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Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler

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Schatten - Robert Symons<br />

Der Anblick der blinden Bardin, wie sie auf dem Pflaster lag, reglos und still, brachte ihn wieder zur<br />

Besinnung. Hilfe, dachte er, sie braucht Hilfe. Plötzlich kam ihm der Gedanke. Hatte Taliësin nicht<br />

gesagt, sie arbeite in einem großen Haus, nicht weit von dem ihrigen entfernt? Dort würde er auch<br />

ihre Arbeitgeberin finden, die große blonde Frau, die sie einige Male besucht hatte, seit er bei Taliësin<br />

war. Sie würde helfen können.<br />

Gruhl nahm Taliësin auf die Arme und hastete auf das nächstegelegene größere Gebäude zu. An der<br />

Südseite fand er eine schwere, festverschlossene Tür, die mit einem Sichtfenster versehen war. Mit<br />

dem Fuß hämmerte er mehrmals gegen die Tür. Das Fensterchen öffnete sich, ein paar blauer Augen<br />

und ein blonder Haarschopf erschienen darin. Das mußte Jangrit sein, von der Taliësin oft erzählt<br />

hatte.<br />

„Was gibt’s...“, begann Jangrit.<br />

„Schnell, ich bringe Taliësin, sie braucht Hilfe!“, unterbrach Gruhl sie barsch. Im Bruchteil eines<br />

Augenblicks war die Tür entriegelt und geöffnet.<br />

„Schnell rein mit euch!“, schnappte Jangrit.<br />

���<br />

Gruhl lag im Bett neben Taliësin und lauschte ihren ruhigen und regelmäßigen Atemzügen. Was war<br />

nur geschehen? Es hatte sich bald herausgestellt, daß Taliësin mit dem Schrecken davongekommen<br />

war. Sie war unverletzt und lediglich vor Schreck in Ohnmacht gefallen. Bald, nachdem man sie<br />

wieder hergestellt und Gruhl vom Blut gereinigt hatte, brachte Jangrit Gruhl und Taliësin, die von<br />

Gruhl gestützt wurde, nach Hause. Dort hatte Gruhl Taliësin getröstet und beruhigt. So weit alles ganz<br />

normal.<br />

Doch dann war aus dem Trösten mehr geworden. Gruhl verstand noch immer nicht ganz, wie genau<br />

das alles hatte geschehen können. Diese Frau besaß kein Fell, sie war kleiner als eine Charach, ihre<br />

Ohren waren klein und rund, sie besaß nur zwei Brüste und keinen Schweif. Dennoch hatten sie sich<br />

geliebt. Es war eine merkwürdiges Gefühl gewesen. Ihre kleine rosa Zunge in seinem Maul, seine<br />

Zunge auf ihrem nackten haarlosen Körper, ihre krallenlose Hand, die ihn hinter den Ohren kraulte.<br />

Nun lagen sie da, Taliësin war erschöpft und glücklich eingeschlafen, sich eng an Gruhl schmiegend,<br />

und Gruhl dachte nach.<br />

Wie auch immer es dazu gekommen sein mochte, er bereute es nicht. Er liebte dieses<br />

Menschenmädchen.<br />

„Aber gekochtes Fleisch esse ich trotzdem nicht.“, murmelte er zu sich selbst und lächelte. Er leckte<br />

Taliësin noch einmal zärtlich über die Wange, was diese mit einem zufriedenen Seufzen im Schlaf<br />

quittierte. Dann verlagerte Gruhl seine Position etwas und fiel ebenfalls in tiefen Schlaf.<br />

���<br />

Chattar Kan schritt langsam vor der illustren Versammlung von Kopfgeldjägern hin und her.<br />

„Dreißig Goldsonnen, meine Herren. Unter der Bedingung natürlich, daß ihr ihn mir lebend bringt.<br />

Ein stolzer Preis, meint ihr nicht auch?“ Seine Stimme klang mühsam beherrscht, ein Zeichen für die<br />

Strapazen der letzten Tage. Dieser Charach machte ihm mehr Ärger, als ein Mann in seiner Position<br />

sich leisten konnte.<br />

„Is’ in Ordnung, Meister,“, grunzte ein breiter Hallakine von der Tür her, „für dreißich Gold kriegste<br />

von mir sogar’n Brenner lebendich ausgehändicht.“<br />

Die Gruppe lachte, bis auf zwei. Einer davon war Chattar Kann, der es gar nicht lustig fand, mit<br />

‘Meister’ angesprochen zu werden, und sichtlich Mähe hatte, diese Bemerkung wegzustecken. Der<br />

andere war ein hochgewachsener Rekschat, der generell als schweigsam galt.<br />

„Das wäre es dann, meine Herren!“, knurrte Chattar Kann in einem Ton, der die Söldlinge und<br />

Kopfgeldjäger eilends das Weite suchen ließ.<br />

Fortsetzung folgt

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