Art das Octoblepharum albidum , welches<br />
in allen heissen und Tropenländern auftritt. Mit-<br />
unter giebt es geographisch interessante correspon-<br />
dirende Arten auf den beiden Halbkugeln der Erde.<br />
So besitzt die nördliche den genieinen Ceratodon<br />
purpureus, während die südliche den zwar verwandten,<br />
aber doch verschiedenen, C. stenocarpus<br />
Br. et Seh. mit besitzt. Manche Arten gehen fast<br />
über den ganzen Erdkreis. So z. B. Barbula viuralis,<br />
Polytrichum juniperinum , Ceratodon purpureus<br />
u. s. w. Dieser weite Verbreitungsbezirk<br />
stimmt aber auch durchaus mit ihrer Häufigkeit in<br />
jedem Erdwinkel genau überein, und erklärt so<br />
den Kosmopolitismus gründlich. Andere sind nur<br />
Bewohner für Inseln und Küsten- Floren. So fin-<br />
det sich Barbula pilifera auf dem Kap der guten<br />
Hoffnung, in Chile, auf Java und Manila.<br />
und so steigen wir denn allinählig von dem<br />
Kosmopolitismus der Arten herunter zu denen, wel-<br />
che nur wenig Heiinathspunkte besitzen. Diese<br />
Punkte, wie sie ursprünglich waren, genau zu<br />
bestimmen, ist eine sehr wichtige Aufgabe der<br />
Pflanzengeograplue , indem durch ihre genaue Fest-<br />
stellung sowohl für Pflauzengeograpltie direct, wie<br />
indirect, wenn auch nicht immer, doch mitunter,<br />
für Geologie etwas Erkleckliches herauskommen<br />
kann. Ein Paar Beispiele sind vielleicht nicht überflüssig.<br />
Im vergangenen Sommer besuchte ich mein<br />
beimathliclies Thal, die grosse güldene Aue Niederthüringens<br />
in Allstedt. Eine kleine halbe Stunde<br />
von da entfernt finden sich auf dem sogenannten<br />
Frevel eine Menge bedeutender erratischer Blöcke,<br />
welche ihre Heiniath nicht in der güldenen Aue be-<br />
sitzen können , da sie ganz anderen Gebirgsarten<br />
angehören , als die Aue ringsum besitzt. Der Geolog<br />
wird sich nun natürlich nach den verwandten<br />
Gebirgsarteu in der Nachbarschaft umsehen, um<br />
einen Schluss auf ihre Abkunft zu fällen, wie z. B.<br />
die Einschlüsse von Topas, Granaten u. dgl. in den<br />
granitischen Geschieben der grossen norddeutschen<br />
Ebene ihre Abstammung von den skandinavischen<br />
Gebirgen beweisen. Wäre nun der Geolog in unserem<br />
Falle auch Botaniker, so würde er sicher-<br />
lich auch die Moose und Flechten berücksichtigen,<br />
welche auf den erratischen Blöcken von Allstedt<br />
vorkommen, und um so mehr sie würdigen, als<br />
diese Blöcke noch heute auf einem Boden, dessen<br />
Anbau ihre Grösse und Menge verhindert, liegen,<br />
wie sie vor Jahrtausenden dahin gekommen sein<br />
mögen. Dasselbe that ich auch und war sehr er-<br />
nicht besitzen kann. Unter Anderem aber fiel mir<br />
sogleich die grosse Menge der Grimmia leueophaea<br />
auf. Diese musste nun sicher von wo anders herstammen,<br />
und da sie das benachbarte Harzgebirge<br />
genug besitzt, so schloss ich, dass jene Blöcke von<br />
irgend einem Punkte desselben herübergekommen<br />
sein müssen. Ich habe, da ich kein Geolog von<br />
Profession bin , diesen Punkt nicht weiter unter-<br />
sucht, seine Erwähnung genügt aber, um auf die<br />
Wichtigkeit der Feststellung der Heimathsbezirke<br />
der Pflanzen aufmerksam zu machen. Auf dieses<br />
Faktum fussend, ist mir jetzt ein anderes leicht<br />
erklärlich. Die Andreaea Bothii ist zuerst nicht<br />
in der alpinen Region , sondern in der Ebene Norddeutschlauds<br />
auf grossen Granitblöcken von Hoth<br />
entdeckt worden. Diese Granitblöcke, welche Weber<br />
und Mohr in deren „<strong>Botanische</strong>m Taschen-<br />
buche" cippi sepulcrales etlinicorum nennen, sind<br />
nordische, skandinavische Geschiebe, und auf diese<br />
Weise ist es mir höchst wahrscheinlich, dass diese<br />
Art auf den erratischen Blöcken Skandinaviens nach<br />
Deutschland herübergeführt worden sei. Früher<br />
war mir dieses Factum ganz unerklärlich , um so<br />
mehr, als diese Art in der Ebene Deutschlands nicht<br />
mehr vorkommt. Wir hätten hier also denselben<br />
Fall in grösserem und geographisch wichtigerem<br />
Maassstabe, wie wir ihn in den Nachbarfloren der<br />
Alpen so oft finden, wo Alpenpflanzen durch mancherlei<br />
mechanische Ursachen ihre Urheimath ver-<br />
lassen und sich in der Ebene ansiedeln. In unserem<br />
Falle ist voraus nur zuzugeben , dass zur<br />
Zeit, wo die nordischen Geschiebe nach Deutsch-<br />
land kamen , oder andere in Deutschland selbst nach<br />
anderen Punkten geführt wurden, schon Pflanzen<br />
existirten. Ein ähnlicher Fall ist es, wenn z. B.<br />
Catoscopium, ein rein alpines Moos, in den Ebenen<br />
von Holland und bei München vorkommt,<br />
sollte man hier nicht auch an eine Entführung aus<br />
Alpengegenden denken ? Man nennt dieses Vorkommen<br />
ein sporadisches. Was ist aber damit erklärt?<br />
Die Heimathsbezirke können nur Docal-<br />
floren feststellen , und hierin liegt die eigentliche<br />
Bedeutung dieser Floren. Der Natur der Sache nach<br />
wird jedoch diese Aufgabe am letzten gelöst<br />
werden.<br />
Ich beabsichtige nun nicht, üi diesem Theile<br />
meines Aufsatzes, eine Geographie der Moose zu<br />
geben; ich habe es hier nur mit der Bedeutung der<br />
geographischen Verbreitung für die Systematik zu<br />
tluiu. Darum kann ich mich nur auf diejenigen<br />
staunt, auf diesen Blöcken Moosarten und Flechten Punkte einlassen, welche eine mehr praktische Seite<br />
zu finden , welche unser Thal nirgends weiter be- besitzen, und welche als Winke für andere Bryositzt<br />
und auch nach seiner Gebirgsbeschaffenheit logen und Systematiker dienen können.