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- 869 — — 870 —<br />
hat also einen offenbaren Vagabunden, der seine<br />
Zeugnisse nur mit dem Beisatz Hortulaiiornin versehen<br />
kann, erwischt; noch mehr, bei genauerem<br />
Verhör zeigt sich sogar sein Gattungsname falsch<br />
und da er doch, der sich gar gut selbst indieSchmuckzimmer,<br />
einzuführen gewusst hat, einen ehrlichen<br />
Namen verdient, so wollen wir ihm diesen ver-<br />
schaffen. Eine solche Pilanze ist die Tradescantia<br />
zebrina der Gärten; weder Steudel's Nomen-<br />
clator, noch Kunth's Enumeratio, welche letztere<br />
freilich die einzige mir zugängliche Quelle ist, wel-<br />
che diese Familie speciell enthält, wissen etwas da-<br />
von*}. Man ist also aufgefordert, zu vermutheu,<br />
dass sie unter einer andern Gattung stecke. Aber<br />
vergebens, wie gesagt. Nach Untersuchung muss<br />
.man sie für eine neue Gattung erklären, die we-<br />
nigstens eben so viel Recht auf ihre Existenz hat,<br />
als andere , welche ebenfalls wohl mehr künstlich,<br />
als natürlich sind. Da ich aber nicht renoviren<br />
:<br />
will, was erst gebaut wurde, so geselle ich sie<br />
den andern bei, und überlasse das Vereinigen der<br />
Zukunft.<br />
Dass die Pflanze nicht zur Gattung Tradescantia<br />
gehört, sieht man auf den ersten Blick, nach<br />
näherer Betrachtung aber stellen sich die Gattungen<br />
Cyanotis Don und Lampra Benth., welche<br />
Endlicher ohnehin neben einander stellt, als die<br />
nächsten Berührungspunkte dar, und zwar steht sie<br />
Lampra näher als Cyanotis. Wenn Kunth (in<br />
den Abhandl. d. k. W. zu Berlin 1844 p. 74 u. 75)<br />
über die Verschiedenheit seiner Untersuchung und<br />
der Angabe Endlich ers in Betreff des Connectiv's<br />
spricht und der Gattung Cyanotis, also bei allen<br />
ihren Arten, die Fächer des Beutels als sich un-<br />
mittelbar berührend angiebt (Ioculis parallelis con-<br />
tiguis Kth. Enum. III. p. 102), während sie En d 1 icher<br />
als weit getrennt beschreibt, so ist zu vermuthen,<br />
dass in einem oder anderem Falle vielleicht<br />
nur trockene Exemplare untersucht wurden, oder<br />
sonst ein Umstand das Missverständniss erzeugt hat;<br />
aus Analogie mit Lampra und dar Zebrina möchte<br />
ich aber fast glauben, es sei auch bei Cyanotis ein<br />
trennendes Connectiv vorhanden. Ist diess nicht<br />
der Fall, so ist es um so besser für unsere neue<br />
Gattung, denn sie bat ein breites dreieckiges, einem<br />
Beamtenhut (vulge Stürmer Lingua acad.) ähn-<br />
lich.es Connectiv , wo an Stelle der Quasten die<br />
Beutel sitzen. Die Verwachsung der Kronblätter<br />
*) In Heynhold Nomenciator bot. It. (1346) findet<br />
sich der Name Tradescantia zebrina Hort, mit der Angabe<br />
Südamerika als Vaterland, und in ßosse's vollst.<br />
Handb. d. ßlumengürtnerei IV. S. 655 (v. 1849) ist unter<br />
demselben Namen eine kleine Beschreibung gegeben,<br />
das Vaterland aber als unbekannt angeführt. S—l.<br />
hat sie mit Cyanotis und Lampra gemein, imd es<br />
hebt sich dieser Charakter ohnehin auf für Cyanotis,<br />
seit Lampra bekannt wurde. Die Anheftung<br />
der Saameu scheint mit Hr. Kunth auch mir<br />
nicht von besonderem Werth. Das völlige Gleichmass<br />
(vulgo Regelmässigkeit) der Blumenkrone und<br />
der Staubfäden, deren Insertion und Beutel, sowie<br />
die kopffürmige Narbe unterscheiden sie ausserdem<br />
von Cyanotis.<br />
Von Lampra unterscheidet sich Zebrina durch<br />
die behaarten Staubfäden , durch die erwähnte Ge-<br />
stalt des Connectiv's, durch die rundlichen Beutel-<br />
klappen und durch die kopfförmige Narbe, ferner,<br />
vielleicht nur bis andere Arten bekannt werden,<br />
durch den niederliegenden Wuchs und die behaar-<br />
ten Blätter.<br />
Dagegen stimmt die neue Gattung mit Lampra<br />
üherein : in der Bildung der Blumenkrone und des<br />
Kelchs, so wie in der Insertion der Staubfäden.<br />
Ich gebe ihr den auf die Zeichnung der Blätter<br />
hindeutenden, bereits eingebürgerten Namen desswe-<br />
gen, weil andere, die passender wären, schon vergeben<br />
sind und damit der für die neue Gattung, an<br />
den bisherigen Art-Namen erinnernd, leicht zu<br />
merken sei.<br />
Zebrina.<br />
Char. gen. Flos trimerus regularis calyce<br />
tenero albido tubuloso tridentato, parce piloso; co-<br />
rolla petalis in tubum fere cylindricum pedicello<br />
cum calj-ce triplo longiorem counatis, lamina obovato-<br />
rotundata parce crenulata, persistens sed<br />
mox marcescens.<br />
Stamina 6, aequalia, fauci corollae inserta,<br />
fllamenta basi parce pilis articulatis obsita, laminae<br />
longitudinem attingentia, antherae connexivo trian-<br />
gulari appositae, loculis parvulis rotundatis longi-<br />
tudinaliter apertis.<br />
Germen obtuse ovatum, trianguläre, trilocu-<br />
lare , stylo filiformi longitudine staminum , stigmate<br />
capitato-trilobo; gemmulae superpositae 2 in quo-<br />
vis loculo.<br />
Capsula pedicellulo brevissimo ineurvato ad-<br />
pressa, ovato-oblonga, laevis, basi calyce persi-<br />
stente aueta. Semina 1 — 2 in quovis loculo, ova-<br />
to-obtusata facie externa convexa triedra in latere<br />
piano affixa, micropyle extus speetante, cinereo fn-<br />
sca, subtiliter rugulosa.<br />
Z. pendula Schnzl. Radix fibrosa. Caulis<br />
perennis, decumbens, ramosus, teres e basi vaginarum<br />
radicans, internodiis elougatis, inferioribus<br />
praesertim versus apicem pilosis, praeterea<br />
sparsim ,<br />
linea pilorum brevissimorum medianam folii faciem<br />
respondente instruetus; internodium supremum flo-<br />
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