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75 — — 76 —<br />
s chränkt, die aus einem Sacke ausgetretenen Fäden<br />
hielten sich stets innerhalb einer gewissen Ent-<br />
fernung rings um denselben. Dazu kommt, dass<br />
die Spiralfaden<strong>org</strong>ane bei weitem in den meisten<br />
Fällen auf eine von den Eychen entfernte Region<br />
angewiesen sind. Daher kam es, dass ich in die-<br />
sen Fällen nicht einmal einen Faden sich bis in<br />
die Nähe der Eychen hinbewegen sah, geschweige<br />
denn 3 — 5 Fäden, wie Munter als häufig beob-<br />
achtet angiebt. Nur in einem Falle, wo die bei-<br />
derlei Organe nahe zusammenlagen, sah ich die<br />
ausgetretenen Fäden um die Zellenhügel in grosser<br />
Anzahl herumschwärmen, ohne dass jedoch einer<br />
derselben in einen solchen eingedrungen wäre,<br />
vielmehr schwammen sie alle darüber hinaus oder<br />
daran vorbei. In der That, es würde sogar sehr<br />
auffallend und wunderbar erscheinen, wenn ein so<br />
zartes leichtes Gebilde zumal durch seine rasche<br />
Bewegung vom schweren Wasser getragen, zufäl-<br />
lig einmal der Oeffnung eines Eychens begegnen,<br />
in die mit schwerem Wasser erfüllte Höhle hiuein-<br />
sinken , und nicht wenigstens sofort wieder heraus-<br />
gespült werden sollte. — Aber noch schwieriger<br />
wird es, die Annäherung selbst, in den Fällen zu<br />
denken, welche, wie gesagt, nach meinen und nach<br />
den Berliner Beobachtungen die vorherrschende Re-<br />
gel bilden, wo nämlich die meisten Spiralfadeusäcke<br />
durch einen beträchtlichen Raum von dem<br />
angeblichen Orte der Bestimmung entfernt liegen.<br />
— Obgleich also die Bewegung in der Regel in<br />
einem verhältnissmässig engen Gebiete stattfindet,<br />
so lässt sich immerhin die Möglichkeit nicht leug-<br />
nen, dass einmal ein Faden weit genug excursire,<br />
um ein Eychen zu erreichen. Munter aber giebt<br />
an, dass sich 3— 5 zugleich direct nach dem be-<br />
treffenden Orte hinbewegen. Diess soll nach seiner<br />
Angabe , und muss der Natur der Sache nach,<br />
da dieser V<strong>org</strong>ang Bedingung zu einer regelmässigen,<br />
gesetzraässigen Erscheinung sein soll, regel-<br />
mässig, wenigstens bei jedem Vorkeime, der seine<br />
Bestimmung erreicht, mindestens einmal geschehen.<br />
Die Spiralfäden als vegetabilische Bildungen werden<br />
aber lediglich, wie oben bemerkt, durch phy-<br />
sikalische Kräfte, und nicht etwa durch bestimmte<br />
innere Triebe bewegt; es ist, sage ich geradezu,<br />
undenkbar, dass ein solcher Zufall regelmässig eintreten<br />
sollte, um einen so wichtigen gesetzmässigen<br />
Zweck zu erfüllen. Man hat vielleicht gemeint,<br />
diese Unwahrscheinlichkeit des Zusammentreffens<br />
der Faden mit der Mündung der Eychen zu vermindern,<br />
indem man als gesetzmässigen Umstand<br />
hervorhob, dass die, wie gesagt, gewöhnlich mit<br />
der Spitze etwas niederliegenden Eychen, gerade<br />
mit der Spitze nach hinten gerichtet seien, und den<br />
herankommenden Spiralfäden ihre Oeffnung entgegenreichten.<br />
Abgesehen davon , dass dieser Umstand<br />
sehr wenig dazu beitragen würde, die Mög-<br />
lichkeit des V<strong>org</strong>anges zu erhöhen , so niuss ich ein<br />
solches Verhältniss geradezu in Abrede stellen.<br />
Wie ich schon früher bemerkte, ist die Richtung,<br />
nach welcher die Axe der Eychen geneigt ist, kei-<br />
nes weges regelmässig, wo ich sie aber so fand,<br />
da war im Gegentheile die Spitze nach vorn , also<br />
den Spiralfaden<strong>org</strong>anen abgewendet. Endlich bemerke<br />
ich noch, dass auch die Oeffnung der Eychen<br />
gerade im entwickelten Zustande meist sehr<br />
eng ist oder gänzlich fehlt, und dass die Bedingung<br />
zur fruchtbaren Einwirkung der Spiralfäden die<br />
Gegenwart einer centralen Zelle, zu den noch sel-<br />
teneren Fällen gehört, und dass zufällig diese günstigen<br />
Fälle grossentheils an solchen Exemplaren<br />
vorkommen, wo die Spiralfäden gänzlich mangelten.<br />
Der Eintritt des Spiralfadens in die Höhle<br />
würde allerdings einigermaassen seine Schwierig-<br />
keit verlieren, wenn Sum ins ki's Annahme rich-<br />
tig wäre, dass die Oeffnung anfangs weit, erst<br />
später Cnach dem Eintreten des Fadens) durch das<br />
darauf erbaute eyfürmige Hügelcheu verengt werde,<br />
was ich aber nicht bestätigen kann. —<br />
So trifft Alles zusammen , um den angeblichen<br />
V<strong>org</strong>ang wo nicht unmöglich , doch im allerhöchsten<br />
Grade unwahrscheinlich und höchstens als einen<br />
Zufall unter den ungünstigsten Umständen erscheinen<br />
zu lassen. Nun finden w7 ir aber, dass die Natur<br />
, wo sie sich , um bestimmte gesetzmässige und<br />
nothwendige Erscheinungen zu bewirken , des Zufalls<br />
bedient, denselben durch die günstigsten Vor-<br />
richtungen in den äusseren Bedingungen zu unterstützen<br />
pfiegt; man denke an die ungeheure Zahl<br />
mancher Saameu und der Pollenkörner, welche<br />
nutzlos untergehen , und welche Zahl nur dazu da<br />
ist, damit die Natur die Wahrscheinlichkeit des<br />
Keimes, resp. der Berührung mit der Narbe und<br />
des Endringes der Pollenschläuche in die Eychen<br />
dadurch erhöhe. Eine solche Erzeugung des Zufalles;<br />
eine solche Ausgleichung der Unwahrschein-<br />
lichkeit wäre besonders in dem vorliegenden Falle<br />
an der Stelle, wo es sich darum handelt, einer<br />
zur regelmässigen Entwickelung junger Pllänzchen<br />
notwendigen, aber durch schwierige Umstände unwahrscheinlichen<br />
Zufälligkeit zu Hülfe zu kommen;<br />
es müsste hier vor Allem eine sehr grosse Anzahl<br />
von Spiralfäden in die Nähe der Eychen gelangen,<br />
was aber, wie gesagt, nicht der Fall ist.<br />
Mau kann einwerfen, die Unwahrscheinlichkeit<br />
einer Befruchtung werde dadurch ausgeglichen, dass<br />
eine sehr grosse Anzahl von Vorkeimen entstehen,<br />
die nicht zur Entwickelung eines Pflänzchens ge-