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109 — HO —<br />

treten einer bestimmten Gliederung einer vorher<br />

ungegliederten Bildung , in der Differenzirung einer<br />

einfachen Form von weniger bestimmten Umrissen<br />

in unterschiedene Organe von bestimmtem Formen-<br />

kreise und ihrem Bildlingsgesetze nach entgegen-<br />

gesetzt, wie Stengel, Wurzel, Blatt, eine höhere<br />

Potenzirung der nur einem Bildlingsgesetze unterworfenen<br />

Daubform erkennen müssen, — so haben<br />

wir bei den Farrnliräuteru die mit Wurzeln und<br />

Blättern versehene Pflanze, gegenüber dem Vorkeime,<br />

lediglich als Metamorphose zu betrachten,<br />

und es ist hierbei bemerkenswert)! , dass diese Metamorphose<br />

nicht an einer und derselben Hauptaxe<br />

(ein Gegensatz zwischen Stengel und Wurzel zeigt<br />

sich, wie gesagt, bereits am Vorkeime, aber noch<br />

keine Blattbildung*)), sondern erst an einer Sei-<br />

tenaxe auftritt. — Man hat bisher bei den Kryptogamen<br />

kein Analogon von der Metamorphose der<br />

höheren Gewächse gefunden. Aber das Auftreten<br />

des beblätterten Pflänzchens aus dem Vorkeime ist<br />

in ähnlicher Weise eine Metamorphose, wie die<br />

Blüthenbildung gegenüber dem belaubten Stengel bei<br />

den Phanerogamen einer Metamorphose zugeschrie-<br />

ben wird. Eben diess zeigen die Moose. Das be-<br />

blätterte Moospflänzchen entspringt aus dem faden-<br />

artigen Vorkeime nicht, wie man bisher und auch<br />

*) Es sei mir vergönnt , hier einen flüchtigen, an einer<br />

früheren Stelle unterdrückten Gedanken hinzuwerfen, uhne<br />

aber im Geringsten Gewicht darauf zu legen. Die physiologische<br />

Bedeutung der Eythen blieb uns im Vorhergehenden<br />

unbekannt, die morphologische Bedeutung habe<br />

ich ganz unerwähnt gelassen, — aber wie nun ,- wenn<br />

für die letztere dennoch eine gewisse Andeutung in der<br />

Entwickelungsgeschichte jenes Organs läge? wenn wir nun<br />

aus dem oben angeführten Umstände, dass sich dasselbe,<br />

wenn anders meine .Beobachtung in diesem Punkte rich-<br />

tig ist, von der Spitze gegen die Basis hin entwickelt,<br />

auf eine morphologische Uebercinstinimung mit dem Blatte<br />

der höheren Pflanzen schliefen dürften? ein Schluss, der<br />

noch eine nicht unwichtige Unterstützung bekommt durch<br />

die entschiedenen Andeutungen eines Ueberganges der<br />

Eychcn zu den Blättern an demselben Individuum, indem<br />

dieselben nämlich in einigen Fällen zahlreich auf einen<br />

Punkt zusammengedrängt, und durch eine ungewöhnliche<br />

Ausdehnung bereits ebenso die erste Anlage zur Scitenaxe<br />

zu bilden schienen, wie das Ende der letztereu ja<br />

später als Knospe fast nur aus Blattern zusammengesetzt<br />

erscheint. — Alsdann beruhte die im Texte bezeichnete<br />

niedere Metamorphosenstule des Vorkeimes, gegenüber der<br />

späteren Form , nicht sowohl in dem Mangel einer Gliederung<br />

in entgegengesetzte Organe, sondern nur darin<br />

dass die Blatt<strong>org</strong>ane in dieser Lebensperiode auf einer<br />

niederen Entwickelungsstufe stehen blieben , und dass andererseits<br />

noch keine regelmässige Anordnung derselben<br />

