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Khizocarpeen, Selaginella, Isoftes und Farm<br />
stimmen auch iu einem zweiten , hochwichtigen<br />
Punkte aufs Genaueste überein: bei allen den Genaunten<br />
kommt die primäre Hauptachse nicht zur<br />
Entwickelung: eine Seitenachse ist es, welche die<br />
Vegetation fortsetzt. Mit ihrer Entstehung gleich-<br />
zeitig entspriesst der ihr abgewaudten Seite der<br />
Hauptachse die erste Adventivwurzel. Andere als<br />
Adventivwurzeln kommen keiner Pflanze aus die-<br />
sen Familien, überhaupt keiner cryptogamischen<br />
Pflanze zu. — Die abortirende Hauptachse von<br />
Isoetes ist das von Karl Müller ,, Keimkörper"<br />
genannte Organ. — Die früheste Entwickclungsstufe<br />
von SeUtyinella ist der vou Isoetes überaus<br />
ähulich. —<br />
Die klaren, unschwer zu wiederholenden Beob-<br />
achtungen, die von Hedwig an bis auf die neueste<br />
Zeit so viele treffliche Forscher über das Keimen<br />
der Moose anstellten, schliesseu jede Analogie mit<br />
der Keimung der von Linne als Farm in weiterem<br />
Sinne zusammen gefassten Pflanzengruppe ans.<br />
Die Entstehung der jungen Pflanze ans dein Vorkeim<br />
entspricht bei Laub- und Lebermoosen weit<br />
mehr der des Embryo aus dem Vorkeim der Phanerogamen,<br />
als der der jungen Hliizocarpeen oder<br />
Selayinella. Dagegen zeigen die Antheridien und<br />
Archegonien der Moose in ihrem Baue die schla-<br />
gendsten Aehnlichkeiten mit den Antheridien und<br />
,,Eychen" der Farm; — eine Uebereinstimnumg,<br />
die eine systematische Betrachtung des Verhältnis-<br />
ses beider grosser Gruppen der beblätterten Cryptogamen<br />
zu einander unmöglich machen musste , so<br />
lange man von der Annahme ausging, der Nucleus<br />
der jungen Moosfruoht sei ein Produkt des Sten-<br />
gels, und sprosse von diesem aus in die Höhle des<br />
Germen, der künftigen Calyptra , hinein.<br />
Diese Annahme ist aber grundfalsch.<br />
Da, wo der, von H. Brown ,, Stylus" genannte<br />
obere Theil des Archegoniums in den unteren, das<br />
sog. Germen übergeht , findet sich, schon lange vor<br />
dem Aufbrechen des Stylus, eine Zelle, die durch<br />
ihre Grösse und trüb -schleimige Inhaltsflüssigkeit<br />
früh schon auffällt. — In solchen Archegonien, die<br />
zu Früchten sich entwickeln , beginnt bald nach dein<br />
Aufbrechen des Stylus iu dieser Zelle eine lebhafte<br />
Zellenvermehrung ; sie theilt sich mehrmals rasch<br />
hintereinander durch alternirend geneigte Scheidewände,<br />
dadurch entsteht im oberen Theile des Germen<br />
ein aus wenigen, auffällig grossen Zellen zusammengesetzter<br />
spindelförmiger Körper, der sehr<br />
leicht sich frei präpariren lässt. Auch die Zellen<br />
der Basis des Germen vermehren sich beträchtlich;<br />
der untere Theil des Archegoniums nimmt an Masse<br />
bedeutend zu. Jener spindelförmige wcnigzellige<br />
Körper vergrössert sich reissend schnell, sein Längenwachsthum<br />
erfolgt durch stetig anhaltende Tkeilung<br />
seiner oberen, der Spitze des Archegonium<br />
zugekehrten Endzelle mittelst alternirend geneigter<br />
Scheidewände. Sein unteres, pfriemenförmiges<br />
Ende wird durch den Widerstand, den die obere<br />
Wölbung des Germen seiner Längeuzunahme; ent-<br />
gegensetzt, immer tiefer in das sich auflösende<br />
Gewebe der Basis des Archegoniums getrieben<br />
(das Verhältuiss erinnert an das Wachsthum eines<br />
Embryo im geschlossenen Endosperin, bei Zea z. B.,<br />
oder an die Verdrängung des Perisperms durch das<br />
Endosperm bei den Cucurbitaceen und Paniceeu).<br />
Endlich erreicht der langgezogene spindelförmige<br />
Körper, in dem jetzt die Fruchtanlage nicht mehr<br />
zu verkennen ist, den Anheftungspunkt des Archegonium<br />
am Stengel; auch in die Zellen des Gewe-<br />
bes desselben dringt er eine Strecke ein. Jetzt<br />
wird die Vermehrung der oberen Endzeile der<br />
spindelförmigen Fruchtanlage noch lebhafter; das<br />
dadurch bewirkte Läugenwachsthum der Fruchtan-<br />
lage zerreisst bei der Mehrzahl der Laubmoose das<br />
Germen nahe seiner Basis rundum; — der obere<br />
Theil wird zur Calyptra, der untere zum oberen<br />
Rande der Vaginula ; der untere Theil der Fruchtanlage<br />
zur Seta, der obere zur Theca und Apophysis.<br />
Bei vielen Laubmoosen heften sich die ZeW<br />
len nicht allein des unteren Endes der spindelförmigen<br />
Fruchtanlage mit der Substanz des Stammes,<br />
sondern auch die des oberen mit denen des Schei-<br />
tels der inneren Wölbung der Calyptra; das letz-<br />
tere Organ wird dadurch in den Stand gesetzt,<br />
geraume Zeit noch eine selbständige Vegetation<br />
fortzuführen.<br />
Die Kenntniss des wirklichen Entwickelungsganges<br />
der Moosfrucht gewährt die Möglichkeit<br />
einer Verglcichung des Vegetationsprocesses der<br />
fc'arru (im weitesten Sinne) und der Moose. Iu<br />
keiner der beiden Gruppen entwickelt sich aus der<br />
Spore in stetigem Fortschreiten des Wachsthums<br />
die Frucht, sondern die Entwickelung erfährt bei<br />
beiden, wenn ich mich des Ausdrucks bedienen<br />
darf, eine Umkehrung, indem in einer, von einem<br />
bei beiden grossen Pllanzengruppen wesentlich<br />
gleichartig gebautem Organ umschlossenen Zelle<br />
ein selbständiger, morphologisch von der Mutterpflanze<br />
unabhängiger Zellenkörper sich bildet, dem<br />
bei den Moosen lediglich die Fruchtentwjckelung,<br />
bei den Farm auch der weit überwiegende Theil<br />
des vegetativen Wachsthums obliegt. —^ Bei sehr<br />
vielen Repräsentanten beider Gruppen wurden in<br />
der Nähe jenes Organs, vor und während der Zeit,<br />
in welcher die Bildung des mit selbständiger Ent-<br />
wickelungsfähigkeit begabten Zellenkorpers in sei^<br />
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