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Die Benediktinerabtei Brauweiler - Germania Sacra

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46 3. Historische Übersicht<br />

gehabt. <strong>Die</strong> Wahl Menfreds wurde von dem Kölner Erzbischof Heinrich<br />

von Virneburg bestätigt, wobei vielleicht ebenfalls landsmannschaftliche<br />

Verbundenheit eine Rolle spielte. Arnold appellierte angeblich sofort nach<br />

der Wahl und ohne den Umweg über Köln einzuschlagen an Papst Clemens<br />

V. und begab sich persönlich nach Avignon. Das war wegen der hohen<br />

Kosten, die Prozesse an der Kurie verursachten und die letztlich das<br />

Kloster zu tragen hatte, schon schlimm genug. Verschärfend kam hinzu,<br />

daß der niedere Adel in der Umgebung des Klosters, der zur Partei Scholles<br />

hielt, diesen Kandidaten durch Überfälle auf die klösterlichen Besitzungen<br />

unterstützte, als die Klosterleitung keine Gelder für dessen Prozeß an der<br />

Kurie flüssig machen wollte. Bei diesen Übergriffen beteiligten sich auch<br />

drei aus dem Kloster entwichene Mönche und der Vogt Heinrich von<br />

Bachern. <strong>Die</strong> Parteigänger Scholles sollen sogar den Klosterschatz geraubt<br />

und zu Geld gemacht haben (Eckertz, Chronicon, AnnHistVNdRh 17<br />

S. 189 f.; weiter ebd. 18 S. 91 f. und 98 f.). Abt Menfred ließ sich in dem<br />

Prozeß an der Kurie durch Sachwalter vertreten, die der mit erheblichen<br />

Mitteln nach A vignon gereiste Prior persönlich bestellt hatte (ebd. 17<br />

S. 186). <strong>Die</strong> Chronik berichtet weiter, daß der Abt sich nach Klotten,<br />

Mesenich und andere Moselorte, schließlich aber in sein Heimatkloster<br />

zurückgezogen habe, als er Angriffe der Gegner auf seine Person befürchtete.<br />

Doch man wird zweifeln müssen, ob der Abt, von dessen Herkunft<br />

der Chronist offensichtlich nichts wußte, überhaupt einmal <strong>Brauweiler</strong> und<br />

Klotten gesehen hat. <strong>Die</strong> Zweifel werden durch die Feststellung verstärkt,<br />

daß nach einer in der Chronik angestellten Berechnung der Abt 9Yz Jahre,<br />

also seine ganze Regierungszeit hindurch, vom Kloster abwesend war<br />

(ebd. S. 186 f.). Als Vertreter und Vertrauensmann des Abts erledigte in<br />

<strong>Brauweiler</strong> der Prior Gottfried von Merheim die Geschäfte auf schriftliche<br />

Anweisungen hin.<br />

Nach etwa achtjähriger Dauer wurde der Prozeß von der Kurie endlich<br />

zugunsten Scholles entschieden (Sauerland, VatikRegg 1 Nr. 586 vom<br />

23. Oktober 1321). Kurz zuvor war Abt Menfred, der inzwischen eingesehen<br />

haben mochte, daß er niemals in den ruhigen Besitz der Abtei<br />

gelangen würde, zurückgetreten, angeblich mit päpstlicher Genehmigung<br />

(Eckertz, Chronicon, AnnHistVNdRh 18 S. 100). Ohne Rücksicht auf den<br />

noch in A vignon laufenden Prozeß fand daraufhin in <strong>Brauweiler</strong> eine<br />

Neuwahl statt, die wiederum zu keinem eindeutigen Ergebnis führte. <strong>Die</strong><br />

Mehrheit hatte sich dieses Mal für den bisherigen Kellner Friedrich von<br />

Senheim entschieden, während Arnold Scholle nur eine Minderheit für<br />

sich hatte. Nach Bekanntgabe des Ergebnisses kam es zu schweren blutigen<br />

Ausschreitungen zwischen den beiderseitigen Anhängern (ebd. S. 102 f.),<br />

die schiedsrichterlich beigelegt wurden. Trotz des gewonnenen Prozesses

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