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Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler

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Schattenspiele - Claudia Wamers<br />

Bercan vermutete stark, daß er sich hier mal wieder irgendwelchen Ärger aufgeladen hatte, als er sie<br />

zu sich auf das Pferd gehoben hatte. Das Mädchen hatte Probleme, und die dürften nicht allzuweit<br />

hinter ihr sein, sonst würde sie sich nicht trotz ihrer Müdigkeit andauernd so gehetzt umsehen.<br />

Unwillkürlich trieb er sein Pferd zu einer schnelleren Gangart und es gehorchte unwillig. Nur der<br />

Gedanke, daß es möglicherweise etwas schneller in einen trockenen Stall gelangen würde, ließ es<br />

doch etwas zügiger ausholen.<br />

Das Mädchen in seinem Rücken, so spürte Bercan, begab sich in eine angespannte Haltung als sie<br />

diese Änderung in der Gangart bemerkte.<br />

„Stimmt etwas nicht?“, fragte er beiläufig.<br />

„Oh, nein, nein, alles in Ordnung.“<br />

Aus dem Augenwinkel nahm Bercan wahr, wie sich Shirinn wiederum nach hinten und zu den Seiten<br />

umsah.<br />

„Wie weit ist es noch bis <strong>Elek</strong>-<strong>Mantow</strong>?“<br />

„Nun, jetzt da das Pferd zwei Reiter zu tragen hat, sollten wir die Stadt in den ersten Stunden des<br />

morgigen Tages erreichen.“<br />

„Das ist zu... zu wünschen.“<br />

'Ah ja! Das ist zu... zu wünschen. Hmhm. Das ist zu spät dürfte es wohl eher treffen.', dachte Tibrand.<br />

'Was hast Du vor? Wer ist hinter Dir her?' Fragen, auf die Bercan recht bald eine Antwort zu erhalten<br />

wünschte, ansonsten könnte sie den Rest des Weges doch noch zu Fuß zurücklegen.<br />

„Verrate mir, wen Du in <strong>Elek</strong>-<strong>Mantow</strong> treffen willst. Ich kenne viele Geschäftsleute in der Stadt durch<br />

meinen Vater. Vielleicht kann ich Dir behilflich sein?“ Ein leises Schnauben ertönte aus seinem<br />

Rücken, nicht ganz wie ein gequältes Lachen, mehr wie eine Unmutsäußerung.<br />

„Was ist?“, fragte er seine Begleiterin.<br />

„...nichts, nichts, ich habe nur was im Hals, nichts. Vielen Dank für das Angebot, aber ich denke ich<br />

weiß genau, an wen ich mich zu wenden habe.“<br />

„Na, dann eben nicht!“<br />

Und wiederum verlief die Reise schweigsam. Bercan hatte noch genug Zeit, er würde schon noch<br />

herausfinden, was es mit diesem Mädchen auf sich hatte. Schließlich wollte er wissen, worauf er sich<br />

da eingelassen hatte, und schließlich lag noch mehr als ein halber Tag und eine ganze Nacht vor<br />

ihnen. In der Nacht, das wußte Bercan schon jetzt, würde er kein Auge schließen. Das Mädel war<br />

imstande und stahl ihm sein Pferd wo er dabei war.<br />

Kurz nach der Mittagsstunde ließ der Regen nach und die Sonne stahl sich so langsam hervor. Kurze<br />

Zeit später fand sich denn auch ein halbwegs trockenes Plätzchen, wo man eine Rast einlegen konnte.<br />

Shirinn glitt zögerlich vom Pferd, auch Bercan stieg ab und nahm einen Beutel und eine<br />

Wasserflasche vom Sattel. Shirinn sah ihn an, machte Anstalten etwas zu sagen und schwieg dann.<br />

Allerdings hielt sie nicht lange still...<br />

„Können wir nicht weiter? Ich muß wirklich dringend in die Stadt. Das Pferd sieht doch noch gut aus,<br />

das schafft das schon...“<br />

Bercan wandte sich zu ihr um, sie stand vor ihm, das längliche Bündel vor den Körper gedrückt, so als<br />

wäre es ein Schatz, und sah ihn fast flehentlich an.<br />

„Es hängt wirklich eine Menge davon ab, daß ich auf dem schnellsten Weg nach <strong>Elek</strong>-<strong>Mantow</strong><br />

komme.“<br />

Bercan sah sie eindringlich an.<br />

„Schluß jetzt mit dem Schauspiel. Was ist los, wer ist hinter dir her. Die Wahrheit, oder ich lasse Dich<br />

jetzt einfach hier stehen und reite weiter.“<br />

Shirinn Tayla schaute ihn ehrlich bestürzt an. Bercan erkannte es mit Erstaunen. Diese Frau war, wie<br />

er schon das zweifelhafte Vergnügen gehabt hatte festzustellen, nicht leicht zu überraschen, auch war<br />

sie hart im Nehmen. Sie hatte anscheinend auch schon einiges erlebt, nicht nur in den letzten Stunden,<br />

und wohl auch einige Tricks drauf - aber daß sie nicht so schnell nach <strong>Elek</strong>-<strong>Mantow</strong> kommen könnte,<br />

brachte sie aus der Fassung.<br />

Es mußte etwas wirklich immens wichtiges sein, was sie so antrieb, und es dürfte wohl mit dem von<br />

ihr umklammerten Bündel zu tun haben.<br />

„Also, rede mit mir.“<br />

Bercan trat mit dem Brotbeutel und der Wasserflasche

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