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Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler

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Vogelfreiheit - Stephan Packard<br />

Menschen - finden - aufspüren - wenn er sich nur lang genug daran erinnern konnte! Er mußte Kam<br />

Tak suchen und finden, in Erfahrung bringen, was mit ihm-<br />

Ein dunkler Schatten sauste über ihm durch die Wolken. Ein Großer. Von den Bösen. Ein<br />

Raubvogel, sein Gefieder ganz schwarz wie der Himmel der Nacht.<br />

���<br />

„Macht auf, wenn Ihr da seid, Schreiber! Ich will nur mein Hab und Gut zurück!“ Drinnen regte<br />

sich nichts. Lyr fluchte rasch, dann hämmerte sie weiter auf die Tür.<br />

Der harmlose alte Schreiber hatte sie doch noch bestohlen. Das liebe Erbstück von ihrer Mutter hatte<br />

er mit sich genommen, als er mit dem Vogel aus Holz ihre Werkstatt verlassen hatte. Wieso sollte<br />

er so etwas tun? Übermäßig kostbar war das Objekt nicht, das Material war billig; nur ihr bedeutete<br />

es viel, und sie wollte es wiederhaben.<br />

Mit welcher seltsamen Person hatte sie da einen Handel geschlossen? Was wollte er mit dem<br />

Vogel, und was mit ihrem spärlichen Erbe anfangen?<br />

Schließlich verlor sie die Geduld, nahm Anlauf und rannte gegen Manyrs Türe.<br />

���<br />

Der Falke hatte die Krähe gesehen, die anders war als die anderen. Diese Krähe bestand aus<br />

Holz, das sich wider alle Vernunft bewegte. Sie flog ebenso elegant wie ihre Artgenossen, aber sie<br />

folgte keinem Leitvogel. Und sie hatte ihn gesehen. - Ein pechschwarzer Falke war ungewöhnlich in<br />

diesen Breiten. Manyr flog in einem weiten Bogen zurück zu dem Raubvogel und betrachtete ihn<br />

genauer. Was hielt er da in seinem Schnabel? - Holztiere flogen nicht von selbst. Wer konnte<br />

diesen Vogel beseelt haben? Es war eine ganz besondere Technik vonnöten, den Geist in Totes<br />

fließen zu lassen und es dann zu beleben. Die Projektionsmagie war eine seltene Kunst. Nur die<br />

anderen, aus<br />

deren Händen er vor so langer Zeit ausgerissen war, beherrschten diese besondere Methode. Die<br />

Schlußfolgerung war klar: Ein Perger flatterte hier neben ihm durch die Luft! - Der Falke war nicht<br />

echt. Ein Blick in seine gelbglühenden Augen hatte genügt. Es war ein Magier, der Manyrs Flug<br />

hier begleitete, und in seinem Schnabel trug er ein Artefakt - offensichtlich wertvoll. - Wenn<br />

hinter der Krähe ein Perger steckte, dann durfte sich der Falke ihr nicht lange genug zeigen, um<br />

erkannt zu werden. Einen der zwei Schlüssel hatte er nun gefunden, den anderen würde er ein anderes<br />

Mal holen müssen. Für den Augenblick jedenfalls machte er sich aus dem Staub. -<br />

Der Falke drehte ab und flog nach Norden. Aber Manyr war jetzt neugierig geworden. Soweit<br />

seine gesammelten Informationen reichten, gab es in <strong>Elek</strong>-<strong>Mantow</strong> keinen Magier nach dieser<br />

Art. Offensichtlich war er hier auf ein weiteres Geheimnis gestoßen, von dem er keine Ahnung<br />

hatte. Der Falke schien ihn noch nicht bemerkt zu haben; also folgte er ihm in einiger Entfernung.<br />

���<br />

Es war nicht leicht gewesen, die Türe aufzubekommen. Das Holz hatte schon beinahe<br />

nachgegeben, da war Lyr plötzlich eine furchtbare Fratze erschienen, ein aus Flammen gebildetes<br />

Gesicht mit einem riesigen Maul und langen Zähnen. Sie war zurückgeschreckt, und das<br />

Gesicht war verschwunden.<br />

Als sie es das zweite Mal versuchte, öffnete sich die Tür ohne weitere Probleme. Offensichtlich hatte<br />

der Schreiber sein Haus mit magischen Mitteln vor Einbruch geschützt. Woher nahm er das Geld<br />

dafür? Zauberer waren nicht billig, und gerade in der Unterstadt <strong>Elek</strong>-<strong>Mantow</strong>s fand man nur selten<br />

einen, der bereit war, seine Kunst für solche Zwecke zu verkaufen. Hinter dem tatterigen Alten<br />

steckte offenbar mehr, als Lyr erwartet hatte.<br />

���<br />

Obwohl der Falke ein gewaltiges Tempo vorlegte, war die Krähe mit ihren wild schlagenden<br />

Flügeln noch immer hinter ihm her. Längst hatten sie die Oberstadt mit ihren teuren Fassaden und<br />

dem güldenen Inhalt, mit ihren mächtigen und reichen Bewohnern hinter sich gelassen, und nun

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