Botanische Zeitung - hibiscus.org - preview site
Botanische Zeitung - hibiscus.org - preview site
Botanische Zeitung - hibiscus.org - preview site
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
— 573 — 574 —<br />
wurde, und dass die Systematik sie ganz vernachlässigte.<br />
Hei vielen Florideen, wo die Bestimmung<br />
der Art die Hülfe des Microscops erfordert, wie<br />
hei den Calütliamnieen und Polysiplionieen sind sie<br />
indess gesehen worden. Bei den übrigen Florideen<br />
gehen die Antheridienexemplare gewöhnlich als<br />
steril. So fand ich z. ß. hei Lomenlaria Kali-<br />
formis an zwei Exemplaren, die ich hei flüchtiger<br />
jnicroscopischer Ansicht nach dem Sammeln als<br />
steril bezeichnet hatte, später als ich genau nach-<br />
sehen wollte, ob nicht etwa Anfänge der Sporen -<br />
oder Keimzellenbildung da wären, die Antheridien<br />
in Menge. Sie bestehen hier, in ähnlicher Weise<br />
wie bei Nitophyllum, aus einer Lage von Saainen-<br />
fadenbläschen, welche das Laub bedeckt.<br />
Ich bin überzeugt, dass man die Antheridien,<br />
sobald man aufmerksam darnach sucht, auch con-<br />
stant finden wird. Mit ihnen Verhaltes sich gegenüber<br />
der Sporenbildung, wie mit dieser gegenüber<br />
der Keimzellenbildung. In den Herbarien sind<br />
Exemplare mit Keiuihäufclien oder Keimbehältern<br />
durchschnittlich am häufigsten, bei manchen Gat-<br />
tungen trifft man mir selten auf Sporenexemplaie.<br />
Die Keimhäufchen und Keimbehälter sind dem<br />
blossem Auge sichtbar, und beim Sammeln greift<br />
man natürlich eher nach denjenigen Exemplaren,<br />
au denen man schon von weitem Fructification bemerkt.<br />
Dennoch ist die Sporenbildung im Ganzen<br />
häufiger, und wenn man von einer Art eine grössere<br />
Auzahl von Exemplaren ohne Rücksicht auf Fructi-<br />
fication sammelt und sie nachher sortirt, so findet<br />
man in der Regel mehr Sporenexemplare darunter.<br />
Zur Auffindung der Antheridien braucht es, mit<br />
Ausnahme von Polysiphonia, wo die Loupe wenigstens<br />
für die frischen Exemplare genügt, die Anwendung<br />
des Microscops und zudem oft eine sehr<br />
genaue Untersuchung , während die Loupe in der<br />
Regel die Sporen deutlich erkennen lässt , und oft<br />
schon das blosse Auge bei s<strong>org</strong>fältiger Betrachtung<br />
sie wahrnimmt. Es ist daher sehr begreiflich dass<br />
bis jetzt die erkannten Antheridienexemplare so<br />
selten sind. — Ich habe einzig von Polysiphonia<br />
fibrata eine grössere Anzahl von Individuen mit<br />
Rücksicht auf das numerische A r erhältniss der Antheridienexemplare<br />
untersucht. Unter Exemplaren<br />
welche zur nämlichen Zeit auf demselben Stand-<br />
orte in England ohne Rücksicht auf ihre Fructifi-<br />
cation gesammelt wurden, fand ich 355 mit Sporen.<br />
260 mit Antheridien und 196 mit Keimbehältern'.<br />
Mit Rücksicht auf die Stellung der Antheridien<br />
und Sporaugien haben die Laubmoose eine herma-<br />
phroditische, monöcische oder diöcische Inflorescenz.<br />
Die Characeen sind ein- oder zweihäusig. Die<br />
Florideen sind wie ein Theil der Lebermoose drei-<br />
häusig , indem die einen Individuen nur Sporen, die<br />
anderen nur Antheridien, die dritten nur Keim-<br />
häufchen oder Keimbehälter tragen. Diese That-<br />
sachen sprechen es so zu sagen schon von selbst<br />
aus, dass die Antheridien ein zur Fortpflanzung gehöriges<br />
Organ sind. Sind sie aber diess, so kann<br />
ihre Deutung wohl nicht zweifelhaft sein.<br />
Diess sind in Kurzem die Gründe, warum ich<br />
die Antheridien überhaupt für die männlichen Organe<br />
seit längerer Zeit hielt und noch halte. Wigand<br />
sagt irriger Weise, ich habe mich durch den<br />
einzigen Grund , „weil sonst eine Deutung mangeln<br />
würde", bestimmen lassen, jene Bläschen für die<br />
männlichen Organe der Florideen zu erklären. Die<br />
angeführten Worte, wenn er genau referiren wollte,<br />
gelten aber bloss der Identifiziruug der Antheridien<br />
der Florideen mit denen der übrigen Cryptogamen,<br />
keineswegs ihrer physiologischen Deutung.<br />
Als ich die Antheridien auf dem Farrnvorkeime<br />
fand, war diese Thatsache allerdings geeignet,<br />
über die Function derselben für einen Augenblick<br />
Zweifel zu erregen , welche mir indess später bei<br />
Erwägung aller Gründe dafür und dagegen nicht<br />
mehr haltbar schienen , und welche nun jedenfalls<br />
ganz schwinden müssen, seitdem das dazugehörige<br />
weibliche Organ aufgefunden ist. Wigand frei-<br />
lich hat sich gegen einen ßefruchtungsakt auf dein<br />
Farrnvorkeim erklärt. Seine Gründe scheinen mir<br />
indess nicht haltbar, und wenn ich auch glaube,<br />
dass die Entdecker des sogenannten Embryosackes<br />
im Detail der Schilderung zu weit gegangen sind,<br />
so mnss doch ihre Deutung der Organe im Allgemeinen<br />
richtig sein. Ich bin nicht gesonnen, in<br />
die hypothetischen Raisonnements von Wigand<br />
(_[>ag. 73 ff.) einzutreten. Nachdem die Anwesen-<br />
heit beider Organe und die Elitwickelung des einen<br />
zu einem Keime constatirt war, niusste ein begründeter<br />
Einwurf sich darauf beschränken, zu<br />
zeigen , dass die Saamenfäden nicht zu dem weib-<br />
lichen Organ gelangen können. Diess ist aber nicht<br />
geschehen. Bei Florideen und Characeen ist das<br />
Wasser, in welchem sie wachsen, das leitende<br />
Medium. Auf dem Vorkeime der Farm, welcher<br />
nur an feuchten, schattigen Stellen wächst, ist na-<br />
mentlich nach Thau und Regen mehr als hinreichend<br />
Feuchtigkeit vorhanden für die Bewegung<br />
der Saamenfäden. Bei Laubmoosen mit herma-<br />
phroditischer Inflorescenz befinden sich die Antheri-<br />
dien in der Nähe der Sporaugien. Bei den übri-<br />
gen monöcischen und diöcischen Moosen allein<br />
könnte man einige Schwierigkeit wegen des Maugels<br />
eines nassen Weges zwischen den beiden Or-<br />
ganen finden; allein ich sehe nicht ein, warum die<br />
Saamenfäden nicht durch die Luft zu den weih.<br />
32 *