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Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler

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Schatten - Robert Symons<br />

Sohn einer Rattenlochhure!“ Eiligst gehorchte der eingeschüchterte Wächter dem Befehl seines<br />

Vorgesetzten.<br />

Chattar lehnte sich an die Wand seines Arbeitszimmers und massierte seinen Nasenrücken mit<br />

Daumen und Zeigefinger. Er mußte das flohzerfressene Fellbündel wieder herbeischaffen. Wenn der<br />

Hohepriester von diesem Zwischenfall erfuhr, war Chattar nur noch ein verdammt großer Haufen<br />

totes Fleisch. Aber es gab ja auch noch andere Möglichkeiten, als es diesen hirnlosen Trotteln, aus<br />

denen seine Wachmannschaft bestand, zu überlassen, den Wolfsmann zu finden...<br />

���<br />

Es war schon spät, und der Nebel hatte einem ungemütlichen <strong>Elek</strong>-<strong>Mantow</strong>-Dauerregen Platz<br />

gemacht. Vermillion strich gelangweilt durch die Straßen des Rattenlochs. Nichts Aufregendes war<br />

irgendwo zu finden, die Leute hatten sich ob des Regens in die Häuser geflüchtet und die, die noch<br />

unterwegs waren, ließen nicht auf gute Beute hoffen.<br />

Seit sie Shahtar entwischt war, hatte sie sich im Rattenloch herumgetrieben, aber heute war gar nichts<br />

los. Gerade überlegte sie, ob sie zurück zum Treffpunkt der Schatten gehen sollte oder vielleicht zu<br />

Rominas Ramschladen, als sie, einige Schritte entfernt, eine ihr bekannte Person sah.<br />

„Hallo, Taliësin!“, rief sie. Die junge Frau drehte sich zu ihr um.<br />

„Hallo, meine Kleine.“, sagte sie und versuchte zu Lächeln, aber ihr Gesicht schien besorgt. Die<br />

meisten von Hesvites Schatten kannten Taliësin. sie war eine der wenigen Großen, von denen man<br />

nicht verjagt oder gar geschlagen wurde. Oft kamen die Kinder zu Taliësins Haus um ihrem Gesang<br />

und Lautenspiel zu Lauschen und Taliësin freute sich immer über die kleinen Zuhörer, die andächtig<br />

ihren Liedern zuhörten. Vermillion stutzte. Trotz des Lächelns in ihrem Gesicht schien Taliësin<br />

Sorgen zu haben.<br />

„Was ist mit Dir, hast Du Kummer?“; fragte sie.<br />

„Oh... es... es ist nichts!“, antwortete Taliësin, „Ich muß jetzt weiter, die Arbeit, weißt Du? Mach's gut<br />

und komm doch mal wieder bei mir vorbei, ja?“ Damit drehte sich Taliësin um und eilte die Straße<br />

weiter, die verdutzte Vermillion zurücklassend.<br />

Normalerweise war Taliësin doch nicht so kurz angebunden! Vermillion wollte gerade hinter ihr<br />

herlaufen, da bemerkte sie etwas Interessantes. Vermillion stand hinter einem alten Wagen, der<br />

achtlos auf der Straße stehen gelassen worden war. Von dort aus beobachtete sie, wie aus einer<br />

Seitengasse eine Person hervorschoß. Die Person, die offensichtlich von jemandem verfolgt wurde,<br />

war schlank, drahtig, und etwas so groß wie Vermillions Bruder Shahtar. Das war jedoch noch nichts<br />

besonderes. Daß Straßenkinder von Irgend jemandem, dem sie Irgend etwas gestohlen hatten, verfolgt<br />

wurden war keine Seltenheit. Besonders war hierbei nur, daß das Straßenkind ein dichtes graubraunes<br />

Fell, einen Wolfskopf und einen Wolfsschwanz hatte.<br />

„Dort ist er! Greift ihn euch!“, tönte es aus der Gasse hinter dem Wolfskind und schwere Stiefeltritte<br />

kamen rasch näher. Gehetzt blickte sich das Wolfswesen um.<br />

„Psst!“, machte Vermillion. Die dunkelblauen Augen des Wesens richteten sich auf das Mädchen mit<br />

der zinnoberroten Mähne.<br />

„Hier lang!“, zischte Vermillion. Das Wesen überlegte einen Sekundenbruchteil, bevor es der<br />

Aufforderung nachkam.<br />

Sechs Gestalten stürmten aus der schmalen Gasse. Sie waren durch schwere, wollene Kapuzenmäntel<br />

verhüllt, doch klirrte und rasselte es darunter verdächtig. Der, der wohl der Anführer der Gruppe zu<br />

sein schien, blickte sich rasch um. Nun war ihnen doch schon wieder so ein Wolfsvieh entwischt.<br />

Wenn schon der Schwarze nicht mehr aufzutreiben war, so hätte er Meister Kan wenigstens dies<br />

kleiner Fellbündel anbieten können, um dessen Zorn wenigstens etwas zu bremsen.<br />

„Ihr zwei geht da lang, ihr zwei nach links und Du kommst mit mir, weit kann er noch nicht<br />

gekommen sein!“, schnauzte der Anführer. Die Sechsergruppe teilte sich in drei Zweiergruppen und<br />

die Söldner hasteten die Straßen entlang. Einer der Söldner verharrte kurz an dem alten Wagen, der<br />

am Straßenrand stand, und stocherte mit seinem Schwert darunter herum.<br />

„komm schon, sonst verlieren wir ihn noch!“, rief ihm sein Kollege zu. Der Söldner erhob sich rasch<br />

und folgte ihm in die Dunkelheit. Als die Schritte in der Dunkelheit verklungen waren hörte man ein<br />

zweifaches Plumpsen unter dem alten Wagen, als Vermillion und das Wolfswesen sich von den

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