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Die Benediktinerabtei Brauweiler - Germania Sacra

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96 4. Verfassung<br />

ist zu vernehmen, daß man um 1380 vom Erzbischof die Erlaubnis erhielt,<br />

einen Kerker für die Aufnahme von Übeltätern weltlichen Standes zu<br />

errichten (Eckertz, Chronicon, AnnHistVNdRh 18 S. 125). Dann wurde<br />

der Bau eines Kerkers vor der Klosterpforte von Abt Johann von Lünen<br />

(1515 - 1532) veranlaßt, der dafür allerdings keine Erlaubnis des Erzbischofs<br />

eingeholt zu haben scheint (ebd. 20 S.254). <strong>Die</strong> Hexenprozesse<br />

von 1519, zu Ende des 16. Jahrhunderts und nach 1630 sind allem Anschein<br />

nach in eigener Machtvollkommenheit der Äbte durchgeführt worden<br />

(vgl. dazu oben § 8). Als der Abt Matthias Grein kurz nach 1730 scharf<br />

gegen eine Anzahl von Verbrechern vorging, die die Herrlichkeit <strong>Brauweiler</strong><br />

nach der Meinung des Chronisten zu einer Räuberhöhle gemacht<br />

hatten, forderte der kurfürstliche Hofrat in Bonn die Urteile zur Überprüfung<br />

an. Der Abt weigerte sich jedoch unter Berufung auf die Privilegien<br />

der Gründer, wie es scheint mit Erfolg (PfA <strong>Brauweiler</strong>, Acta BI. 408 a;<br />

zu den Gerichtsverfahren s. ebd. BI. 406 ff.). Dagegen enthalten die Protokolle<br />

des kölnischen Hofrats keine einschlägigen Nachrichten, wie überhaupt<br />

die gesamte kurkölnische Überlieferung für diese Frage weitgehend<br />

ausfällt.<br />

Wenn gestraft wurde, strafte man sehr hart. Um 1490 wurde ein<br />

Totschläger unter dem Bruch der Immunität vom Friedhof in <strong>Brauweiler</strong><br />

geholt und entsprechend dem Schöffenurteil gehängt; der Leichnam wurde<br />

auf das Rad geflochten (Eckertz, Chronicon, AnnHistVNdRh 19 S. 235 f.).<br />

Im Jahre 1700 wurde der <strong>Die</strong>b einer Monstranz lebendig verbrannt (PfA<br />

<strong>Brauweiler</strong>, Acta BI. 390 a). 1734 wurde ein Verbrecher, der Mord, Stra:..<br />

ßenraub und <strong>Die</strong>bstähle begangen hatte, nach dem Hängen gerädert (PfA<br />

<strong>Brauweiler</strong>, Acta BI. 407). 1745 wurde der Körper eines Enthaupteten auf<br />

das Rad geflochten und sein Kopf auf einen Pfahl gesetzt (PfA <strong>Brauweiler</strong>,<br />

Acta BI. 407 b). Auch über die in Klotten geübte Rechtspflege liegen aus<br />

der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts Nachrichten vor, die erschreckend wirken<br />

(vgI. dazu unten § 13,4).<br />

Steuerforderungen und Steuerzahlungen sind immer ein sehr wichtiges<br />

Kapitel im Verhältnis der Klöster zu ihren Landesherren gewesen, gleichgültig,<br />

ob diese geistlich oder weltlich waren. Zwar sollte der Klerus von<br />

Steuern befreit sein, aber das hinderte die herrschenden Gewalten in ihren<br />

schweren Geldnöten nicht daran, Abgaben als subsidium charitativum oder<br />

unter ähnlichen wohlklingenden Bezeichnungen zu fordern. In Kurköln<br />

sind sie allem Anschein nach während des 13. Jahrhunderts, vielleicht<br />

sogar noch etwas früher zu Ende des 12. Jahrhunderts, in ein festes System<br />

gebracht worden (vgI. dazu Oediger, Liber valoris S. 11 ff.). <strong>Die</strong>se Abgaben<br />

sollten ungefähr den zehnten Teil der Einkünfte betragen, wie aus<br />

ihrem Namen decima geschlossen werden kann. <strong>Brauweiler</strong> ist in dem

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