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— 259 — 2f,0 -<br />

Breite, hier heisst es unterm 1. Decbr. „Die Baum-<br />

welt ist im Ganzen niederer Art, und es sind nur<br />

einzelne höhere Bäume, welche das Ganze überragen<br />

und den Winden, bei dem durch das Wasser durch-<br />

aus aufgeweichten Boden widerstanden haben. Eine<br />

Menge losgerissener Wassergewächse bilden schwimmende<br />

Inseln von grösseren und kleineren Dimen-<br />

sionen , welche oft einen überraschenden Anblick<br />

gewähren. Um Mittag kamen wir einer solchen<br />

Insel , welche durch eine Art Wasserquecke zusammengehalten<br />

und gleichsam au dem Ufer ange-<br />

kettet war , so nahe , dass wir einen ganzen Theil<br />

davon abrissen, und als eine kleine Wasserwelt<br />

der verschiedensten Pflanzengattungen in Bewegung<br />

setzten. Die Grundfläche dieser schwimmenden ve-<br />

getabilischen Welt bildet das allenthalben verbrei-<br />

tete fahlgrüne Sammetgewächs, welches sich auri-<br />

kelartig ausbreitet, Faserwurzeln bat und mit grünen<br />

Bohren unter sich verbunden ist, aber keine<br />

Blüthen zu haben scheint (.offenbar Pistia~). Einen<br />

anderen Hauptbestandteil macht das stengelartige<br />

Moos, welches sich unter dem Wasser verbreitet,<br />

und dünne weisse Saugwurzeln wie Polypen an den<br />

unteren langen Striemen hat. Dazu kommt eine<br />

Art Wasserwinde tConvolvulus') mit lilafarbigen<br />

Blumen, die ebenfalls den Saamen wie diese in<br />

kapselartigen Knöpfen setzt, und Blätter wie die But-<br />

terblume hat. Der Charakter dieser ganzen Insel-<br />

welt gewinnt hier einen solchen blühenden Anstrich,<br />

dass man sich in einen unter Wasser gesetzten<br />

Riesenpark versetzt glaubt. Ganze Strecken sind<br />

mit blühendem Lotus bedeckt. Die Bäume, Stauden<br />

und Schlingpflanzen mit ihren mannigfachen<br />

Blüthen gemessen hier eine Freiheit, die man in<br />

Europa nicht kennt , wo sich Alles au die fortschreitenden<br />

gebietenden Jahreszeiten bindet. Das<br />

Leben , Knospen und Treiben zur Entwickelimg<br />

scheint willkübrlich , da die Umstände des Regens,<br />

des Wassers, der Höhe und Tiefe des Bodens und<br />

dessen Beschaffenheit dergestalt einwirken, dass die<br />

nämlichen Geschlechter oft ganz verschiedene Stadien<br />

zeigen. Von den hohen dunkeln Mimosen und<br />

anderen Bäumen herab bis zu dem wehenden Schilfe<br />

und den Spitzen des aus dem Wasser hervorkeimenden<br />

Hochgrases ist ein vegetabilisches Leben<br />

mit einer Frische und Fülle verbreitet, die ans<br />

Märchenhafte grenzt. Wie grossartig aufgehangene<br />

Teppiche weht und leuchtet es von Weitem in allen<br />

Farben, die prächtigen laubenartigen Gewebe von<br />

Lianen bilden ßlumeuhügel mit Guirlanden; es ist<br />

ein fremdschöner Anblick, diese in allen Farben<br />

spielenden Wucherptlanzen das Stärkere unter-<br />

drücken zu sehen. Bei unserer Rückfahrt jedoch<br />

hatte sich die Scene dergestalt geändert, dass mau<br />

sich nur mit Muhe überreden konnte, dass es hier<br />

früher so wunderschön war. Nebst den verschie-<br />

denen Arten von Convolvuhis trug auch noch der<br />

blühende Ambak - Baum zur Erhöhung dieses Blu-<br />

inenspiels bei. Die Araber nennen ihn Ambak, obgleich<br />

sie nur dessen trocknes leichtes Holz kenneu,<br />

welches zu ihnen herabschwimmt. Der Baum<br />

wächst nur im Wasser selbst, oder doch nur im<br />

Sumpfe, und stirbt nach zurückgetretenem Wasser<br />

bis zur Wurzel ab. Sein Wachsthum übertrifft an<br />

Schnelligkeit jene des wachsenden Nü's und schiesst<br />

noch 10 — 15' über dessen höchsten Stand hinaus.<br />

Er steigt zwar konisch aus dem Wasser heraus,<br />

verjüngt sich aber wieder nach der Wurzel hin<br />

und hat in der Mitte die Dicke eines starken Mauns-<br />

armes. Das Holz ist durchaus schwammiger Natur,<br />

und man kann es nur faseriges Mark nennen, welches<br />

mit einer Rinde überzogen ist, die dunkelgrün<br />

und mit einem rauhen bräunlichen Anfluge und klei-<br />

nen unmerklich gebogenen Dornen versehen ist.<br />

Die Zweige setzen sich an, wie bei uns die Aka-<br />

zien, auf üppigem Boden, gegen die Spitze hin<br />

sind sie ganz grün und rauh; die akazienartigen<br />

Blätter sitzen gepaart, das Laub ist vollsaftig und<br />

grün wie Schilf, die gelbe Bohnenblume sitzt ein-<br />

zeln, allein in grosser Menge, sie ist \}&" lang<br />

und breit und hat 10 Staubfäden um das Pistill." —<br />

Den 2. Decbr. — »Bei den Schilf- und Sumpf-<br />

iuseln herrscht eine Art von Lieschgras vor mit<br />

einem breiten, platten Blatte von lebhaftem Grün,<br />

über dessen Mitte der ganzen Länge nach ein<br />

weisser Streifen läuft, und welcher dicke Verbiudungsröhreu<br />

bat, von denen die Faseiwurzeln her-<br />

abhängen. Der Stengel steigt einen Daumen dick<br />

mit Knoten bis zu 4 — 5', und ist bis dahin mit<br />

braunen, dicht anliegenden und ihn förmlich eiuschliessenden<br />

Blättern besetzt. Es hat Aehren wie<br />

der Weizen, die 5— 6 an der Spitze zusammen<br />

sitzen , und deren Körner von dem Volke gegessen<br />

werden. Man könnte es das Niederschilf nennen,<br />

von dem sich das Hochschilf dadurch auszeichnet,<br />

dass es bis zu 10 — 12' Höhe aufsteigt, gerade auf-<br />

schiessende fingerdicke Kuotenstengel, schmale Blät-<br />

ter und oben Blattbüschel hat, aus denen grosse<br />

Scbmieleuähren, deren Saameu kaum sichtbar, hervortreiben.<br />

Daneben wuchert noch die üppige Wasserquecke<br />

, mit fingerbreiten, sich ebenfalls senkenden<br />

Blättern, die einen zartblauen Anflug haben,<br />

und ein dunkelgrünes Wassergras mit schmalen,<br />

auswärts oder horizontal stehenden Blättern, welche<br />

eine verzweigte binsenartige Saanienkroue<br />

tragen."<br />

Den 3. Decbr. — ,, Wieder Niederung und<br />

Sumpfland zur Seite, zum Theil Inseln vor den

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