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Die Benediktinerabtei Brauweiler - Germania Sacra

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§ 20. Literarische Tätigkeit 141<br />

mann III. von Köln verdankte, als sehr zweifelhaft angesehen werden<br />

muß. Vermutlich hat er an diesen und ähnlichen Stellen wegen des Fehlens<br />

zuverlässiger Quellen nur berichtet, wie die Dinge sich von Rechts wegen<br />

abgespielt haben müßten. Bei einer Anzahl von Grabschriften der Äbte<br />

des 11. und 12. Jahrhunderts, die die Chronik überliefert, liegt der Verdacht<br />

nahe, daß sie ebenfalls von dem Chronisten verfaßt worden sind; jedenfalls<br />

erweckt das bei Kraus, Christliche Inschriften, gebotene umfangreiche<br />

Vergleichsmaterial gegen die Authentizität dieser von klassischen Reminiszenzen<br />

strotzenden Produkte schwerste Bedenken. Der Autor hat weiter<br />

eine Anzahl von Mönchen, die im Lauf von mehr als 100 Jahren in anderen<br />

Klöstern Äbte geworden sind, in die Zeit des Abts Aemilius 1135 bis 1148<br />

gesetzt und deswegen eine besondere Blüte des klösterlichen Lebens in<br />

dessen Amtszeit erschlossen. Im Anschluß daran hat er allerdings gesagt,<br />

es sei nicht sicher, ob alle diese Leute unter Aemilius gelebt hätten (ebd.<br />

17 S. 145 f.). Möglicherweise hat hier der Anonymus eine ihm zu weit<br />

gehende Behauptung seines Vorgängers Bartholomäus einschränken wollen.<br />

Offensichtlich hat er nicht gewußt, daß Papst Johannes XXII. in<br />

Avignon residierte (ebd. 18 S. 101). Seine Erklärungsversuche für bestimmte<br />

ganz natürliche Entwicklungen wirken manchmal recht naiv, so<br />

wenn er den starken Rückgang der Zahl der Konventsangehörigen in der<br />

Zeit von 1400 bis 1428 durch eine Seuche erklären will. Sein Bericht über<br />

die Einführung der Bursfelder Reform in <strong>Brauweiler</strong> scheint tendenziös<br />

gefarbt zu sein (s. dazu oben § 8).<br />

Trotz der hier stark betonten Mängel, Fehler und Versehen, deren<br />

Liste sich ohne besondere Mühe weiter vermehren ließe, handelt es sich<br />

bei der Chronik um eine Quelle von höchstem Wert, deren Verfassern es<br />

gelungen ist, dank der Benutzung von Dokumenten der verschiedensten<br />

Art ein verhältnismäßig lebendiges, farbiges und zuverlässiges Bild der<br />

Klostergeschichte zu entwerfen, ganz abgesehen davon, daß wir ihnen<br />

zahlreiche Details aus dem Klosteralltag aller Jahrhunderte verdanken.<br />

Davon zeugt beinahe jede Seite der hier gegebenen Darstellung. Besonders<br />

treten die Verwicklungen und Auseinandersetzungen mit der Laienwelt<br />

stark hervor. Unsere Kenntnisse von den wirtschaftlichen Schwierigkeiten<br />

des 13. Jahrhunderts, von den Einzelheiten der doppelten Abtswahl von<br />

1313 und der nachfolgenden Krise wären sehr viel beschränkter als sie es<br />

ohnehIn schon sind. Ohne die Chronik wüßten wir so gut wie nichts von<br />

den interessanten Details über die Einführung der Bursfelder Reform in<br />

<strong>Brauweiler</strong> und die Widerstände, denen sie begegnete. Eine größere Zahl<br />

wichtiger Urkunden ist nur durch die Chronik im Wortlaut oder in<br />

gekürzter Form erhalten geblieben. Lebenswärme und Tageskolorit enthält

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