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Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler

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Totentanz - <strong>André</strong> <strong>Wiesler</strong><br />

hast du dir fast den Tod geholt, nicht ich. Wenn du also auch nur ein bißchen von mir gelernt hast,<br />

gehst Du morgen los und holst dir eine Menge Gold für dieses Ding! Und nun geh schlafen, du bist<br />

schon ganz blaß!“<br />

Tatsächlich war A´Tjall wirklich sehr müde, blaß jedoch konnte sie bei ihrer dunklen Haut wohl kaum<br />

werden.<br />

Am nächsten Morgen ritt sie als erstes mit ihrem geliebten Tavian aus. Dann machte sie sich auf, den<br />

Kasten zu Gold zu machen. Um ein solches Ding loszuwerden bot sich nichts so sehr an, wie Rominas<br />

Laden in der Unterstadt. Diese Frau kaufte und verkaufte nahezu alles. Keiner wußte, woran sie ihre<br />

Preise festmachte und wie sie sich ernährte, aber durch ihre Hände war wohl schon fast alles<br />

gegangen.<br />

Als A´Tjall den Laden betrat, krächzte der bunte Papagei, der auf einer Stange neben einer der<br />

Vitrinen saß laut: „Kundschaft!“.<br />

A´Tjall wartete einen Augenblick und tatsächlich tauchte in der einen Ecke, halb verborgen von<br />

einem hohen Stapel bunter Tücher, der braune Lockenkopf Rominas auf. Ihre goldbraunen Augen<br />

wanderten suchend durch den Laden, bis sie die Rekschat entdeckten.<br />

„Kommt doch herein, was kann ich für euch tun? Interessiert ihr euch vielleicht für einige Tücher der<br />

Fruchtbarkeit? Ganz frisch hereingekommen, damit empfangt ihr garantiert die Frucht der Lenden<br />

eures Geliebten.“<br />

A´Tjall konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen: „Ich muß euch enttäuschen. Ich bin hier um euch<br />

etwas anzubieten.“<br />

„Oh“, Romina wirkte keineswegs enttäuscht. Sie ließ die Tücher zurück auf den Stapel fallen und man<br />

sah, daß die mottenzerfressen waren. „Dann zeigt her, was ihr habt.“<br />

A´Tjall stellte den Kasten auf eine der Vitrinen und Romina kam herbeigeeilt, um die Ware zu<br />

begutachten. Nach einigem „Mmh“ und „Aha“ sagte sie: „Ich gebe euch sieben Goldsonnen für dieses<br />

Ding.“<br />

A´Tjalls Lächeln wurde ein Stück breiter. Wenn sie schon mit sieben anfing, sollte es ein leichtes sein<br />

sie auf mindestens 15 hochzuhandeln.<br />

A´Tjall verließ den Laden mit 9 Goldsonnen und war im Nachhinein noch froh, ein so gutes Geschäft<br />

gemacht zu haben. Beim Brenner, diese Romina konnte feilschen. Da konnte ja sogar der Tibrand<br />

noch etwas lernen. Nun galt es aber etwas Geld auszugeben. Neue Stiefel konnten nicht schaden und<br />

wenn möglich wollte sie auch ein neues Hemd erstehen. Und den Barbier würde sie zur Arbeit rufen.<br />

Noch gab es keinen, mit dem sie eines von Rominas Tücher gebrauchen konnte, aber wer wußte schon<br />

was die Zukunft -vielleicht schon der heutige Abend- brachte...<br />

Das zweite Band<br />

Aramar trat aus seinem Haus und blickte sich um. Die kalte Winterluft schlug ihm ins Gesicht und<br />

ließ seine Atem zu kleinen Wölkchen gefrieren. Er steckte die Hände tief in die Tasche und stapfte<br />

los. Es gab keinen besonderen Grund, er wollte einfach nur mal raus. Die letzten Tage hatte er<br />

intensiv an seinen Kräften gearbeitet. Mittlerweile konnte er schon seinen gesamten Tisch vom Boden<br />

abheben und im Raum herumschweben lassen. Es war ihm aufgefallen, daß bestimmte Formeln eine<br />

größere Wirkung hatten als andere. Jetzt jedoch brummte ihm der Kopf vom vielen Nachdenken und<br />

ein bißchen Ablenkung würde ihm sicher gut tun. Schon jetzt vertrieb der kühle Winterwind die<br />

Nebel aus seinem Kopf.<br />

Ohne es zu merken, war er die Spalte entlang Richtung Multor gelaufen. Die Ränder und der Boden<br />

der Spalte waren weiß von Schnee. Es war wohl ungesund, sich bei diesem Wetter der Spalte auf<br />

mehr als zwei Tritt zu nähern, sonst lief man Gefahr hinunter zu stürzen. Ob es wohl möglich wäre,<br />

nicht nur den Tisch, sondern vielmehr sich selbst schweben zu lassen. Eine Art Abstoßen vom Boden.<br />

Grübelnd blieb er stehen. Nachdem er einige Augenblicke nachgedacht hatte, blickte er sich um. Er<br />

stand am Rande der Stadt, vor ihm nur ein weites, weißes Feld. Neben ihm jedoch erhob sich Rominas<br />

Ramschladen. Hier hatte er schon mehr als einmal etwas Interessantes gefunden. Dies, und die<br />

Tatsache, daß er langsam anfing zu frieren, brachten ihn dazu den Laden zu betreten. Sorgsam achtete<br />

er darauf, daß er keinen Schnee mehr an den Füßen hatte, dann überschritt er die Schwelle. Das<br />

heisere, ihm schon wohlbekannte „Kundschaft“ von Myrrlon, dem Papagei hieß ihn willkommen und<br />

gleich darauf gesellte sich auch die helle Stimme Rominas dazu. Die fröhliche Frau war einige Jahre

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