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— 797 — — 798 —<br />

Khizocarpeen, Selaginella, Isoftes und Farm<br />

stimmen auch iu einem zweiten , hochwichtigen<br />

Punkte aufs Genaueste überein: bei allen den Genaunten<br />

kommt die primäre Hauptachse nicht zur<br />

Entwickelung: eine Seitenachse ist es, welche die<br />

Vegetation fortsetzt. Mit ihrer Entstehung gleich-<br />

zeitig entspriesst der ihr abgewaudten Seite der<br />

Hauptachse die erste Adventivwurzel. Andere als<br />

Adventivwurzeln kommen keiner Pflanze aus die-<br />

sen Familien, überhaupt keiner cryptogamischen<br />

Pflanze zu. — Die abortirende Hauptachse von<br />

Isoetes ist das von Karl Müller ,, Keimkörper"<br />

genannte Organ. — Die früheste Entwickclungsstufe<br />

von SeUtyinella ist der vou Isoetes überaus<br />

ähulich. —<br />

Die klaren, unschwer zu wiederholenden Beob-<br />

achtungen, die von Hedwig an bis auf die neueste<br />

Zeit so viele treffliche Forscher über das Keimen<br />

der Moose anstellten, schliesseu jede Analogie mit<br />

der Keimung der von Linne als Farm in weiterem<br />

Sinne zusammen gefassten Pflanzengruppe ans.<br />

Die Entstehung der jungen Pflanze ans dein Vorkeim<br />

entspricht bei Laub- und Lebermoosen weit<br />

mehr der des Embryo aus dem Vorkeim der Phanerogamen,<br />

als der der jungen Hliizocarpeen oder<br />

Selayinella. Dagegen zeigen die Antheridien und<br />

Archegonien der Moose in ihrem Baue die schla-<br />

gendsten Aehnlichkeiten mit den Antheridien und<br />

,,Eychen" der Farm; — eine Uebereinstimnumg,<br />

die eine systematische Betrachtung des Verhältnis-<br />

ses beider grosser Gruppen der beblätterten Cryptogamen<br />

zu einander unmöglich machen musste , so<br />

lange man von der Annahme ausging, der Nucleus<br />

der jungen Moosfruoht sei ein Produkt des Sten-<br />

gels, und sprosse von diesem aus in die Höhle des<br />

Germen, der künftigen Calyptra , hinein.<br />

Diese Annahme ist aber grundfalsch.<br />

Da, wo der, von H. Brown ,, Stylus" genannte<br />

obere Theil des Archegoniums in den unteren, das<br />

sog. Germen übergeht , findet sich, schon lange vor<br />

dem Aufbrechen des Stylus, eine Zelle, die durch<br />

ihre Grösse und trüb -schleimige Inhaltsflüssigkeit<br />

früh schon auffällt. — In solchen Archegonien, die<br />

zu Früchten sich entwickeln , beginnt bald nach dein<br />

Aufbrechen des Stylus iu dieser Zelle eine lebhafte<br />

Zellenvermehrung ; sie theilt sich mehrmals rasch<br />

hintereinander durch alternirend geneigte Scheidewände,<br />

dadurch entsteht im oberen Theile des Germen<br />

ein aus wenigen, auffällig grossen Zellen zusammengesetzter<br />

spindelförmiger Körper, der sehr<br />

leicht sich frei präpariren lässt. Auch die Zellen<br />

der Basis des Germen vermehren sich beträchtlich;<br />

der untere Theil des Archegoniums nimmt an Masse<br />

bedeutend zu. Jener spindelförmige wcnigzellige<br />

Körper vergrössert sich reissend schnell, sein Längenwachsthum<br />

erfolgt durch stetig anhaltende Tkeilung<br />

seiner oberen, der Spitze des Archegonium<br />

zugekehrten Endzelle mittelst alternirend geneigter<br />

Scheidewände. Sein unteres, pfriemenförmiges<br />

Ende wird durch den Widerstand, den die obere<br />

Wölbung des Germen seiner Längeuzunahme; ent-<br />

gegensetzt, immer tiefer in das sich auflösende<br />

Gewebe der Basis des Archegoniums getrieben<br />

(das Verhältuiss erinnert an das Wachsthum eines<br />

Embryo im geschlossenen Endosperin, bei Zea z. B.,<br />

oder an die Verdrängung des Perisperms durch das<br />

Endosperm bei den Cucurbitaceen und Paniceeu).<br />

Endlich erreicht der langgezogene spindelförmige<br />

Körper, in dem jetzt die Fruchtanlage nicht mehr<br />

zu verkennen ist, den Anheftungspunkt des Archegonium<br />

am Stengel; auch in die Zellen des Gewe-<br />

bes desselben dringt er eine Strecke ein. Jetzt<br />

wird die Vermehrung der oberen Endzeile der<br />

spindelförmigen Fruchtanlage noch lebhafter; das<br />

dadurch bewirkte Läugenwachsthum der Fruchtan-<br />

lage zerreisst bei der Mehrzahl der Laubmoose das<br />

Germen nahe seiner Basis rundum; — der obere<br />

Theil wird zur Calyptra, der untere zum oberen<br />

Rande der Vaginula ; der untere Theil der Fruchtanlage<br />

zur Seta, der obere zur Theca und Apophysis.<br />

Bei vielen Laubmoosen heften sich die ZeW<br />

len nicht allein des unteren Endes der spindelförmigen<br />

Fruchtanlage mit der Substanz des Stammes,<br />

sondern auch die des oberen mit denen des Schei-<br />

tels der inneren Wölbung der Calyptra; das letz-<br />

tere Organ wird dadurch in den Stand gesetzt,<br />

geraume Zeit noch eine selbständige Vegetation<br />

fortzuführen.<br />

Die Kenntniss des wirklichen Entwickelungsganges<br />

der Moosfrucht gewährt die Möglichkeit<br />

einer Verglcichung des Vegetationsprocesses der<br />

fc'arru (im weitesten Sinne) und der Moose. Iu<br />

keiner der beiden Gruppen entwickelt sich aus der<br />

Spore in stetigem Fortschreiten des Wachsthums<br />

die Frucht, sondern die Entwickelung erfährt bei<br />

beiden, wenn ich mich des Ausdrucks bedienen<br />

darf, eine Umkehrung, indem in einer, von einem<br />

bei beiden grossen Pllanzengruppen wesentlich<br />

gleichartig gebautem Organ umschlossenen Zelle<br />

ein selbständiger, morphologisch von der Mutterpflanze<br />

unabhängiger Zellenkörper sich bildet, dem<br />

bei den Moosen lediglich die Fruchtentwjckelung,<br />

bei den Farm auch der weit überwiegende Theil<br />

des vegetativen Wachsthums obliegt. —^ Bei sehr<br />

vielen Repräsentanten beider Gruppen wurden in<br />

der Nähe jenes Organs, vor und während der Zeit,<br />

in welcher die Bildung des mit selbständiger Ent-<br />

wickelungsfähigkeit begabten Zellenkorpers in sei^<br />

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