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Die Benediktinerabtei Brauweiler - Germania Sacra

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§ 8. Das Kloster von 1467 -1802 53<br />

die Hand des Erzbischofs auf seine Würde verzichtet. Um ihm die Resignation<br />

zu erleichtern, wurde ihm eine gute Pension zugesichert. Nach<br />

einiger Überlegung hätten sich die adligen Mönche zur Annahme der<br />

Reform entschlossen. In Anwesenheit des Erzbischofs hätten sie, nachdem<br />

die Messe zum hl. Geist gefeiert worden war, zur Bekundung ihrer guten<br />

Vorsätze neue Mäntel (cappae) angelegt. Aber diese Bereitschaft sei geheuchelt<br />

gewesen; von zwei Ausnahmen abgesehen hätten sie sofort nach<br />

der Abreise des Erzbischofs demonstrativ die alten Kleider wieder angezogen.<br />

Nach einiger Zeit sei auch der ehemalige Kantor Nikolaus von<br />

Senheim in den alten Stand zurückgekehrt; nur der Pastor von Kierdorf<br />

Johann Weifert habe bis zu seinem Lebensende durchgehalten. Erst als<br />

ihm dieses Fiasko von Abt Eberhard gemeldet wurde, habe der Erzbischof<br />

die Entsendung eines Reformkonvents ins Auge gefaßt (ebd. S. 152 f.).<br />

Nach dieser Einleitung teilt dann der Chronist das Mandat mit, über das<br />

oben schon gesprochen wurde.<br />

Zweifellos hat eine Anordnung mit dem angegebenen Inhalt dem<br />

Chronisten vorgelegen; auch an der persönlichen Anwesenheit des Erzbischofs<br />

in <strong>Brauweiler</strong> wird man kaum zweifeln können. Aber der Bericht<br />

des Chronisten über diesen Besuch, der den Eindruck erweckt, als habe<br />

~an sich zunächst allein auf den guten Willen der adligen Mönche verlassen,<br />

als sei die Entsendung einer Gruppe reformierter Mönche erst nach<br />

dem Wortbruch der adligen Konventualen und wegen dieses Wortbruchs<br />

erfolgt, paßt mit dem Inhalt des Mandats ganz und gar nicht zusammen.<br />

Gegen einen der wesentlichen Punkte des Berichts spricht auch die Tatsache,<br />

daß der Reformkonvent schon am 21. Juli 1467, zwei Tage nach<br />

dem erzbischöflichen Besuch, in <strong>Brauweiler</strong> von Abt Adam von Groß-St.<br />

Martin, kurfürstlichen Räten und Doktoren der Kölner Universität eingeführt<br />

wurde (ebd. S. 154). Der Bericht ist demnach tendenziös gefarbt<br />

und die Frage nach der dahinterstehenden Absicht stellt sich um so<br />

dringender, als der Geschichtsschreiber <strong>Brauweiler</strong>s sonst ein recht zuverlässiger<br />

Mann war, der sich an anderen dunklen Stellen der Klostergeschichte<br />

nachdrücklich, wenn auch nicht immer erfolgreich, um die Ermittlung<br />

der Wahrheit bemüht hat. <strong>Die</strong> Antwort scheint recht einfach zu<br />

sein. <strong>Die</strong> neuen Mönche sahen sich mannigfaltigen Anfeindungen ihrer<br />

Vorgänger und deren Verwandtschaft ausgesetzt. <strong>Die</strong> adligen Mönche, die<br />

sicher beträchtliche Eintrittsgelder bezahlt hatten, betrachteten das Kloster<br />

nicht zuletzt als eine Versorgungsanstalt und Vermögensmasse, zu deren<br />

Bildung sie und ihre Familien kräftig beigetragen hatten, von der sie<br />

deshalb aber auch mit gutem Grund ihren Lebensunterhalt erwarten durften.<br />

So gesehen mußten ihnen die neuen Leute als Schmarotzer erscheinen,<br />

die da ernten wollten, wo sie nicht gesät hatten. Wirklich ist den Reform-

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