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Die Benediktinerabtei Brauweiler - Germania Sacra

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§ 18. Klosterschule und Studium 129<br />

schrieben dem Abt vor, er solle einen tüchtigen Lektor berufen, der nicht<br />

nur Unterricht in der Grammatik, sondern auch in der hI. Schrift erteilen<br />

sollte (Franzen, Visitationsprotokolle S. 343). Im Kloster selbst war anscheinend<br />

kein geeigneter Mann vorhanden. Immerhin sollten bis zur<br />

Bestellung dieses Lektors die gelehrteren Mönche ihren ungebildeten<br />

Genossen weiterhelfen. Der Nachfolger Münsters auf dem Abtsstuhl,<br />

Heribert Artopäus, war ein hochgebildeter Mann, der drei Fremdsprachen<br />

beherrschte (PfA <strong>Brauweiler</strong>, Acta BI. 315 a). Seine Kenntnisse hatte er<br />

jedoch ohne Frage außerhalb der Klostermauern erworben (vgI. dazu<br />

unten § 26).<br />

<strong>Die</strong> Errichtung des Kölner Seminars im Jahre 1616, über das im<br />

folgenden Paragraphen ausführlicher gesprochen werden muß, hatte selbstverständlich<br />

auch Rückwirkungen auf den Schulbetrieb im Kloster, vor<br />

allem dadurch, daß jetzt durchweg besser qualifizierte Mönche als Lektoren<br />

eingesetzt werden konnten. Überhaupt sind die zweite Hälfte des 17. und<br />

das 18. Jahrhundert im Kloster durch ein fast ununterbrochenes, besonderes<br />

Engagement für die Bildung gekennzeichnet. Der Chronist Andreas<br />

Winckens (vgI. zu ihm unten § 29) hat festgestellt, ohne Studium könnten<br />

der Mönchsstand und die monastische Disziplin nicht bestehen (PfA<br />

<strong>Brauweiler</strong>, Acta BI. 350 a: ... studia, sine quibus religiosus status et monastica<br />

disciplina minime subsistere potest; ähnlich ebd. BI. 379 b), womit er allem<br />

Anschein nach nur der communis opinio Ausdruck verliehen hat. Es braucht<br />

kaum betont zu werden, daß längst nicht jeder Mönch in das Seminar<br />

geschickt wurde und zwar aus Gründen, die auf der Hand liegen. Nicht<br />

alle Mönche waren für das Studium geeignet; bei zu starker Frequenz des<br />

Seminars hätte es unter Umständen Schwierigkeiten bei der Erfüllung der<br />

gottesdienstlichen Verpflichtungen im Kloster geben können. Zudem kostete<br />

jede Abordnung Geld. Der bisher übliche Lehrbetrieb im Kloster<br />

wurde unter Lektoren der Theologie und Philosophie intensiviert, was<br />

auch zu baulichen Veränderungen Anlaß gab. Einschlägige Nachrichten<br />

setzen etwa seit der Mitte des 17. Jahrhunderts ein. Abt Mertzenhausen<br />

ließ das Winterrefektorium zu einem Schulraum herrichten (PfA <strong>Brauweiler</strong>,<br />

Acta BI. 350 a). Das 1662 in <strong>Brauweiler</strong> stattfindende Generalkapitel<br />

tagte in der schofa fratrum (ebd. BI. 373 b). Unter Abt Mertzenhausen war<br />

als Lektor der Theologie Philipp Brewer tätig; als Brewer 1652 die Leitung<br />

des Seminars übernahm, trat an seine Stelle im Kloster Heinrich Cramer<br />

aus St. Pantaleon (ebd. BI. 358 b). Nach der Meinung des Chronisten, der<br />

es wissen konnte, blühten zu dieser Zeit die Studien im Kloster in gleicher<br />

Weise wie im Seminar. Abt Brewer wird es gewesen sein, der den Grafschafter<br />

Mönch Gottfried Richardi, seit 1671 Abt seines heimatlichen<br />

Klosters, nach dessen Seminarbesuch als Lektor der Theologie nach Brau-

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