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Die Benediktinerabtei Brauweiler - Germania Sacra

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§ 7. Das Kloster von 1024-1467 47<br />

gab Scholle nach einiger Zeit seinen Widerstand gegen den erfolgreichen<br />

Mitbewerber auf. Man darf vermuten, daß die Mittel für eine Wiederaufnahme<br />

des Verfahrens nicht mehr vorhanden waren. Das Wahlergebnis<br />

läßt zudem vermuten, daß Scholles Anhang im Kloster abgebröckelt war.<br />

Um 1335 wurde Scholle Kellner und hatte sich in dieser Stellung mit der<br />

traurigen Hinterlassenschaft der langjährigen Streitigkeiten auseinanderzusetzen.<br />

<strong>Die</strong> aus den Jahren 1331-1333, 1337/38 und 1348-1352 erhaltenen<br />

Kellnereirechnungen (D, <strong>Brauweiler</strong>, Akten 1/2; vgl. zu ihnen auch v.<br />

Roden, Wirtschaftsgeschichte S. 88 ff.) geben gute Einblicke in die inneren<br />

Angelegenheiten des Klosters und lassen vor allem mit aller Deutlichkeit<br />

erkennen, daß das Leben der Mönche den Vorschriften der Benediktinerregel<br />

nur noch sehr wenig entsprach. Ein gemeinsamer Tisch bestand<br />

nicht mehr. <strong>Die</strong> Mönche erhielten monatliche Präbendengelder, wie das<br />

offenbar schon in der Anfangszeit des Abts Friedrich 1321 geschah (Ekkertz,<br />

Chronicon, AnnHistVNdRh 18 S. 104), und zusätzlich, entsprechend<br />

der finanziellen Leistungsfahigkeit der Kellnerei, mehr oder weniger große<br />

Getreidedeputate. Sie waren Selbstversorger, was auch dadurch bestätigt<br />

wird, daß sich in den Rechnungen keine Ausgaben für einen Koch finden.<br />

Ausgaben für gemeinsame Mahlzeiten gab es nur noch zu Ostern; zu<br />

dieser Gelegenheit mußten sogar einige Male Schüsseln gekauft werden.<br />

Was der Mönch von <strong>Brauweiler</strong> aß, ob er die Fastengebote hielt, dürfte<br />

weitgehend Sache des eigenen Ermessens gewesen sein. Der Lebensstandard<br />

war hoch. Allein die Zuwendungen, die die Konventualen vom<br />

Kellner erhielten - es gab daneben für sie noch andere Einkünfte, z. B.<br />

für die Kleidung - haben in der Regel den Lohn eines Bauhandwerkers<br />

ganz wesentlich übertroffen, der von diesem Verdienst doch noch eine<br />

Familie unterhalten und auch für seine Unterkunft selbst sorgen mußte.<br />

Auf die Einhaltung der Präsenz wurde dagegen offensichtlich Wert gelegt.<br />

Im Rechnungsjahr 1348/49 wurden rund 566 Mark, die etwa den Gegenwert<br />

von 4000 Maurerstunden darstellten, zur Reparatur der Zellen des<br />

Dormitoriums ausgegeben. An zwei Prozessionen der Jahre 1337 und 1348<br />

haben die Mönche vollzählig teilgenommen, wie sich aus den dafür gezahlten<br />

Geldern ergibt. Das ist immerhin ein kleines Indiz dafür, daß die<br />

Präsenz nicht nur gewünscht, sondern tatsächlich eingehalten wurde. Man<br />

möchte es deshalb positiv werten, daß es einen Präsenzmeister, dessen<br />

Existenz in anderen rheinischen Klöstern wie in Siegburg und St. Pan taleon<br />

bezeugt ist (vgl. Wisplinghoff, Benediktinerklöster S. 287), in <strong>Brauweiler</strong><br />

allem Anschein nach nicht gegeben hat und ebensowenig eine<br />

Präsenz als besondere Vermögensmasse. Leider gestatten die Quellen nur<br />

diese "Momentaufnahme" des Klosterlebens, die aber für das 14. und

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