Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler
Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler
Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Verkettungen - Oliver Nothers<br />
dafür hatte er einige Informationen preisgeben müssen, die sonst bestimmt einträglich gewesen wären.<br />
Behende versuchte er, in eine Seitengasse zu gelangen, aber Shamino schien das bemerkt zu haben<br />
und schnitt ihm den Weg ab. Verflixt und... Moment! Diese Regentonne dort sah vielversprechend<br />
aus. Wenn er sie als Trittstufe benutzen könnte, dann könnte er vielleicht auf das Dach... Ach was,<br />
einfach ausprobieren! Corwin sah zu, daß er sich beeilte. Wenn Shamino einmal bei ihm angelangt<br />
wäre, gäbe es bestimmt keine einfache Möglichkeit mehr, sich zu verdünnisieren.<br />
���<br />
Gerade eben hatte Shamino noch einen Fuß über die Dachkante verschwinden sehen. Soso. Der<br />
Schlauberger meinte also, sich verstecken zu können. „Sell!“ Shamino stand mit dem Rücken an der<br />
Wand des Hauses gelehnt, auf dessen Dach sich Corwin gerade befand. „Sell!“ Corwin steckte seinen<br />
Kopf über den Dachrand. „Laß mich doch in Ruhe! An dir ist doch sowieso kein Geld zu verdienen!<br />
Wenn du irgendwas wissen willst, warum fragst du nicht Kimber?“ „Tz, Tz, naja, wenn du nicht<br />
willst...“ Shamino ging ein paar Schritte, drehte sich dann aber noch einmal um. „Du weißt nicht<br />
zufällig, wo sie gerade steckt?“ „Versuch´s mal im Totenkopf, aber laß mich endlich zufrieden! Was<br />
habe ich dir eigentlich getan?“ „Nichts, nichts. Hier, das ist für dich. Shamino schnickte Corwin eine<br />
Münze zu und machte sich auf den Weg.<br />
���<br />
Eine Bronzesonne. Hmpf. Das war zwar nicht viel, aber immerhin war es Geld. Seltsam.<br />
Normalerweise suchte Shamino immer nach Möglichkeiten, Informationen umsonst zu bekommen.<br />
Wieso gab er ihm also jetzt für eine derart simple Auskunft eine Bronzesonne? Entweder war<br />
Shamino heute sehr spendabel, oder unverhofft zu Geld gekommen, oder beides, oder... Egal,<br />
jedenfalls sah es so aus, als habe sich Corwin da gerade etwas durch die Lappen gehen lassen, was<br />
irgendwie nach Geschäft roch. Bockmist! Demnächst, so nahm er sich vor, würde er Shamino<br />
gegenüber wieder ein wenig freundlicher sein.<br />
���<br />
Shamino machte sich auf den Weg in Richtung Totenkopf. Allerdings wurde die Suche nach Kimber<br />
eine kurze - schon zwei Ecken weiter entdeckte er eine mittelgroße, schlanke Gestalt mit einem<br />
vielfach geflickten Umhang und einer tief ins Gesicht gezogenen Kapuze. Shamino bog schnell in<br />
eine Seitengasse ein und umrundete einmal den Block, nur um einige Sprung vor der Gestalt wieder in<br />
einer Seitengasse aufzutauchen.<br />
���<br />
„Guten Abend, Kim.“ Die Stimme kam ihr irgendwie bekannt vor. Natürlich! Shamino! Der Vigilant<br />
der Südstadt war ihr schon einige Male über den Weg gelaufen. Eigentlich nicht unsympathisch, aber<br />
jemand, mit dem man sich besser nicht anlegen sollte. Nur woher hatte sie seine Stimme jetzt gehört?<br />
Und was könnte er von ihr wollen? Aha, da drüben in der Seitengasse. Das war ja mal wieder typisch.<br />
„Was willst du?“ „He, was bist du denn heute so kurz angebunden? Ich suche doch nur nach<br />
jemandem.“ „Weswegen solltest du dich auch sonst bei mir melden. Und? Wen suchst du?“ „So<br />
genau weiß ich das auch nicht - den, der sich das hier unter den Nagel gerissen hat.“ Shamino reichte<br />
ihr eine Skizze des Tigeranhängers. Kimber hätte beinahe laut losgelacht. Eben hatte sie sich noch<br />
überlegt, ob das Verbleiben dieses Saufbolds irgendjemanden interessieren könnte, und nun fragte sie<br />
ausgerechnet Shamino danach... „Sicher. Was ist dir das denn wert?“ Kimber grinste Shamino an.<br />
„Wie bitte? Soll das heißen, du weißt tatsächlich wo das Teil abgeblieben ist?“ Ein kurzes<br />
Kopfnicken von Kimber bestätigte Shaminos Verdacht, worauf er hastig in seinen Taschen<br />
herumkramte. „Du weißt ja, daß ich auch nicht immer gerade gut bei Kasse bin...“ „Ach, hör schon<br />
auf. Gib mir das, was du entbehren kannst, der, den du suchst, ist jedenfalls vorhin von der Garnison<br />
aus nach Westen verschwunden.“ Das reichte Shamino. Ehe sich Kimber so recht versah, hatte sie<br />
zwei Silbersonnen in der Hand, und Shamino war auch schon in den Straßen der Unterstadt<br />
verschwunden.