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— 701 — 702<br />
Strom entspricht, der in langem Strahl heim Durch-<br />
schneiden der Zelle ins Wasser hinausspritzt, die<br />
dickflüssige, triihe Schicht am Rande dagegen der<br />
gallertartig körnigen Masse, die beim Austliessen<br />
sofort grosse Kngelu zu bilden pflegt, eiue Erscheinung,<br />
die dem Protoplasma allgemein zukömmt,<br />
und auch mildern vonNägeli beobachteten Tropfen-<br />
bilden seines Schleimes im Wasser sicherlich iden-<br />
tisch ist" 7 ). So haben wir in jungen, nie in alten<br />
Zellen sämmtliche Klementartheile uiedergefun-<br />
den, die wir bei der mikroskopischen Analyse des<br />
ausgetretenen Stroms unterschieden hatten.<br />
Es scheint sich ferner aus der verschiedenen<br />
Geschwindigkeit der verschiedenen festen Körper-<br />
chen zu ergeben, dass das bewegende Princip, von<br />
welcher Art es auch sein möge, entweder dem zu-<br />
nächst die Zellwand begrenzenden, dickflüssigen,<br />
körnigen Fluidum au sich innewohnt , oder doch<br />
zunächst, und allein unmittelbar, auf dasselbe<br />
einwirkt, während die dünnere, mittlere Flüssig-<br />
keitssäule nebst den in ihr befindlichen Körperchen<br />
nur eine passive Bewegung besitzt, indem sie durch<br />
die Berührung mit der selbsttätigen äusseren Schicht<br />
anf ähnliche Weise um ihre, durch die Indifferenz-<br />
linie bezeichnete Achse gewälzt wird, wie die be-<br />
reits erwähnten körnigen Zusammenballungen in<br />
der Mitte mancher Zellen. So erklärt es sich leicht,<br />
dass die in der gallertartigen Schicht eingebette-<br />
ten Körperchen eine sehr rasche, und zwar gleiche<br />
Geschivindigkeit besitzen, nährend die in der<br />
mittleren Flüssigkeit enthaltenen Gebilde bei weitem<br />
langsamer, und zwar um so weniger geschwind<br />
rotiren, je näher sie dem Centrum der<br />
Bewegung, das heisst , je tiefer nach innen sie<br />
sich befinden, dass die grade in der Mitte scluvimmendeu<br />
Körperchen endlich längere Zeit ganz<br />
ruhen, wie man ebenfalls häufig beobachtet. Dass<br />
die Wimpern der Wimperkörpercheu durch eine<br />
etwaige Flinimcrbeweguug hierbei mitthätig sein<br />
sollten, ist uns höchst unwahrscheinlich ; denn das<br />
in der Zelle beobachtete Flimmern derselben scheint<br />
uns nur eine optische Täuschung in Folge ihrer<br />
Achsendrehung, und des über ihnen befindlichen,<br />
unklar gesehenen, feinkörnigen Stroms zu sein<br />
wie wir dies auch bei dem scheinbaren Flimmern<br />
derChlorophylkouglomerate bemerkt haben; ausser-<br />
halb der Zelle dagegen ist es uns nie möglich gewesen,<br />
eine Bewegung der Wimpern zu unterscheiden;<br />
auch könnte eine Flimmerbewegung<br />
selbst wenn sie existirte , doch von keinem Ein-<br />
flüsse auf die Strömung selbst sein , da wir ja die<br />
67) Bfägeli Zeitschrift für wissenschaftliche Botanik<br />
Heft 1 — 4.<br />
Körperchen zunächst nicht mit der rotirenden Flüs-<br />
sigkeit, sondern mit einem besonderen wasserhel-<br />
len Bläschen in Berührung gefunden haben.<br />
Zur Erforschung des Sitzes der bewegenden<br />
Kraft möchte auch folgende Beobachtung nicht ohne<br />
Bedeutung sein, indem sie zu beweisen scheint,<br />
dass die unmittelbare Berührung des Stroms mit<br />
der Zellwand zur Herstellung der Rotation nicht<br />
unumgänglich nothwendig sei. Als wir nämlich<br />
einen Nitellaast in mit der Infusio Campechiana<br />
rothgefärbtes Wasser legten , zog sich in wenigen<br />
Minuten das Chlorophyll, den Inhalt umschliessend,<br />
zuerst wellenförmig, dann als zusammenhängender<br />
freier Sack von der glashellen Zellwand zurück;<br />
die Bewegung der trüben, gallertartigen Schicht<br />
im Innern, und der Körperchen, hörte jedoch nicht<br />
mit der Contraction auf, sondern dauerte noch<br />
einige Zeit, wenn auch in Folge der Gerinnung<br />
des Inhalts immer langsamer werdend, fort, und<br />
folgte regelmässig den wellenförmigen Contouren<br />
der contrahirten Chlorophyllschicht.<br />
üeber das ursprüngliche Princip der Bewegung<br />
selbst wagen wir ebenso wenig eine neue Hypo-<br />
these aufzustellen, weil dies ylav/.ag ^i(h]vui tra-<br />
gen Messe, als wir zugeben können, dass eine<br />
der vorhandenen das Räthsel gelöst habe. Die Ge-<br />
setze dagegen, in denen dieses Princip thätig ist,<br />
sind hinlänglich erforscht, und wir können sie als<br />
bekannt übergehen; erwähnen müssen wir jedoch<br />
noch, dass Schi ei den zwar Recht hat, wenn er<br />
angiebt, dass sich die Ströme über und unter jeder<br />
Scheidewand kreuzen, dass jedoch seine Angabe<br />
ungenau ist, als ob alle auf- und alle absteigen-<br />
den Ströme in der ganzen Pflanze auf einer Seite<br />
lägen 68 ); da nämlich die Achse der Strömung nicht<br />
parallel mit den Seitenlinien des Zellencylinders<br />
liegt, sondern mit diesem einen Winkel bildet, so<br />
müsste es eigentlich heisseu , dass der aufsteigende<br />
Strom der untern sich so in den aufsteigenden<br />
Strom der nächst oberen Zelle fortsetzt, als ob<br />
zwischen ihnen sich keine Scheidewand befände,<br />
und eben so der absteigende; dass also die auf-<br />
steigenden sowohl als die absteigenden Ströme in<br />
der ganzen Pflanze eine ununterbrochen um den<br />
Pflanzencylinder fortlaufende Spirale bilden. Auch<br />
davon konnten wir uns nicht überzeugen, dass beim<br />
Durchschneiden der Zelle die in dem grade auf-<br />
steigenden Strom enthaltenen Körperchen erst ihre<br />
Rotation vollendeten, ehe sie mit dem absteigenden<br />
ausflössen. Uns scheinen vielmehr im Augen-<br />
blicke des Durchschneidens die Phänomene des<br />
eigentlichen Lebens , wie auch die Veränderungen<br />
68) Schieiden 1. c. pag. 305.<br />
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