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Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler

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Keriams Schatten - Kai-Florian Richter<br />

„Weil er verrückt ist!“ Keriam fuhr Larkur ins Wort. „Er ist verrückt, was glaubt Ihr eigentlich,<br />

warum er bei mir ausgezogen ist. Hat er es Euch erzählt? Hat er?“<br />

Keriam blickte Larkur herausfordernd an, doch der zuckte nur mit den Schultern.<br />

„Er glaubt, ich wäre hinter seiner Frau hergewesen. Er war der Meinung, ich wollte sie ihm<br />

ausspannen, wollte sie für mich.“<br />

„Und?“<br />

„Und was? Macht Euch doch nicht lächerlich, was sollte ich mit einer meiner Angestellten, zumal mit<br />

einer, die einen Mann und ein Kind hat? Außerdem habe ich wesentlich schönere Dienstmädchen.<br />

Nein, das ganze ist total absurd. Chatsar fühlt sich einfach verfolgt, er ist eifersüchtig. Und deshalb<br />

verfolgt er jetzt mich. Er bedroht mich in seinem Wahn, Ihr müßt mich vor ihm schützen!“<br />

„Also, auf mich macht Feldwebel Hlac einen völlig normalen Eindruck.“ Larkur erhob sich wieder.<br />

„Ich bin davon überzeugt, daß Ihr Euch die Sache mit Chatsar nur einbildet, wenn Ihr jetzt bitte meine<br />

Stube verlassen könntet, ich habe noch zu arbeiten.“<br />

Larkur reichte Keriam die Hand zum Abschied, obwohl er ihn am liebsten damit geschlagen hätte.<br />

Was bildete sich der Kerl eigentlich ein, so einen Verdacht zu äußern. Trotzdem mußte Larkur mit<br />

Chatsar reden. Keriam verließ den Raum wortlos, ohne Larkurs Hand zu ergreifen. Wieder knallte er<br />

die Tür hinter sich zu. Einen Augenblick später öffnete sie sich wieder und Larkur befahl Deran,<br />

Chatsar holen zu lassen.<br />

���<br />

Chatsar war auf dem Weg zu seinem Quartier, er schritt durch die Gänge, ohne viel von seiner<br />

Umgebung wahrzunehmen. Er grüßte zwar seine Vorgesetzten korrekt und nahm die Grüße der<br />

Untergebenen unbewußt wahr, doch lief das ganze automatisch ab und unterschied sich überhaupt<br />

nicht vom Gehen, bei dem er auch, ohne zu denken, einen Fuß vor den anderen setzte.<br />

Plötzlich stieß er mit jemandem zusammen, es war eindeutig kein Soldat, der ihm da mutwillig in den<br />

Weg getreten war und ihn auflaufen lassen hatte. Empört und verwirrt trat Chatsar wieder einen<br />

Schritt zurück, blickte auf und wollte sein Gegenüber gerade anfahren, als dieser ihn an der Schulter<br />

packte, schüttelte und ihm zuzischte: „Du wirst mich nicht kriegen, es wird Dir nicht gelingen, Dir<br />

nicht!“<br />

Es war Keriam! Keriam war hier in der Kaserne und hatte ihn aufgehalten, um ihm irgendetwas<br />

mitzuteilen, dessen Sinn Chatsar nicht verstand.<br />

„Was wollt Ihr? Wollt Ihr mich auch noch töten? Oder braucht Ihr mich mal wieder, um einen Mord<br />

zu verschleiern?“<br />

Chatsar blickte Keriam ins wütend und verschlafen wirkende Gesicht, schüttelte dessen Hand von<br />

seiner Schulter und wollte an ihm vorbei weitergehen, doch Keriam versperrte ihm wieder den Weg.<br />

„Du weißt genau wovon ich rede, Chatsar. Tue nicht so unwissend. Du bist der einzige, der es sein<br />

kann. Du bist der einzige, der es weiß! Chatsar, Du bist es, Du belästigst mich!“<br />

Keriam! Keriam war der Grund, warum die Wachen verstärkt worden waren.<br />

„Nein, tut mir leid! Ich weiß immer noch nicht, worum es geht, nun entschuldigt mich, ich habe zu<br />

tun.“ Chatsar stieß Keriam zur Seite und marschierte weiter, entschlossen lächelnd. Endlich ging es<br />

weiter, endlich kümmerte sich jemand um die Sache. Doch er würde auf jeden Fall dabei sein.<br />

���<br />

„Ihr wolltet mich sprechen?“<br />

Chatsar betrat Larkurs Stube und schloß die Tür.<br />

„Ja, Guten Tag, Chatsar, bitte setz Dich.“<br />

Larkur war aufgestanden, reichte Chatsar die Hand zur Begrüßung und lud ihn dann mit einer<br />

Handbewegung zum Sitzen ein. Sobald sich Chatsar gesetzt hatte, nahm Larkur wieder Platz, schlug<br />

ein Bein über das andere und blickte Chatsar eine Weile an.<br />

„Nun, was ich wissen wollte, Chatsar, ist... Nun, wie soll ich sagen, äh, bitte sage mir, warum bist Du<br />

damals bei Keriam ausgezogen?“<br />

Jetzt war es also soweit, diesen Moment hatte Chatsar gefürchtet und schon lange erwartet. Jetzt<br />

wollte jemand den tatsächlichen Grund für seinen Auszug wissen. Doch es war völlig klar, daß er ihn<br />

nicht nennen konnte.

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