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Die Benediktinerabtei Brauweiler - Germania Sacra

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54 3. Historische Übersicht<br />

mönchen mehrmals der Vorwurf gemacht worden, sie säßen unrechtmäßigerweise<br />

in ihrem Kloster und verzehrten die Präbenden, die anderen<br />

bestimmt waren (so ebd. 19 S.226). Wenn auch an dem Recht des Erzbischofs<br />

nicht zu zweifeln war, das Kloster zu reformieren, so mußte es<br />

die von ihm eingeführten Leute zusätzlich beruhigen, wenn sie sich sagen<br />

konnten, daß die Vorgänger ihr Schicksal durch einen der Regel hohnsprechenden<br />

Lebenswandel, durch einen Wortbruch selbst besiegelt hatten.<br />

<strong>Die</strong> adligen Konventualen haben ihrem Stand kaum Ehre gemacht, doch<br />

der Verdacht liegt nahe, daß sie in der Chronik wesentlich schwärzer<br />

dargestellt wurden als sie in Wirklichkeit waren.<br />

Als am 21. Juli 1467 sieben Mönche aus Groß-St. Martin zu Köln in<br />

das Kloster einzogen, dessen Gebäude sich in verwahrlostem Zustand<br />

befunden haben sollen (Eckertz, Chronicon, AnnHistVNdRh 18 S. 155),<br />

bedeutete das im Personellen einen völligen Neubeginn. <strong>Die</strong> alten Mönche<br />

hatten sich fast ausnahmslos an Orte zurückgezogen, die ihnen angenehmer<br />

waren, nachdem ihnen Pensionen ausgesetzt worden waren (ebd. S. 155).<br />

<strong>Die</strong> Lage der Neuankömmlinge war wegen der von ihnen übernommenen<br />

Schulden der Vorgänger schwierig genug; die Feindseligkeiten eines Teils<br />

ihrer Umwelt kamen hinzu. Der Chronist berichtet von Viehdiebstählen,<br />

von Verwundungen und Inhaftierungen der Hintersassen, vom Niederbrennen<br />

von Klein-Königsdorf. Es war ein geringer Trost, daß einer der<br />

adligen Pferdediebe von Bauern aus Freimersdorf ergriffen und ins Ge-<br />

Hingnis gebracht wurde, aus dem man ihn nach Urfehdeleistung entließ.<br />

In anderen Fällen mußte das Kloster noch zahlen, um Gefangene zu<br />

befreien oder um weitere Übergriffe zu verhindern (Eckertz, Chronicon,<br />

AnnHistVNdRh 19 S. 221, 226, 228). Einige Kölner Bürger, die anscheinend<br />

um ihre Darlehen an die alten Mönche fürchteten, waren den neuen<br />

Leuten ebenfalls alles andere als wohlgesinnt.<br />

Nach dem Tod des Abts Eberhard von Galen, der 1469 auf der<br />

Rückkehr von einer Pilgerreise überraschend in Straßburg verstarb, war<br />

der Weg für die Wahl des bisherigen Propstes Adam von Hertzenrath zum<br />

Abt frei; sie erfolgte einstimmig. <strong>Die</strong> Kosten der erzbischöflichen Bestätigung<br />

konnten jedoch nur durch den Verkauf von Leibrenten und durch<br />

ähnliche Manipulationen aufgebracht werden (Eckertz, Chronicon,<br />

AnnHistVNdRh 18 S. 157 f.). 1474/75 zog die Belagerung von Neuss durch<br />

Herzog Karl den Kühnen von Burgund auch das Kloster in Mitleidenschaft.<br />

Da die Stadt Köln einen Angriff des Herzogs befürchtete, bestand<br />

sogar die dringende Gefahr, daß das Kloster von den Bürgern zerstört<br />

wurde, wie ja tatsächlich einige der Stadt näher gelegene geistliche Institute<br />

den militärischen Erfordernissen weichen mußten. Auf den Klosterhöfen<br />

requirierten die Burgunder mehrmals Lebensmittel und Viehfutter. Das

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