Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler
Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler
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Diener des Lichtmeß I: Brianne - Janina Enders<br />
Ja! Briannes Haare waren zum Teil weiß geworden. Stumm nahmen der Priskaner und die Arietidin es<br />
zur Kenntnis, das Leid in ihren Herzen verankerte sich tief und schmerzvoll. Plötzlich spürte Kilian<br />
wie Briannes weiche Lippen seinen Mund berührten.<br />
EIN ERSTER SCHRITT ZUR ÜBERWINDUNG WIRD GETAN.<br />
Zwei Herzen die sich einander zuneigen... im Schmerz... und sich wieder trennen. Brianne sprang auf<br />
den Falken, in dem Moment, als die Tür in ihre Bestandteile zerfiel und die Soldaten hinter Kilian<br />
auftauchten. Der Falke erhob sich schreiend, um nicht von den Speeren getroffen zu werden, die in<br />
seine Richtung flogen. Er glitt in die Nacht... auf das offene Meer hinaus.<br />
Brianne war fort... Was blieb war ihr Triumphschrei, der hart in den Wolken hing.<br />
Kilian sah ihr nach und merkte da die Hand seines Vaters auf seiner Schulter.<br />
���<br />
Wieder war der Wind unterwegs, diesmal sehr viel weiter entfernt von Karses. Er rollte genüßlich<br />
durch die Luft über das endliche Lichtmeer... über Donji Kalemat ...über Hale und Pergemitron...dann<br />
drehte er ab und wehte in Richtung <strong>Elek</strong>-<strong>Mantow</strong>. Irgendwo auf seinem Weg fand er einen riesigen<br />
Vogel. Mit Freude schob und drängte er sich unter seine großen Schwingen und trieb ihn voran.<br />
Der Riesenfalke gab einen schrillen Laut von sich und stieg. Dann besann er sich jedoch wieder und<br />
hielt seine alte Höhe, denn... er war nicht allein!<br />
Auf seinem Rücken, zwischen seinen kräftigen Flügeln, krallte sich die Arietidin Brianne fest. Sie<br />
preßte ihr Gesicht in das dunkle Gefieder, so daß nur ihr kurzes, rotes Haar zu sehen war, durch das<br />
sich weiße Strähnen zogen. Alle ihre Muskeln waren angespannt und hinderten die Müdigkeit daran<br />
in den Körper einzuziehen. Als der Falke wieder ruhiger flog, hob Brianne zögernd den Kopf.<br />
Vorsichtig öffnete sie ihre Augen einen Spalt breit, schloß sie aber aufgrund der Zugluft schnell<br />
wieder.<br />
Dann faßte sie an ihren Hals, immer darauf bedacht nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Um ihren<br />
Hals schlang sich ein langer, buschiger Schwanz, an dessen Ende ein fragiler Tierkörper hing, der sich<br />
ängstlich in ihre Halsmulde schmiegte.<br />
„Bald sind wir bestimmt da, kleiner Schatz!“, hauchte Brianne. Wiko blickte sie groß an und<br />
kuschelte sich noch enger an sie. Behutsam legte sie ihren Kopf auf Wiko und blies warme Luft an<br />
den Körper. Sein hellrotes Fell war weich, so weich! Wie die Haare von Emerald... die Erinnerung an<br />
ihren toten Gefährten wühlte sich wie eine priskanische Hand durch ihren Brustkasten. Die Zeit hatte<br />
die Liebe vertrieben, aber ein süßer Nachgeschmack war immer noch da. Kilians Bild tauchte vor<br />
ihrem geistigen Auge auf und sie schluckte hart. Ach Kilian. Brianne wußte nicht was sie über ihn<br />
denken sollte. Auf einmal schwanden ihre Sinne... Kilians Falke merkte augenblicklich, daß Brianne<br />
sich nicht mehr festhielt und zur Seite rutschte. Er schrie erneut und flog tiefer, doch seine Federn<br />
entglitten den Händen der Frau. Sie rutschte... und fiel...<br />
Fünf Sprung tief fiel ihr Körper und traf schließlich auf den Boden auf. Ein dumpfer Schlag, Blut<br />
spritzte aus Nase und Mund.<br />
Wikos fragiler Körper lag neben ihr, seine Knochen waren gesplittert und ragten an vereinzelten<br />
Stellen aus dem Körper heraus.<br />
���<br />
Es war ein wunderschöner Tag in <strong>Elek</strong>-<strong>Mantow</strong>. Torador Broschakal hielt sich vor den Westtoren der<br />
Oberstadt auf und sah in den Himmel. Seine grünen Augen blitzten aber nicht so vergnügt an diesem<br />
herrlichen Tag. Torador hatte Sorgen! Er kickte ein paar Steine weg und blickte zum Horizont. Vor<br />
seinem geistigen Auge tauchte das Bild von Melirae Todesstreich auf.<br />
Melirae... die hallakinische Söldnerin, die von seiner Mutter dafür bezahlt wurde, auf ihn<br />
achtzugeben. Der braunhaarige Mann seufzte. Da war aber mehr, als nur die geschäftliche Beziehung<br />
zwischen ihnen...<br />
„Sie hat gesagt, ich wäre keusch... pah!“ Aber es stimmt ja auch, dachte er traurig. Wie sollte er sich<br />
ihr gegenüber nur verhalten? Die wenigen scheuen Küsse, sie die geteilt hatten, waren...bezaubernd<br />
gewesen. Torador wurde sich bewußt, daß er wirklich viel für Melirae empfand, mehr als-