Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler
Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler
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Das schwarze Liebesband des 25. Talu - Janina Enders<br />
Stille... und nur das Pochen der Dunkelheit. Brianne kreischte wild und wirbelte das Langschwert um<br />
sich.<br />
„Wo bist du, du Mörder?!“ Heulend stieß sie gegen eine Hauswand. „Gib mir wenigstens... Shamino<br />
zurück...“<br />
Wie nur konnte sie den Fürsten erreichen, wann würde er sich zeigen? Brianne wischte sich die<br />
Tränen fort. Es gab da eine Möglichkeit... und Agathon hatte sie ja wohl auch so gefunden, ohne daß<br />
sie... sie...<br />
Sie warf den Kopf in den Nacken und entriß ihrer Seele einen lauten Ruf... Den Ruf eines Falken.<br />
Helle und dunkle Töne, sie stiegen und fielen. Brianne legte ihre ganze Kraft in dieses Lied. Rache<br />
flammte darin auf und nährte sie. Der Ton schoß hoch und sank klirrend zu Boden, schlich... zog sich<br />
in die Höhe, hell und klar...<br />
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Er hob den Kopf.<br />
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Der Laut drehte sich, lehnte sich zurück, schleuderte sich nach oben.<br />
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Seine Augen öffneten sich weit.<br />
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Nun stießen kleine, kurze Töne zu ihm und bildeten einen Kreis.<br />
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Ein Grinsen...<br />
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Brianne sackte in die Knie und winselte leise. Erschöpft rollte sie sich zusammen und... schlief ein.<br />
Eine ganz sanfte Heilung fuhr durch ihren Körper, wie eine wohltuende Massage.<br />
Ach, kleine Kriegerin... weißt Du immer genau, was du tust?<br />
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Sie wußte nicht, wie lange sie geschlafen hatte, aber sie wurde durch ein Kitzeln an ihrer Nase<br />
geweckt. Träge wischte sie mit der Hand über ihre Nasenspitze. Ein lautes Keckern drang in ihr Ohr<br />
und dann sprang etwas auf ihre Hüfte. Langsam öffnete Brianne die Augen. Ebenso langsam wandte<br />
sie den Kopf. Sie blickte in riesige, schwarze Kulleraugen, die in einem winzigen Köpfchen saßen,<br />
das sich ihr freundlich entgegenstreckte.<br />
„Ah, Wiko!“, schrie die Arietidin und preßte das Kerlchen an sich. Der Kleine schnappte nach Luft<br />
und drückte sich energisch frei.<br />
„Oh, ich bin so froh, daß du wieder da bist! Du bist... wieder... da!“ Die letzten Worte flüsterte<br />
Brianne.<br />
Wenn Wiko wieder hier war... Plötzlich trat aus einer Hütte unweit von Brianne ein alter Mann. Der<br />
Alte murmelte etwas und verschwand wieder im Inneren seiner Behausung. Blitzschnell sprang die<br />
Arietidin auf und hastete zu Judiths Behausung, die am äußersten Stadtrand lag. Auf ihrem Weg<br />
spürte sie wieder Leben in <strong>Elek</strong>-<strong>Mantow</strong>. Glücklich tastete Brianne nach Wiko, der mit angelegten<br />
Öhrchen, darauf bedacht war nicht von ihrer Schulter zu rutschen. Enttäuscht mußte Brianne aber<br />
feststellen, daß Shamino nicht da war. Tränen liefen ihr über die Wangen und sie hockte sich hin, das<br />
Gesicht in ihren Händen vergraben. Da fühlte sie wie Wiko seine Schwanzspitze um ihr Handgelenk<br />
legte und sachte zog. Natürlich zog er für seine Verhältnisse so kräftig wie er konnte... aber die<br />
Kriegerin spürte nur eine leichte Bewegung.<br />
Fragend hob sie den müden Kopf. Wiko hüpfte auf und ab... und lief schließlich in die Dunkelheit-<br />
Brianne folgte dem Tier.<br />
Wiko legte ein erstaunliches Tempo vor, die Frau hatte Schwierigkeiten ihm zu folgen. Auf einmal<br />
stoppte er abrupt, Brianne bremste ab und befand sich am Rand der Schlucht, welche die Stadt in zwei<br />
Hälften teilte... Wiko schaute sie glücklich an...<br />
„Shamino?“, wisperte Brianne ängstlich.<br />
„Ja?“ Er stand hinter ihr. Sie wirbelte herum. Sah dem großen Mann in die hellgrauen Augen, die<br />
fiebrig glänzten... nein, nicht fiebrig... gierig. Brianne trat dicht an Shamino heran und biß sich auf die<br />
Unterlippe. Leicht hob sie den Kopf an... „Shamino...“