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die aucli ganz ausbleibt. (Involucrum abortn oli-<br />
gophyllum, monopltyllum, imlliim.)<br />
Da manche Botaniker beanstanden möchten,<br />
den bei Synd. tuberosum von mir als Involucrum<br />
bezeichneten Blattkreis als solches anzuerkennen,<br />
andere vielleicht der BlumenhüUe überhaupt keinen<br />
besonderen Wertli beizulegen geneigt sind , und<br />
eine dritte Klasse mir möglicherweise vorwirft,<br />
Ungleichartiges und üugleichwerthiges zusammenzuwerfen,<br />
so muss ich wohl in thunlichster Kürze<br />
einerseits das Verhältniss der Blumenhüllen zum<br />
Blüthenstände und ihren systematischen Wert», an-<br />
dererseits ihre Zusammensetzung und Entstehungs-<br />
weise auseinandersetzen.<br />
Vom physiologischen Standpunkte aus betrach-<br />
tet ist Alles Blüthenluille , was einen Blüthenstaud<br />
umhüllt, also auch der scheidenartig erweiterte, die<br />
unentwickelte Dolde fast hermetisch einschliessende<br />
Blattstiel des derselben zunächst sitzenden Stängel-<br />
blattes der Archangelica officinalis, der Angelica<br />
sylvestris und anderer Vmbelliferen , ferner die<br />
Spätlia der Aroideen, die blattartigen Nebenblät-<br />
ter mancher Leguminosen, die Schuppen unterhalb<br />
der Weiden - Kätzchen , die obersten Blattscheiden<br />
mancher Gräser u. s. w. u. s. w. Diesen Standpunkt<br />
muss der wissenschaftliche Botaniker verwerfen,<br />
sobald wie es sich darum handelt, durchgreifende<br />
Gesetze im Reiche der Pflanzengestalten nachzuweisen<br />
; die Verrichtungen , die unwesentlicheren<br />
wenigstens, binden sich bei den Pflanzen eben so<br />
wenig wie bei den Thieren, nicht an einzelne Organe<br />
oder Organkreise, sondern erscheinen unserm<br />
Auge oft willkührlich vertheilt. Beinen wird aufgegeben<br />
, als Fühler, als Raub<strong>org</strong>aue, als Kiefer,<br />
als Flossen, wohl gar als Kiemen zu funktioniren;<br />
Flügel müssen die Rolle der Flossen, dafür aber<br />
auch Flossen diejenige der Flügel übernehmen;<br />
Blattstiele, Nebenblätter, Blüthenstände werden als<br />
Haft<strong>org</strong>ane verwendet; Kelche müssen den Früch-<br />
ten als Hülle dienen; Kelche, Deckblätter, Fruchthüllen<br />
und Griffel, theilen sich mit dem Haarschopf<br />
der Saamen und dem flügelartigen Saamenrande in<br />
die aeronautischen Aufgaben derVersaamung, u.s. w.<br />
u. s. w. Der Morpholog lässt durch die Funktionen<br />
sich nicht irren , sondern hält sich an die Aufein-<br />
anderfolge der Organe, au den Platz, welchen das<br />
Organ am Körper einnimmt; die Einfügung ist für<br />
ihn das Norm- und Namen -Gebende. Ob er ein<br />
Deckblatt unterhalb einer grossen Blume mit seinem<br />
schärfsten Glase aufsuchen müsse, oder dasselbe<br />
für sich selbst als Schirm gegen Sonne und Regen<br />
brauchen könne , gilt ihm gleich ; für beide Gestal-<br />
tungen hat er nur einen Namen, in beiden sieht er<br />
dasselbe Organ. Und entwickelt es sich seinen<br />
leiblichen Augen gar nicht, so lässt er sich, dem<br />
Astronomen gleich , der die störenden Einflüsse erst<br />
in Anschlag bringt, nachdem er eine Planetenbahn<br />
nach der Theorie berechnet, dennoch nicht irre<br />
machen , und trägt das Organ als todtgsboren (fehl-<br />
geschlagen) ein, wenigstens die Stelle bezeichnend,<br />
an welcher es hätte erscheinen sollen. Für den<br />
Morphologen ist der erste wirkliche Organenkreis<br />
einer Blume ein Kelch, der zweite eine Krone,<br />
gleichviel ob er Conium macuTatum oder Pliysalis<br />
Alkekengi, Myosurus minimus oder Paeonia officinalis<br />
vor sich hat. Und Involucrum oder Blüthenstandshülle<br />
hat der Morpholog oder Organograph<br />
jeden Blattkreis zu nennen, der zum Blüthenstände<br />
sich verhält wie der Kelch zur einzelnen Blume,<br />
d. lt. den Blattkreis, der das Ende der vegetativen<br />
und den Anfang der reproductiven Pflanze bezeich-<br />
net, mit dem der eigentliche, typische Blüthen-<br />
staud beginnt. Dass Blüthenstaud und Blütheuzweig,<br />
d. h. ein Zweig, der selbst einen typischen Blü-<br />
thenstaud trägt (wie z. B. die Blüthenzweige der<br />
Euphorbien, deren eigentliche Inflorescenz von<br />
dem kelchähnlichen fünfblättrigen *) Involucrum<br />
umzäunt wird, wie die Blüthenzweige einer Angelica<br />
, eines Carduus u. s. w.) nicht dürfen verwechselt<br />
werden, versteht sich von selbst, sobald wir<br />
nicht in vielen Fällen fast das ganze Individuum<br />
zu einem einzigen Blüthenstände machen wollen,<br />
und werden wir deshalb jedesmal die Natur des<br />
Blüthenstandes s<strong>org</strong>fältig zu ermitteln haben. —<br />
Leicht ist letzteres keinesweges immer, und nicht<br />
selten bleiben uns, selbst nach der mühevollsten<br />
und umsichtigsten Prüfung aller Verhältnisse, Zweifel<br />
und Bedenken in Menge. Ja ich möchte nach-<br />
gerade behaupten, dass man in den Naturwissen-<br />
schaften um so schwieriger und seltner zu einem<br />
„Abschlüsse", einer „mathematischen<br />
G ewissheit" gelangt, je gewissenhafter man<br />
verfährt , je s<strong>org</strong>fältiger man vermeidet, der Natur<br />
Gewalt anzuthun.<br />
So z. B. wird man meines Erachtens häufig<br />
durch diejenigen Erscheinungen irre geleitet oder<br />
zweifelhaft gemacht, die ich unter die allgemeine<br />
Rubrik der,, Bestrebungen", des ,, Ringen nach einem<br />
bestimmten Ziele" bringen möchte. Zu diesen ge-<br />
*) Ich erwarte immer noch den Beweis der Unnahbar-<br />
keit meiner Annahme eines fünfgliedrigen Eupliorlrien -<br />
Involucruins und eines, durch das Auftreten von Nebenblättern<br />
anscheinend doppelten , in der That aber auch<br />
nur einfachen Erdbeeren-, Poteniillen- , Geurn - Kelches.<br />
Oder darf ich des Gegners Schweigen so deuten, wie es<br />
vor Gericht wurde gedeutet werden ? IUir antwortete<br />
die IVatur, auch im Jahr 1S47, auf diese Frage ,,ja!"<br />
Aber Andere erhalten vielleicht anderen Bescheid.