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Pflanzendokumentation Masoala, Inhaltsverzeichnis mit ... - Zoo Zürich

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Blätter<br />

Herzförmig, den Pappelblättern ähnlich, bis 17 cm lang, lang<br />

gestielt, Oberseite glänzend, auffallend lange, schwanzförmige<br />

Träufelspitze<br />

Kultur<br />

Viel Licht oder Halbschatten, <strong>mit</strong>telschwere humose Erde, Temperatur<br />

nicht unter 18 °C; für hohe Luftfeuchtigkeit sorgen, sonst<br />

welken die Blätter; Vermehrung durch Kopf- oder Triebstecklingen.<br />

Verwendung, Nutzwert<br />

Schattenbaum in Alleen und bei buddhistischen Tempelanlagen;<br />

Blätter, Früchte und Rinde werden in der Volksmedizin verwendet.<br />

Heiliger Baum der Buddhisten und Hindus<br />

Hinduismus<br />

Schon in vorbuddhistischer Zeit wurde dem Pipalbaum grosse<br />

Verehrung zuteil. Die Hindus betrachteten den Baum als Wohnsitz<br />

der hinduistischen Dreifaltigkeit, bestehend aus den Göttern<br />

Brahma (Weltschöpfer), Vishnu (Welterhalten) und Shiva<br />

(Weltzerstörer) <strong>mit</strong> ihren Frauen Sarasvati (Gelehrsamkeit),<br />

Lakshmi (Glück) und Shakti (Urenergie). Im hinduistischen<br />

Glauben genügt es, den Pipalbaum zu berühren, um die eingeschlafene<br />

Erinnerung an frühere Leben zu erwecken.<br />

Buddhismus<br />

Gemäss der buddhistischen Überlieferung erlangte Siddharta<br />

Gautama 528 v.Chr. unter einem Pipalbaum sitzend seine<br />

Erleuchtung. Erleuchtung heisst im Sanskrit Bodhi und so wurde<br />

Gautama zum Buddha = Erleuchteter, Erwachter. Der Pipalbaum<br />

wird deshalb auch Bodhibaum genannt. Der Pipalbaum<br />

gilt seither in der buddhistischen Kunst als Symbol des Buddha.<br />

In buddhistischen Tempelanlagen befindet sich immer mindestens<br />

ein Pipalbaum, der bei Vollmond im April/Mai in Erinnerung<br />

an die Erleuchtung Buddhas, Zentrum der Verehrung ist. Am Ort<br />

der Erleuchtung Buddhas, im indischen Bodh-Gaya, steht ein<br />

angeblicher Nachkomme des ursprünglichen Pipalbaumes. Als<br />

historisch belegt kann gelten, dass ein Zweig des ursprünglichen<br />

Pipalbaumes in Bodh-Gaya nach Sri Lanka gelangte. Der daraus<br />

gewachsene Baum kann heute noch in der Königsstadt<br />

Anuradhapura bewundert werden und ist ein wichtiger Pilgerort<br />

für Buddhisten. Der Baum musste aber schon vor längerer Zeit<br />

<strong>mit</strong> einer Eisenkonstruktion gesichert werden.<br />

Spezielle Bestäubungsbiologie der Feigen<br />

Die Bestäubungsbiologie in der Gattung Ficus ist ein Beispiel für<br />

eine Koevolution von Bäumen und Insekten. Jede Ficus-Art ist<br />

auf eine bestimmte Feigenwespenart angewiesen. Das hat zur<br />

Folge, dass eine ausserhalb des Lebensraums ihres Bestäubers<br />

kultivierte Feige keinen Samen bilden kann. Nach dem Schlupf<br />

aus einer Gallblüte verbringt die männliche Feigenwespe ihr<br />

kurzes Leben von einigen Stunden innerhalb der Feige und begattet<br />

dort die Weibchen. Das befruchtete Weibchen verlässt die<br />

Feige, nimmt beim Passieren der engen Schlupföffnung<br />

(Ostiolum) von männlichen Blüten Pollen <strong>mit</strong> und fliegt dann zu<br />

einem anderen Baum, dringt in eine Feige im Blühtezustand ein,<br />

um die Eier abzulegen. Bei den Blüten <strong>mit</strong> langem Griffel gelingt<br />

die Eiablage nicht, beim Versuch überträgt es jedoch den <strong>mit</strong>gebrachten<br />

Pollen auf die Narbe, was zur Fruchtbildung führt.<br />

Nur in die Gallblüte <strong>mit</strong> kurzem Griffel passt die Legeröhre der<br />

Wespe. Dort legt es die Eier im Fruchtknoten ab und stirbt alsbald.<br />

Der jährliche Bestäubungszyklus läuft über 3 Feigengenerationen<br />

ab, <strong>mit</strong> unterschiedlichen Anteilen der 3 Blütetypen. In<br />

der letzten Generation überwintern die Gallwespen.<br />

(Bestäubungsbiologie der Essfeige siehe unter Ficus triangularis)<br />

Der Pipalbaum bildet an seinen Blättern eine ausgeprägte<br />

Träufelspitze. Sie ist eine länglich auslaufende Blattspitze bei<br />

Pflanzen tropischer Standorte. Sie begünstigt das Ableiten von<br />

Niederschlagsflüssigkeit von der Blattfläche und die Funktion<br />

der Träufelspitze liegt darin, die dauerhafte Etablierung eines<br />

feuchten Milieus auf der Blattoberfläche zu verhindern<br />

Pipal stammt vom Sanskritwort Pipala und ist etymologisch<br />

<strong>mit</strong> dem deutschen Wort Pappel verwandt, einem Baum, der<br />

äusserlich einige Ähnlichkeiten aufweist, wie die Blattform<br />

und das im Wind zitternde Blattwerk.<br />

Auch der Pipalbaum kann seine Entwicklung als Aufsitzpflanze<br />

beginnen um sich dann als Würgfeige zu entwickeln.<br />

Zum Boden gewachsene Luftwurzeln können wie beim Ficus<br />

benjamina zu Stützwürzeln gegen Sturmwinde heranwachsen.<br />

Pflanzen im <strong>Masoala</strong> Regenwald – <strong>Zoo</strong> <strong>Zürich</strong> Seite 205

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