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Die Benediktinerabtei Brauweiler - Germania Sacra

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§ 15. Liturgie und Festkalender 119<br />

Am Freitag nach dem Weißen Sonntag (Quasimodogeniti) wurde in<br />

<strong>Brauweiler</strong> das Fest der hl. Lanze gefeiert. Dabei stellte man auf dem<br />

Hoch- und dem Kreuzaltar die wichtigsten Reliquien aus, nämlich den<br />

Splitter der hl. Lanze, den Dorn aus der Dornenkrone Christi, einen Arm<br />

und einen Finger des hl. Nikolaus sowie einen Arm des hl. Martin. Es<br />

fand zudem noch eine kleine Prozession statt (vgI. dazu § 16).<br />

Eine völlig neue Situation war mit dem Beschluß der römischen<br />

Ritenkongregation vom 24. Februar 1615 gegeben, der alle Benediktinerklöster<br />

dazu verpflichtete, das von Papst Paul V. herausgebrachte monastische<br />

Brevier anzunehmen (Volk, Erste Fassung S. 192). <strong>Die</strong> Aussagen<br />

zu diesem Punkt in <strong>Brauweiler</strong> sind widersprüchlich. Der Chronist berichtet<br />

zunächst, Abt Münch habe, obwohl man sehr schöne auf Pergament<br />

geschriebene Gradualien und Antiphonare besessen habe, mit großen<br />

Kosten die neuen Bücher gekauft und so als eines der ersten Klöster der<br />

päpstlichen Weisung und dem Gebot der Oberen entsprochen (PfA <strong>Brauweiler</strong>,<br />

Acta BI. 332 b). In anderen Klöstern war man damit wesentlich<br />

zurückhaltender, wie das ständig wiederholte jahrzehntelange Drängen des<br />

Generalkapitels auf Einführung des neuen Breviers zeigt (Volk, Generalkapitels-Rezesse<br />

2 S. 452-454, 471, 494, 533, 569, 580, 594, 611, 621; 3<br />

S.27). Zu dem bisher Gesagten paßt, daß die Äbte von <strong>Brauweiler</strong><br />

mehrmals mit Aufgaben betraut wurden, die der Anpassung und Übernahme<br />

des neuen Breviers dienten; gelegentlich wurden auch Mönche dazu<br />

herangezogen (ebd. 2 S. 494 f.; s. vor allem 3 S. 26 f.) . Doch der gleiche<br />

Chronist berichtet erheblich später, was völlig unverständlich wirkt, erst<br />

Abt Schögen (1660-1665) habe die "römischen Zeremonien", die er bei<br />

einem längeren Aufenthalt in Saint-Hubert kennengelernt habe, in <strong>Brauweiler</strong><br />

eingeführt (PfA <strong>Brauweiler</strong>, Acta BI. 367 b).<br />

2. Der Festkalender<br />

Der <strong>Brauweiler</strong> Festkalender, der aus dem Jahr 1476 überliefert ist (D,<br />

<strong>Brauweiler</strong>, RuH 3 BI. 99 a-182 b), beruht weitgehend auf dem Kölner<br />

Kalender, weist ihm gegenüber aber einige Zusätze auf, die sich hier und<br />

da sogar mit einiger Sicherheit datieren lassen. <strong>Die</strong> Translatio s. Viti, die<br />

kein anderer Kölner Kalender hat (Zilliken, Festkalender S. 52 f. und<br />

S. 142), ist wohl Anfang des 14. Jahrhunderts eingeführt worden (v gI.<br />

dazu unten § 26) und zwar unter Abt Ludolf, der aus dem Vituskloster<br />

Corvey gekommen war. Wann die Memoratio s. Liudgeri (Zilliken, Festkalender<br />

S. 142) aufgenommen wurde, läßt sich dagegen nicht sagen. <strong>Die</strong><br />

im Kölner Bereich seltene Translatio s. Nicolai am 9. Mai erklärt sich

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