Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler
Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler
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Alte und neue Freunde - Janina Enders * <strong>André</strong> <strong>Wiesler</strong><br />
Alte und neue Freunde<br />
Janina Enders * <strong>André</strong> <strong>Wiesler</strong><br />
„Oh nein!“ Torador zog den Kopf ein und sah sich nach einem Hauseingang um, in den er sich ducken<br />
konnte. Nicht nur, daß auf einmal die Sonne nicht mehr am Himmel auftauchte, nun schritt auch noch<br />
diese Frau wie ein Racheengel auf ihn zu. Er hatte gleich gewußt, daß ein Gang in die Unterstadt eine<br />
dumme Idee gewesen war, aber er mußte dringend einige Kräuter von Sarjana entleihen.<br />
Das große Schwert hatte die Frau auch dabei... wahrscheinlich wollte sie ihn bestrafen, weil er damals<br />
das Tier berührt hatte, welches jetzt auf ihrer Schulter saß. Scheinbar hatte es überlebt...<br />
„Äh...“, sagte Torador, als die rothaarige Frau, die fast eine Pfeillänge größer war als er, vor ihm<br />
stehen blieb. Vorsichtshalber machte er einen Schritt rückwärts. Wo war bloß Melirae, sie wollte<br />
doch nur kurz mit dieser Jangrit sprechen...<br />
Da er wohl ganz alleine auf sich gestellt war, streckte er beide Hände mit den Handflächen nach oben<br />
von sich. Die Frau grinste und sagte auf <strong>Mantow</strong>in: „Hand.“<br />
Torador stutzte. Hand? Das war alles? Vielleicht... er zuckte mit den Achseln und wagte einen<br />
Versuch.<br />
„Torador Broschakal.“<br />
´Hand´ war vielleicht ihr Name, sie kam ja allem Anschein von weit her, denn auch ihren Akzent hatte<br />
der dunkelhaarige Mann noch nie gehört. Er kam allerdings zu dem Entschluß, daß ihr Name wohl<br />
doch nicht ´Hand´ lautete, da sie ihn nun etwas verwirrt anstarrte. Dann zuckte sie die Achseln und<br />
sprach langsam: „Bitte entschuldigt mein Be.. Benehmen... damals.“<br />
„Äh... ist schon... in Ordnung? Ich nehme eure Entschuldigung sehr gerne an.“ Zur Bekräftigung<br />
nickte er eifrig. Wer wußte schon, was passierte, wenn er sie ablehnte. Die große Frau nickte und...<br />
sah eigentlich ganz nett aus!<br />
Dann drehte sie sich um und entfernte sich einige Schritte. Torador atmete hörbar aus und sofort<br />
wieder erschrocken ein, als sie sich noch einmal umdrehte. Das Tierchen sprang leichtfüßig auf den<br />
Boden und rannte auf den erstaunten Broschakal los. Flink wickelte er seinen langen Schwanz um<br />
Toradors Körper und schleckte ihn herzhaft über die Wange. Er mußte lachen und hörte auch das leise<br />
Lachen der Besitzerin.<br />
„Kommt zu Brianne, wenn Hilfe sein soll. Ich gerne helfen To- Torador? Torador!“<br />
Sie verschwand wieder und das Tier folgte ihr. Nach einiger Zeit wurde auch der lange, buschige<br />
Schwanz von der Dunkelheit verschluckt...<br />
Torador atmete erneut auf. Irgendwie war ihm das doch noch ein wenig mulmig. Erst rammte sie ihm<br />
fast das Schwert in die Kehle und kaum einen Monat später bot sie ihm Hilfe an? Sehr seltsam.<br />
Er war einmal mehr froh sie zu haben, als Melirae ihm die Hand auf die Schulter legte.<br />
„Da bist du ja!“, sagte er, und legte seine Hand auf ihre, während er sie zärtlich anblickte.<br />
���<br />
Brianne lief durch die dunkle Stadt. Je länger sie diese schreckliche, unnatürliche Dunkelheit ertragen<br />
mußte, um so schlechter wurde ihre Laune. Gerne wäre sie zurück zu Shamino gegangen, wollte sich<br />
gegen ihn lehnen und diese schreckliche Nacht vergessen. Doch sie wollte mehr lernen, die Sprache<br />
dieser Stadt richtig lernen.<br />
Da stand sie auch schon vor der kleinen, heruntergekommenen Hütte in der ihr Lehrer wohnte. Sie<br />
pochte an die Tür, aber es kam keine Reaktion. Brianne pochte etwas energischer, dann noch mal. Als<br />
sie gerade wieder schnell nach Hause laufen wollte, ging die Tür auf. Ein verschlafener Inigo blickte<br />
sie aus halbgeschlossenen Augen an, die sich nun erstaunt weiteten: „Brianne, was willst Du denn<br />
hier?“<br />
Briannes Augenbrauen näherten sich einander an. Was sollte das? „Inigo nicht glücklich mich<br />
sehen?“, fragte sie enttäuscht.<br />
Inigo mühte sich ein Lächeln ab, das aber nicht sehr überzeugend gelang: „Doch, riésnomas, ich bin<br />
mehr als erfreut dich zu sehen.“<br />
Wunderhübsche Frau nannte er sie... Inigo lernte schnell. Jetzt konnte er Brianne schon Komplimente<br />
in ihrer eigenen Sprache machen.<br />
„Aber“, schränkte der Nushq´qai ein und rieb sich dabei die Augen, „ich bin überrascht dich mitten in<br />
der Nacht hier zu sehen. Du warst doch erst vorhin da... Kurz bevor...“