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Die Benediktinerabtei Brauweiler - Germania Sacra

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§ 3. Denkmäler 15<br />

Schwarzrheindorf wirklich dazu, die Errichtung des Kreuzgangostflügels<br />

entgegen den deutlichen Hinweisen der Schriftquellen um ungefähr 1150<br />

anzusetzen? Das ist die entscheidende Frage, die jedoch endgültig, wenn<br />

überhaupt, nur der Kunsthistoriker beantworten kann.<br />

Nach dem Ostflügel wurde der Süd- und Westflügel, zuletzt der<br />

Nordflügel in Angriff genommen, wie die Bauformen ausweisen. Da um<br />

1187 der Neubau der Ostpartie der Kirche ins Auge gefaßt wurde, ist<br />

spätestens zu dieser Zeit mit dem Abschluß der Arbeiten zu rechnen. Der<br />

Kreuzgang hatte quadratische Form mit einem Innenhof von 33 m Seitenlänge.<br />

Kurz nach der Säkularisation wurden der West- und Nordflügel<br />

abgerissen (Bader, Baugeschichte S. 168).<br />

<strong>Die</strong> Malereien in den Gewölben des Kapitelsaales verherrlichen, von<br />

den Worten des Hebräerbriefs 11, 33-39 ausgehend, in den jetzt noch<br />

erhaltenen 29 Bildfeldern den Sieg des Glaubens, indem sie Propheten,<br />

Heilige, Märtyrer sowie Szenen aus dem Alten und Neuen Testament<br />

darstellen, u. a. das Martyrium des hl. Simeon, des hl. H ypolitus, des hl.<br />

Dorotheus, weiter Petrus im Gefängnis, die Opferung Isaaks, Daniel in<br />

der Löwengrube, die drei Jünglinge im Feuerofen und Samsons Kampf<br />

mit den Philistern 1). <strong>Die</strong> Gemälde an den Wänden, die teilweise bei der<br />

Niederlegung der Wand zwischen Kapitelsaal und Benediktkapelle zerstört<br />

wurden, zeigen u. a. Christus als Seelenretter, den Traum Nebukadnezars<br />

und seine Deutung durch David, stehen also mit dem Zyklus in den<br />

Gewölbefeldern in keinem Zusammenhang. Es handelt sich um Erzeugnisse<br />

des sog. "weichen fließenden Stils", der etwa um die Mitte des<br />

12. Jahrhunderts im Kölner Bereich verbreitet war. Ihre Datierung ist<br />

umstritten; da sie jedoch, wie sich bei der letzten Restaurierung ergab,<br />

sofort nach der Fertigstellung des Kapitelsaals auf den Putz aufgebracht<br />

wurden (Glaise, Restaurierung S. 82 f.), ist diese Frage mit der nach der<br />

Entstehungszeit des östlichen Kreuzgangteils aufs engste verflochten, die<br />

oben schon besprochen wurde. Unbestritten ist allerdings, daß der <strong>Brauweiler</strong><br />

Zyklus eng mit den Schwarzrheindorfer Malereien verwandt ist,<br />

die nach Kubach-Verbeek S. 109 wahrscheinlich 1151, spätestens 1156<br />

abgeschlossen waren. Nach Beseler, Monumentalmalereien S. 121 ist <strong>Brauweiler</strong><br />

sogar früher anzusetzen. Daß jedoch mit dem neuen Ansatz bei<br />

weitem nicht alle Fragen aus der Welt geschafft sind, wurde oben betont.<br />

Bei einer gründlichen Restaurierung des nicht mehr genutzten Kapitelsaals<br />

unter Abt Herriger von 1774-1776 wurden die Gemälde übertüncht.<br />

Als sie etwa 50 Jahre später unter dem abblätternden Putz wieder<br />

1) Ausführliche Beschreibungen und Abbildungen bei CLEMEN, Monumentalmalerei,<br />

Textband S. 363-398; GLAISE, Restaurierung S. 55-97.

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