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wickelt sich nun die beblätterte und bewurzelte<br />
Farrnpflanze weiter.<br />
Was bei dem beschriebenen V<strong>org</strong>ange am mei-<br />
sten auffällt, und wohl geeignet ist, von vornherein<br />
einen Verdacht gegen die Wichtigkeit desselben zu<br />
erwecken, ist gerade die grosse Vollständigkeit und<br />
Abrundung des dargestellten Processes, nämlich<br />
eine Beschreibung, die nicht sowohl auf eine Beurtheilung<br />
einer Reihe einzelner Entwickelungszustände<br />
, als vielmehr auf die directe Beobachtung<br />
des Entwickelungsprozesses selbst schliessen lässt,<br />
— eine so specielle Angabe über die Gleichzeitig-<br />
keit und die Aufeinanderfolge der verschiedenen<br />
Momente , wie sie uns um so weniger durch die<br />
Vergleicliung verschiedener Knt Wickelungsstufen<br />
verbürgt wird, als nach des Verfassers Angabe die<br />
Beobachtung nur an künstlich präparirteu (mit der<br />
Nadel aus dem Zusammenhange des Lagers heraus-<br />
getrenntenj Organen gemacht werden konnte. Kurz,<br />
es drängt sieb dem Leser bei der ganzen Darstel-<br />
lung die Ueberzeugung auf, dass die einzelnen<br />
Stadien nach einem künstlich v<strong>org</strong>efassten Plane<br />
aneinandergereiht sind, dass das Ganze nicht auf<br />
kritischer Beobachtung , sondern auf Speculation<br />
beruhe. Ausser diesen, aus der Darstellung des<br />
Verfassers selbst herv<strong>org</strong>ehenden Bedenken, und<br />
ausser der Hinweisung auf die frühere Nachwei-<br />
sung , dass die erste Bedingung dieses Befruchtungs-<br />
actes: das Eintreten der Spiralfäden in die ,,Saamenknospe"<br />
als eine regelmässige und gesetz massige<br />
Erscheinung nicht existire , weiss ich der obigen<br />
Darstellung des V<strong>org</strong>anges innerhalb der „Keim-<br />
sackhöhle'' weiter nichts entgegenzustellen, als den<br />
Umstand , dass ich bei meinen Untersuchungen auch<br />
keinen Audeutunges desselben begegnet bin. —<br />
Wie ist nun aber mit meinem Widerspruch gegen<br />
die Berliner Entdeckung die genaue Beschreibung<br />
der direct beobachteten Befruchtung in Eiuklang<br />
zu bringen, die noch dazu durch namhafte<br />
Zeugenaussagen eines Oschatz und Munter,<br />
and sogar von Link*) und Ehrenberg verbürgt<br />
ist, Männer, denen es schwer ist, einen so bedeu-<br />
tenden gemeinschaftlichen Irrthum unterzulegen?<br />
Welche Thatsachen finden sich, die zu einem solchen<br />
Irrthume Veranlassung gegeben haben können,<br />
von der Art, dass sich die Behauptung dieser<br />
Zeugen vielleicht aus einer irrthümlichen Auffas-<br />
sung oder befangenen Beurtheilung jener Thatsachen<br />
erklären Hesse? Kurz, der Leser, wenn er auch<br />
meiner Darstellung Glauben schenken sollte, kann<br />
*) Insofern nämlich derselbe IMünter's Berufung auf<br />
sein Zcugniss (Bot. <strong>Zeitung</strong> 1S48. pag. 4i.) Dicht des-<br />
avouirt hat.<br />
sich nicht zu der Annahme verstehen, dass die<br />
Beobachtung solcher Männer rein aus der Luft ge-<br />
griffen sei; mit anderen Worten, man verlangt<br />
vom Widerleger einer Ansicht nicht nur die Begründung<br />
seiner Behauptung, sondern auch die Erklärung<br />
des bestrittenen Irrthumes. Zur Lösung<br />
dieser Schwierigkeit kann ich nur folgende Andeu-<br />
tungen geben.<br />
Was zunächst den ersten Punkt, die Bewegung<br />
der ans den eigenthümlichen Säcken am hinteren<br />
Theile des Vorkeimes ausgetretenen Fäden zu den<br />
Eychen und ihr Eintreten in dieselben betrifft: sind<br />
denn eigentlich die Aussagen jener Botaniker wirk-<br />
lich so zu verstehen, dass sie diesen V<strong>org</strong>ang als<br />
solchen, als unmittelbar beobachtet, hinstellen ? Ich<br />
glaube nicht. Munter zwar giebt ausdrücklich<br />
au, dass sich die Spiralfädeu zu 3—5 rasch zu<br />
den kraterförmigeu Hügelcheu hinbewegen und in<br />
deren Oeffnung eintreten , — dagegen behauptet<br />
Ehrenberg aber, nur ein Paar Fäden in der<br />
Höhle gefunden zu haben. Sumiiiski selbst be-<br />
schreibt zunächst, dass sich zu einer gewissen Zeit<br />
2 — 5 Fäden in der Höhle finden, und fügt hinzu:<br />
„aus den geplatzten Spiralfaden<strong>org</strong>anen nämlich.<br />
bewegen sich zu dieser Zeit die Spiralfädeu mit<br />
Hülfe ihrer Wimpern zu den Keimsackhöhlen hin,<br />
und dringen in dieselben ein." Was diesen letzten<br />
Satz betrifft, so geht theils aus Verknüpfungs-<br />
art mit dem vorhergehenden, besonders aber daraus,<br />
dass derselbe zwei entschieden nicht direct beobachtete<br />
Data: 1) die Beschränkung der Bewegung<br />
der Fäden auf eine gewisse Zeit (da ausgemachter<br />
Weise in allen Alterszustäuden des Vorkeimes<br />
Spiralläden<strong>org</strong>ane reifen und ihren Inhalt entlassen,<br />
die Fäden aber nicht etwa durch einen besonderen<br />
Trieb aus ihrer unbestimmten Bewegung zu einer<br />
gewissen Zeit nach ihrem Bestimmungsorte gelenkt<br />
werden können); 2) die Hypothese von den Wim-<br />
pern, als Mittel der Bewegung, enthält, hervor, dass<br />
dieser ganze Satz keine unmittelbare Thatsache be-<br />
hauptet, sondern nur zur Erklärung der im vorhergehenden<br />
Satze beschriebenen Erscheinung die-<br />
nen soll, wobei nur die Zusammenstellung derselben<br />
in gleicher assertorischer Behauptungsform zu<br />
tadeln ist. Hält man diess mit der erwähnten Abweichung<br />
in den Aussagen von Munter und Ehrenberg<br />
zusammen, so darf man wohl ziemlich<br />
sicher annehmen, dass sich die wirkliche Beobach-<br />
tung der Berliner Forscher darauf beschränkt, dass<br />
dieselben einige Spiralfäden in der Höhle wahrgenommen<br />
haben, und dass die übrigen Angaben nur<br />
als Erklärungsversuch hinzugefügt sind. Gegen die-<br />
ses Factum, obgleich ich dasselbe nicht bestätigen,<br />
und sogar nach meiner Anschauung von dem In-