Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler
Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler
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Wie der Hieb des multorischen Säbels - <strong>André</strong> <strong>Wiesler</strong><br />
Wie der Hieb des multorischen Säbels<br />
<strong>André</strong> <strong>Wiesler</strong><br />
„...Liqioooooooon“. Der schauerlich schiefe Gesang der beiden jungen Männern klang aus und<br />
lachend fielen sie sich in die Arme. Die übrigen Gäste der Taverne blickten sie teils amüsiert, teils<br />
pikiert an. Inigo strich sich die eigensinnige Locke zum hundertsten Mal an diesem Abend aus der<br />
Stirn und prostete seinem Freund erneut zu, setzte den irdenen Krug mit dem billigen Wein an und...<br />
mußte erschrocken feststellen, daß er leer war.<br />
„Wer, bei allen Jungfrauen die mir bis jetzt entgangen sind, hat meinen Krug ausgetrunken? Egal, ich<br />
hol´ neuen! Für dich auch noch einen, Logush?“, Inigos Sprache war schon lange nicht mehr ganz<br />
klar.<br />
Der andere Nushq´qai nickte und Inigo erhob sich schwungvoll, nur um kurze Zeit schwankend zu<br />
stehen und dann wieder auf seinen Stuhl zu plumpsen. „Hups...“, stieß er erstaunt aus und mußte ein<br />
hinreichend dummes Gesicht gemacht haben, denn Logush brach in lautes Lachen aus.<br />
„Moment!“, ermahnte ihn Inigo und hielt die Hand erhoben. Dann drückte er sich mit beiden Händen<br />
auf dem Tisch ab und schob seinen schwankenden Körper nach oben. Triumphierend sah er sich zu<br />
Logush um und nahm die beiden Krüge auf. Als er sich aber umwandte, um sie beim Wirt der billigen<br />
Kaschemme, deren Namen ihm gerade entfallen war, auffüllen zu lassen, rannte er gegen einen Berg<br />
aus Fell, aber hart wie eine Wand, und torkelte zurück. Er blickte auf, weit auf, und sah in ein nicht<br />
weniger behaartes Gesicht. Dieser Mann sah aus wie ein Berg. Das mußte dieser Den Alum-num oder<br />
so ähnlich sein, von dem die ganze Stadt sprach. Na dem würde er es aber zeigen, ihn hier einfach<br />
anzurempeln.<br />
„Was fällt Euch ein? Mich hier einfach so...“, Inigos Schwall aufrichtiger Wut wurde von dem<br />
pelzigen Mann gestoppt, als er mit lauter, dunkler Stimme: „Du bist betrunken!“ sagte.<br />
„Was?“, Inigo glaubte seinen Ohren nicht zu trauen, „Was war das?“<br />
Der bepelzte Berg zeigte sich nicht im geringsten beeindruckt: „Du bist betrunken!“<br />
„Ich werde Euch zeigen, was es heißt einen Bellodores zu beleidigen. Pah, ich und betrunken, wart er<br />
es ab!“ Bei diesen Worten versuchte er verzweifelt seinen Degen aus der Scheide zu zerren. Das<br />
Gehänge klimperte und klapperte und Inigo lehnte sich schwankend immer schräger, drehte die Hüfte<br />
immer weiter hinein, aber das vermaledeite Ding wollte nicht loskommen.<br />
„Wenn ich Euch erst meinen Stahl präsentiert habe, werdet Ihr flehen, daß ich eure Entschuldigung<br />
annehme.“<br />
Mit einem erneuten Ruck versuchte er den Stahl zum Vorschein zu bringen, aber der Ruck sandte ihn<br />
nur von seinen Füßen auf den Boden, die Hand noch immer am Griff seiner schlanken Waffe.<br />
Wutschnaubend versuchte er sich wieder aufzurichten, Den beobachtete ihn recht unbeholfen,<br />
scheinbar nicht sicher, was er mit Inigo tun sollte, als dieser eine Hand auf seiner Schulter fühlte. Er<br />
wandte sich um und sah in das breit lächelnde Gesicht seines Freundes: „Inigo?“<br />
„Was? Halte mich nicht auf, ich...“<br />
„Inigo!“<br />
„Was?“<br />
„Du bist betrunken! Völlig und sturzbetrunken!“<br />
„Ohh...“ Inigos Gesichtszüge verdunkelten sich. Dann aber strahlten sie im bekannten Lächeln auf<br />
und er ließ sich von Logush aufhelfen und trat dann auf Den zu: „In diesem Fall, werter Herr, nehmt<br />
meine Entschuldigung an und wehrt auch meine Einladung zu einem Umtrunk nicht ab!“<br />
Auf die Gesichtszüge des Fellberges stahl sich ebenfalls ein Lächeln. Das verstand er gut!<br />
Es wurde ein langer und ob des Durstes Dens auch ein teurer Abend für Inigo.<br />
���<br />
Als Inigo die Augen öffnete, sah er rot. Vor seinen Augen hing ein rotes Tuch, durch das eine<br />
grausam helle Sonne schien. Mit einer Bewegung, die nichts von seiner normalerweise großen<br />
Geschwindigkeit und Geschicklichkeit erahnen ließ, richtete sich der Nushq´qai auf, stöhnte ob des<br />
Kopfschmerzes leise auf und zog sich das Tuch vom Gesicht. Feines Tuch, fast wie ein Damenschal.<br />
Wo bei allen Jungfrauen war er? Er blickte sich um und konnte seinen Aufenthaltsort als die Bank<br />
unter einem der wenigen Brunnen der Oberstadt festmachen. Der Steinbrunnen war von erlesener<br />
Schönheit, vier junge Damen -nymphengleich- standen an den Ecken und hielten gedrehte Hörner