06.04.2013 Aufrufe

Botanische Zeitung - hibiscus.org - preview site

Botanische Zeitung - hibiscus.org - preview site

Botanische Zeitung - hibiscus.org - preview site

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

— 91 — 92 —<br />

wickelt sich nun die beblätterte und bewurzelte<br />

Farrnpflanze weiter.<br />

Was bei dem beschriebenen V<strong>org</strong>ange am mei-<br />

sten auffällt, und wohl geeignet ist, von vornherein<br />

einen Verdacht gegen die Wichtigkeit desselben zu<br />

erwecken, ist gerade die grosse Vollständigkeit und<br />

Abrundung des dargestellten Processes, nämlich<br />

eine Beschreibung, die nicht sowohl auf eine Beurtheilung<br />

einer Reihe einzelner Entwickelungszustände<br />

, als vielmehr auf die directe Beobachtung<br />

des Entwickelungsprozesses selbst schliessen lässt,<br />

— eine so specielle Angabe über die Gleichzeitig-<br />

keit und die Aufeinanderfolge der verschiedenen<br />

Momente , wie sie uns um so weniger durch die<br />

Vergleicliung verschiedener Knt Wickelungsstufen<br />

verbürgt wird, als nach des Verfassers Angabe die<br />

Beobachtung nur an künstlich präparirteu (mit der<br />

Nadel aus dem Zusammenhange des Lagers heraus-<br />

getrenntenj Organen gemacht werden konnte. Kurz,<br />

es drängt sieb dem Leser bei der ganzen Darstel-<br />

lung die Ueberzeugung auf, dass die einzelnen<br />

Stadien nach einem künstlich v<strong>org</strong>efassten Plane<br />

aneinandergereiht sind, dass das Ganze nicht auf<br />

kritischer Beobachtung , sondern auf Speculation<br />

beruhe. Ausser diesen, aus der Darstellung des<br />

Verfassers selbst herv<strong>org</strong>ehenden Bedenken, und<br />

ausser der Hinweisung auf die frühere Nachwei-<br />

sung , dass die erste Bedingung dieses Befruchtungs-<br />

actes: das Eintreten der Spiralfäden in die ,,Saamenknospe"<br />

als eine regelmässige und gesetz massige<br />

Erscheinung nicht existire , weiss ich der obigen<br />

Darstellung des V<strong>org</strong>anges innerhalb der „Keim-<br />

sackhöhle'' weiter nichts entgegenzustellen, als den<br />

Umstand , dass ich bei meinen Untersuchungen auch<br />

keinen Audeutunges desselben begegnet bin. —<br />

Wie ist nun aber mit meinem Widerspruch gegen<br />

die Berliner Entdeckung die genaue Beschreibung<br />

der direct beobachteten Befruchtung in Eiuklang<br />

zu bringen, die noch dazu durch namhafte<br />

Zeugenaussagen eines Oschatz und Munter,<br />

and sogar von Link*) und Ehrenberg verbürgt<br />

ist, Männer, denen es schwer ist, einen so bedeu-<br />

tenden gemeinschaftlichen Irrthum unterzulegen?<br />

Welche Thatsachen finden sich, die zu einem solchen<br />

Irrthume Veranlassung gegeben haben können,<br />

von der Art, dass sich die Behauptung dieser<br />

Zeugen vielleicht aus einer irrthümlichen Auffas-<br />

sung oder befangenen Beurtheilung jener Thatsachen<br />

erklären Hesse? Kurz, der Leser, wenn er auch<br />

meiner Darstellung Glauben schenken sollte, kann<br />

*) Insofern nämlich derselbe IMünter's Berufung auf<br />

sein Zcugniss (Bot. <strong>Zeitung</strong> 1S48. pag. 4i.) Dicht des-<br />

avouirt hat.<br />

sich nicht zu der Annahme verstehen, dass die<br />

Beobachtung solcher Männer rein aus der Luft ge-<br />

griffen sei; mit anderen Worten, man verlangt<br />

vom Widerleger einer Ansicht nicht nur die Begründung<br />

seiner Behauptung, sondern auch die Erklärung<br />

des bestrittenen Irrthumes. Zur Lösung<br />

dieser Schwierigkeit kann ich nur folgende Andeu-<br />

tungen geben.<br />

Was zunächst den ersten Punkt, die Bewegung<br />

der ans den eigenthümlichen Säcken am hinteren<br />

Theile des Vorkeimes ausgetretenen Fäden zu den<br />

Eychen und ihr Eintreten in dieselben betrifft: sind<br />

denn eigentlich die Aussagen jener Botaniker wirk-<br />

lich so zu verstehen, dass sie diesen V<strong>org</strong>ang als<br />

solchen, als unmittelbar beobachtet, hinstellen ? Ich<br />

glaube nicht. Munter zwar giebt ausdrücklich<br />

au, dass sich die Spiralfädeu zu 3—5 rasch zu<br />

den kraterförmigeu Hügelcheu hinbewegen und in<br />

deren Oeffnung eintreten , — dagegen behauptet<br />

Ehrenberg aber, nur ein Paar Fäden in der<br />

Höhle gefunden zu haben. Sumiiiski selbst be-<br />

schreibt zunächst, dass sich zu einer gewissen Zeit<br />

2 — 5 Fäden in der Höhle finden, und fügt hinzu:<br />

„aus den geplatzten Spiralfaden<strong>org</strong>anen nämlich.<br />

bewegen sich zu dieser Zeit die Spiralfädeu mit<br />

Hülfe ihrer Wimpern zu den Keimsackhöhlen hin,<br />

und dringen in dieselben ein." Was diesen letzten<br />

Satz betrifft, so geht theils aus Verknüpfungs-<br />

art mit dem vorhergehenden, besonders aber daraus,<br />

dass derselbe zwei entschieden nicht direct beobachtete<br />

Data: 1) die Beschränkung der Bewegung<br />

der Fäden auf eine gewisse Zeit (da ausgemachter<br />

Weise in allen Alterszustäuden des Vorkeimes<br />

Spiralläden<strong>org</strong>ane reifen und ihren Inhalt entlassen,<br />

die Fäden aber nicht etwa durch einen besonderen<br />

Trieb aus ihrer unbestimmten Bewegung zu einer<br />

gewissen Zeit nach ihrem Bestimmungsorte gelenkt<br />

werden können); 2) die Hypothese von den Wim-<br />

pern, als Mittel der Bewegung, enthält, hervor, dass<br />

dieser ganze Satz keine unmittelbare Thatsache be-<br />

hauptet, sondern nur zur Erklärung der im vorhergehenden<br />

Satze beschriebenen Erscheinung die-<br />

nen soll, wobei nur die Zusammenstellung derselben<br />

in gleicher assertorischer Behauptungsform zu<br />

tadeln ist. Hält man diess mit der erwähnten Abweichung<br />

in den Aussagen von Munter und Ehrenberg<br />

zusammen, so darf man wohl ziemlich<br />

sicher annehmen, dass sich die wirkliche Beobach-<br />

tung der Berliner Forscher darauf beschränkt, dass<br />

dieselben einige Spiralfäden in der Höhle wahrgenommen<br />

haben, und dass die übrigen Angaben nur<br />

als Erklärungsversuch hinzugefügt sind. Gegen die-<br />

ses Factum, obgleich ich dasselbe nicht bestätigen,<br />

und sogar nach meiner Anschauung von dem In-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!