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Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler

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Wie der Hieb des multorischen Säbels - <strong>André</strong> <strong>Wiesler</strong><br />

Rebur blickte einen der Söldner an und der nickte. Enttäuscht ließ der Rotgewandete die Klinge<br />

sinken. Derselbe Söldner sprach nun zu Yesihja: „Ja, Prinzessin, ihr habt unser Wort! Euer Vater<br />

sehnt sich nach euch!“<br />

Inigo stöhnte auf. Er verstand nicht, was da vor sich ging. Prinzessin? Irgendwie mußte sich die Frage<br />

auf seine Lippen geschlichen haben, denn Yesihja antwortete: „Ja, Inigo, ich bin eine Prinzessin.<br />

Mein richtiger Name ist Yesil und mein Vater ist der Imperator von Multor.“<br />

Inigo mußte heftig Luft holen, um nicht erstaunt aufzuschreien.<br />

„Ich bin davongelaufen, um hier Atakuela zu besuchen, aber ich fand dich. Seit ich dich näher<br />

kennenlernte, konnte ich nicht mehr weg. Aber nun ruft mein Vater und seine Soldaten gehorchen. Sie<br />

gehen auch über Leichen! Ich könnte es nicht ertragen Schuld an deinem Tod zu sein, Geliebter!“<br />

Tränen liefen ihre Wangen herunter. Auch Inigo fühlte, wie seine Augen naß wurden. Er kämpfte<br />

nicht dagegen an. Geschwächt wie er war, konnte er nur ein „Yesih...Yesil!“ hervorbringen.<br />

„Du mußt einen Weg finden zu mir zu kommen. Ich werde allen Wachen am Hof Befehl geben, dich<br />

vorzulassen! Bitte, du mußt einen Weg finden.“<br />

Eine der Wachen warf Rebur einen Sack zu, in dem es verdächtig klimperte: „Wir brauchen eure<br />

Dienste nicht mehr. Wie lange wird er noch so bleiben?“<br />

Rebur verneigte sich kurz: „Noch etwa eine Stunde, wenn er nicht sogar einschläft, dann kann es<br />

länger dauern!“<br />

Der Söldner nickte noch einmal, dann verschwand Rebur wie er gekommen war, als rotes Flimmern in<br />

der Luft. Der multorische Soldat wandte sich an Yesil... nein, für Inigo würde sie immer Yesihja<br />

bleiben: „Eure Majestät, kommt nun bitte!“<br />

Yesihja nickte kurz. Dann beugte sie sich nach unten und küßte Inigo lange auf den Mund. Er<br />

erwiderte den Kuß so gut es ihm gelang. Dann wurde Yesihja von der Wache vorsichtig weggezogen.<br />

Inigo nahm noch einmal alle Kraft zusammen und sagte: „Ich werde zu dir kommen!“<br />

Yesihja nickte und ein schwaches, trauriges Lächeln erschien in ihren Mundwinkeln, die von Tränen<br />

naß waren: „Ja, das wirst du -mußt du!“<br />

Dann wurde sie durch die eingetretene Tür geschoben und war verschwunden. Inigo blickte ihr<br />

verzweifelt nach, versuchte sich hochzukämpfen, aber es gelang ihm nicht. Er fiel zur Seite. Die<br />

Karten hatten nicht gelogen. Wolken schoben sich über ihre Liebe und die Zukunft war ungewiß. Mit<br />

einem leisen Schrei, erstickt von Tränen, Wut und Verzweifelung, wurde Inigo ohnmächtig.<br />

Als er erwachte, war es bereits dunkel.<br />

An diesem Tag, am 25. Talu des Jahres 167 nach der Gründung der Stadt <strong>Elek</strong>-<strong>Mantow</strong>, verlor Inigo<br />

Bellodores das Liebste, was er jemals hatte.<br />

An diesem Tag starb ein Stück seiner Seele.<br />

An diesem Abend begann eine lange Nacht für <strong>Elek</strong>-<strong>Mantow</strong> - und in Inigos Innerem. Das Band der<br />

Liebe zwischen ihm und Yesihja war zertrennt... wie durch den Hieb eines multorischen Säbels.

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