an der Axe eingetreten wäre, — obgleich der früher erwähnte<br />

Fortschritt im Auftreten dieser Organe von hinten<br />

nach vorn, also in der Richtung, wie sich das Lager<br />

entwickelt, allerdings schon dem Hauptgesetze der Blattern«<br />

ickelung bei den höheren Pflanzen entspricht.<br />

noch Sclileiden angenommen hat, durch Verei-<br />

nigung mehrerer Faden zu einem Stämmchen, sondern<br />

ganz wie Nägeli angiebt*), dessen Beobachtungen<br />

ich in dieser Beziehung bestätigen kann<br />

als ein aus dem Vorkeime seitlich entspringender<br />

Zweig, in welchem die Anordnung der Zellen, zwar<br />

im Wesentlichen der im Vorkeime entsprechend,<br />

jedoch eine Steigerung erfährt. Das Moospflänzchen<br />

ist eine Metamorphose des Vorkeimes. Für dieses<br />

Eintreten der Metamorphose erst an einer seeundä-<br />

ren Axe werden wir erinnert, an eine ähnliche Erscheinung<br />

bei den Phanerogamen. Bei den bei weitem<br />

meisten Pflanzen erscheinen die Blüthen als<br />

Zweige , und besonders bei den perennirenden Gewächsen<br />

mit holzigem Stengel (Bäume und Sträu-<br />

cher) ist bekanntlich eine gewisse Anzahl von auf-<br />

einander folgenden seeundären Axen gar nicht zur<br />

Blüthenbildung fähig, und erst die Axen von einer<br />

gewissen späteren Generation erleiden diese höhere<br />

Potenzirung in der Metamorphose des Stengels und<br />

Blattes, so wie es zur Vorbereitung der Differenzi-<br />

rung in Axe und Blatt, gegenüber dem laub- oder<br />

fadenartigen Vorkeime bei Farrn und Moosen nur<br />

einer einzigen Generation bedarf. — Es scheint daher,<br />

als werden durch die Wiederholung der Axe<br />

in den Zweigen , nicht bloss wegen der weiteren<br />

Entfernung vom Anfangspunkte, sondern wegen der<br />

Wiederholung an sich, die Säfte in der Art gestei-<br />

gert, resp. der Bilduugstrieb abgelenkt, dass erst<br />

dadurch jene höheren Gesetze zur Entwickelung<br />

kommen können. Diese physiologische Ursache der<br />

Metamorphose nehmen wir aber natürlich nur so<br />

unbestimmt an , sie ist uns denkbar, aber ihrer nä-<br />

heren Beschaffenheit nach unbekannt. Wäre die<br />

von Sumin'ski gemachte Entdeckung richtig gewesen,<br />

so wäre diess insofern interessant, weil<br />

uns dadurch jene Ursache der Ablenkung oder Steigerung<br />

des Bildungstriebes näher bestimmt worden<br />

wäre; es ginge daraus hervor, dass es nicht bloss<br />

einer Veredlung der Pflanzensäfte, sondern eines<br />

bestimmten eigenthümlichen V<strong>org</strong>anges bedarf, näm-<br />

lich der Zusammenwirkung zweier verschiedener<br />

Organe um eine Zelle des Vorkeimes zu disponi-<br />

ren, einen Zweig, und zwar einen Zweig von höherer<br />

Potenz zu bilden, — so wie durch das Aufeinanderwirken<br />

zweier Organe bei den Geschlechts-<br />

pflanzeu eine Zelle disponirt wird, das Wesen der<br />

ganzen Pflanze in sich zur Erscheinung zu brin-<br />

gen, d. h. ein neues Individuum in sich zu erzeu-<br />

gen. Dass aber mit dieser Analogie noch keine<br />

Versetzung der Farrnkräuter (und in natürlicher<br />

Consequenz auch der Moose) gerechtfertigt sein<br />

*) Zeitschr. für wissensch. Bot. 2. Heft.<br />

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