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- 389 — 590<br />

der wunderbare Eindruck war daher um so mäch-<br />

tiger, um so überraschender! Noch mehr aber<br />

sollte sich meine Freude steigern , als ich vor den<br />

ersten Repräsentanten der Cinclioneen stand, von<br />

denen ich nicht nur die Ladenbergia densiflora<br />

Klotzsch , Cosmibuena trißora Kl. und hadenb.<br />

{Buena) Roraimae KI. fand, sondern auch eine<br />

neue Species Ladenb. (Cascarilla) SchomburyhWKl.<br />

entdeckte. Jeder Schritt brachte etwas Neues. Zwi-<br />

schen lieblichem Gebüsch führte uns der Weg den<br />

Abhang zu einem Flüsschen hinab, bis wir in der<br />

Thalsohle den FIuss Zuappi überschritten ,<br />

der nach<br />

N.O. hin dem Cotinga zufloss. Mit der neuen Pflanzenzone<br />

hatten wir auch ein neues Stromgebiet,<br />

das des Orinoko betreten, welches durch die Steilwand<br />

von dem Amazonenstrora getrennt wird. Murmelnd<br />

rieselte der Zuappi durch die mächtigen Sand-<br />

steiublöcke und das massige Geröll seines Bettes,<br />

während sich zu beiden Seiten die Sandsteinlager<br />

terrassenförmig übereinander aufbauten, die hier<br />

mit einer Vz — X' hohen Erdschicht bedeckt waren,<br />

dort wieder kahl zu Tage traten und dann mit den<br />

eigenthümlichen weissen Flechten , der Cladonia<br />

rangiferina W. , coccinea 1 cocomia und carnea<br />

Hmpe. mit ihren rothen Scutellen überzogen waren;<br />

die Flechten bildeten einen auffallenden Contrast<br />

gegen das saftige Grün der erdbedeckten Terrassen,<br />

auf denen Echites angustifolia Bcuth. , Ma-<br />

cairea multinerria und parvifolia Benth. 3<br />

eben so<br />

wie üppige Sträucher der Bonnelia sessilis Benth.,<br />

Vaccinium puberulnm'K.l., Bejaria grandiflora H.B.<br />

und niedliche Bäume der herrlichen Archytaea mul-<br />

tiflora Benth. wucherten. — Bald nahm uns ein<br />

Wald auf, dessen Saum von riesigen 20—,30' hohen<br />

Cactus- Säulen förmlich eingefasst war. Zahllose<br />

Palmen überragten mit ihren stolzen Wedel-<br />

kronen die gewaltigen Laubbäume, deren weit hin<br />

reichende Aeste fast gänzlich mit herabhängendem<br />

Cereus und einem bunten Gewirr riesiger Tillandsien,<br />

Orchideen und Farrn bedeckt waren, während<br />

unzählbare Schlinggewächse und Lianen von<br />

der Stärke eines Armes -bis zu der eines menschlichen<br />

Körpers in bizarren und verwirrten Verschlingungen<br />

gleich Säulen an den Stämmen empor-<br />

rankten, sich von Ast zu Ast schlangen, liier<br />

schnurgerade, dort als Ringe oder Schleifen von<br />

ihm herabhingen und den Wald zum Zauberhain<br />

machten. Je tiefer wir eindrangen, um so reizen-<br />

der, um so mannigfaltiger wurde die Vegetation<br />

Der nächste Augenblick verdrängte schon wieder<br />

den Eindruck des vorhergehenden; seinen Culmina-<br />

tionspunkt erreichte mein entzücktes Staunen, als<br />

wir aus einem Gewirr von Gräsern mit baumartigen<br />

Halmen, Zingiberaceen und Musaceen , die<br />

ersten Gruppen baumartiger Farrnkräuter, die<br />

feenhafte Cyathea und Alsophila entgegentreten.<br />

Noch keine Pflanze hatte ein solch' eigenthümliches<br />

Gefühl, einen so tiefen Enthusiasmus in mir er-<br />

weckt. Von dem 16— 18' hohen Stamme neigten<br />

sich die noch längeren zierlich fiederspaltig geschlitzten<br />

Wedel in gefälligem Bogen bis zur Erde<br />

hinab und bildeten das reizendste Gewölbe — ein<br />

Habitus, der besonders der Cyathea eigen war,<br />

wobei das feenhafte Bogengewülbe von dem leisesten<br />

Luftzuge in eine graziöse wogende Bewegung<br />

gesetzt wurde. Die Alsophila zeigte sich als<br />

neue Species: A. oblonga und gibbosa KI. Nachdem<br />

wir eine lange Zeit diesen Wald der Wunder<br />

auf ziemlich ebenem Terrain durchschritten, nahm<br />

plötzlich der Pfad einen entgegengesetzten Character<br />

an. In steile Schluchten hinab führte er und<br />

von der Sohle aus wieder an solchen empor, wobei<br />

kriechende Baumwurzeln und fast undurch-<br />

dringliche Wald- und Schliugpflaiizenfülle uns je-<br />

den Schritt streitig machten. Unendlich tief ging<br />

es wieder hinab zu den kleinen Bergflüsschen , die<br />

mit ihren krjstallreinen Wellen über den sandigen<br />

Boden hineilten. Eben hatten wir wieder die steile<br />

Anhöhe einer solchen Schlucht erklommen, da verkündeten<br />

uns das hellere Grün und einige ver-<br />

stohlene, durch die dichte Belaubung des düsteren<br />

Waldes brechende Sonnenstrahlen , dass wir den<br />

entgegengesetzten Saum desselben erreicht; bevor<br />

wir aber aus diesem heraustreten konnten, mussten<br />

wir uns noch durch eine dichte Masse von Farrn-<br />

kräntern, Mertensia pubescens W. brechen, durchschlugen<br />

und überzogen von zahllosen Schling-<br />

pflanzen, die zu unserer grossen Freude ein ausgebreitetes<br />

Casaadafolil umschlossen. — Den Abhang<br />

des Berges, auf dem wir standen, deckte der<br />

lieblichste Blüthenflor. In buntem Gemisch, voll<br />

unendlich reizender Abwechslung schien Flora ihre<br />

buntesten Farben in Andromeda, Thibaudia. Vochysia<br />

, Bonnetia , Ternstroemia , Archytaea, , Gomphia,<br />

Bejaria und Clethra in neckender Laune<br />

und wilder Ausgelassenheit über die in horizonta-<br />

len Lagern geschichteten pittoresken Sandstein-<br />

niassen ausgestreut zu haben, die hier freundliche<br />

Terrassen, dort mauergleiche Abstürze bildeten,<br />

welche letzteren wieder von jenen schon früher<br />

erwähnten Flechten überzogen wurden. Zwischen<br />

tausend duftenden Sobralien und anderen Orchideen,<br />

so wie dem 6 — 8' hohen Blüthengesträuch ging es<br />

nun thalein, über einige kleine Flüsschen hinweg<br />

den Hütten der Niederlassung Humeceta zu.<br />

(Fortsetzung folgt.)

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