Botanische Zeitung - hibiscus.org - preview site
Botanische Zeitung - hibiscus.org - preview site
Botanische Zeitung - hibiscus.org - preview site
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
— 111 - - 112 —<br />
würde , halte ich oben erörtert. — Nun haben wir<br />
aber den Thatbestand jener Entdeckung als unrich-<br />
tig befunden, es muss uns daher zur Erklärung der<br />
Metamorphose einstweilen die unbestimmte Hypo-<br />
these einer höheren Oualiiicirung<br />
genügen. —<br />
des Bildungssaftes<br />
Es ist noch übrig, einige Worte über die wei-<br />
tere Entwickelung und die Wachsthumsweise der<br />
Blätter und Wurzeln zu sagen. An den Blättern<br />
der Farm entsteht, wie bei anderen Blättern, die<br />
Spitze zuerst, denn wenn das Blatt noch ein klei-<br />
nes Hügelchen ohne einen Stiel darstellt, so zeigt<br />
es bereits dieselbe äussere Gliederung der Gestalt,<br />
wie die ausgebildete Blattscheibe. Die weitere anatomische<br />
Ausbildung geht auch hier von unten nach<br />
oben , der untere Theil des Blattstieles ist bereits<br />
mit braunen Zellen bekleidet, während der obere<br />
Theil und die Blattscheibe noch grün und weich ist.<br />
Die von Sumiiiski schon für die früheste Zeit<br />
angegebene Bildung von Spaltöffnungen habe ich<br />
nicht gefunden.<br />
Zwischen den ersten und den späteren Blättern<br />
lässt sich ein ähnlicher Fortschritt in der Grösse<br />
und Gliederung wahrnehmen , wie diess bei den<br />
höheren Gewächsen bekannt ist: z. B. die Scheibe<br />
des ersten Blattes bei II. ist einfach keilförmig, die<br />
des zweiten bereits aus einigen Fiederblättchen zusammengesetzt<br />
u. s. f.<br />
Bei allen Blättern sieht man in der Entwicke-<br />
liuig die dieser Familie eigenthümliche Vernatio<br />
circinnata.<br />
Im Anfange haben die Blätter natürlich eine<br />
horizontale Richtung, parallel dem Lager, hernach<br />
biegen sie sich aufwärts und steigen durch den<br />
vorderen Randausschnitt des Lagers in die Höhe.<br />
Das punctum vegetationis und besonders die<br />
jungen Blattansätze sind, wie schon erwähnt, ein-<br />
gehüllt in zahlreiche dicht gedrängte Haare, welche<br />
entweder aus mehreren fadenförmig aneinander ge-<br />
reihten, oder nach dem Grunde flächenfönnig ne-<br />
beneinander geordneten Zellen bestehen. Mit den-<br />
selben ist auch der entwickelte Wedelstiel besetzt,<br />
und besonders nach Oben zu gehen sie in SpreubUittchen<br />
über , wie man sie so häufig , die Oberfläche<br />
der Farrnkräuter bedeckend, siebt. Auch<br />
hier ist eine Art von Metamorphose, nämlich ein<br />
Fortschritt in der Zusammensetzung von den faden«<br />
artigen Zellenreihen , besonders im ersten Stadium<br />
der Knospe bis zu jenen blattartigen Gebilden an<br />
den höheren Theilen. Bei manchen Arten, z. B. VI.,<br />
ist schon die Knospe am Vorkeime in solche lanzettförmige<br />
Spreublättehen eingehüllt. Die Randzellen<br />
derselben haben eine eigenthfimlielie Form<br />
Fig. 31), nach Aussen buchtenförmig ausgeschweift,<br />
mit einer oberen, über die Wand der nächst höheren<br />
Randzelle vorspringenden Ecke, wodurch<br />
das Blättchen gezähnt erscheint, etwa wie manche<br />
Moosblätter. Ebenso greift bei den einfachen Haaren<br />
(Fig. 33) immer die untere Zelle mit ihrem<br />
oberen erweiterten Ende etwas um das angrenzende<br />
obere Glied. —- Bei den einfachen Formen besitzen<br />
sämmtliche Zellen gelbe oder braune Membranen,<br />
bei den blattartigen sind die in der Mittellinie liegenden<br />
Zellen rothbraun, die benachbarten gelb,<br />
und die Randzellen wasserhell, so dass eine Sehat-<br />
tirung von der braunen Mitte nach dem farblosen<br />
Rande sichtbar ist. — Sie scheinen sich von oben<br />
nach unten zu entwickeln, wenigstens sah ich nie<br />
in der Endzelle eine Vermehrung, und die Zellen<br />
am Grunde haben überhaupt eine jugendlichere Be-<br />
schaffenheit. AVegen dieser Entwickelungsweise,<br />
und besonders wegen ihrer grossen Uebereinstlmmung<br />
im Baue mit den Moosblättern möchte man<br />
diese Gebilde für wirkliche Blätter halten , wenn<br />
nicht aus ihrem Uebergange in einfache Haare, und<br />
besonders aus ihrer unregelmässigen Stellung, zumal<br />
an den eigentlichen Blättern selbst, ihre Bedeutung<br />
als haarartige Anhängsel sicher hervor-<br />
ginge.<br />
Die Wurzeln wachsen an der Spitze, jedoch<br />
so, dass die äusserste Spitze von locker aneinander<br />
liegenden , grossen länglichen Zellen mit was-<br />
serhellem Inhalte, die sich nicht vermehren *>, ge-<br />
bildet wird (.Fig. 31 a) , etwas über dieser Partie<br />
aber sind die Zellen (b b) dünnwandig, dicht gedrängt,<br />
kleiner, mit schleimig» trübem Inhalte und<br />
mit Kernen versehen, im Zustande der Vermehrung<br />
begriffen (also vollkommene Uebereinstimmung mit<br />
dem Wachsthume der Wurzel bei den höheren Gewächsen)**);<br />
nach oben (cc), also in den älteren<br />
Theilen strecken sich die Zellen in die Länge,<br />
werden derber, endlich braun, wie der mittlere<br />
Strang im Lager und die älteren Blatttheile***>.<br />
Die Zellen liegen in Längsreiheu übereinander, in-<br />
*) Die Gründe, welche Sumin'ski für die Bedeutung<br />
dieser Wurzelhaube als Ueberrest einer Rindenschicht anführt<br />
(a. a. O. p. 17), kann ich theils nicht bestätigen,<br />
theüs verstehe ich den Zusammenhang des Beweises, theils<br />
den Sinn der Behauptung selbst nicht.<br />
**) Von. einer ausserdem au der Spitze der Wurzel be-<br />
findlichen, von Sumin'ski a.a.O. Tab. IV. Fig. 8. 10 n<br />
gezeichneten, und von demselben für eine zur Bildung<br />
neuer Zellen dienende üambiumschicht gehaltenen glashellen<br />
Schicht habe ich nichts gesehen.<br />
*%*) Ich vermuthe, dass diese Wände diejenigen braungefärbten<br />
Zellen sind, welche Sumin'ski als die Ueberbleibsel<br />
der geborstenen Keimsackhöhle aulgefasst und<br />
(Tab. IV. Fig. 7. 10 cc) dargestellt hat.