Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler
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Schatten - Robert Symons<br />
solchen Verrat fähig wäre. Immerhin hatte sie ihn bis hierher gebracht und dafür gesorgt, daß er<br />
behandelt wurde. Dennoch... ein toter Sklave war schließlich wertlos und Gruhl konnte es nicht darauf<br />
ankommen lassen. Lieber würde er hier und jetzt sterben, als in das Höllenloch der Arena<br />
zurückzukehren. Seine letzten Reserven an Willenskraft zusammenkratzend raffte er sich vom Bett<br />
auf. Prompt stellten sich der Schwindel und die tanzenden Punkte wieder ein. Gruhl fluchte innerlich<br />
über seine Schwäche. Er brachte sich in Sprungposition, um einem potentiellen Gegner sofort an die<br />
Gurgel zu gehen. Das einzige Problem dabei war, daß sich alles in seinem Kopf drehte, seine Sicht<br />
trübe war und seine Knie vor Schwäche zitterten. Doch jetzt war keine Zeit, darüber nachzudenken.<br />
Die Tür öffnete sich und zwei Gestalten betraten den Raum.<br />
Victoria betrachtete den Wolfsmann, der, anscheinend sprungbereit, neben dem Bett stand. Er schaute<br />
sie ebenfalls einen Moment lang verwirrt an. Dann entspannte er sich etwas und versuchte sich<br />
aufzurichten, was sich als fataler Fehler entpuppte, denn sein Gleichgewichtssinn suchte sich just<br />
diesen Moment aus, um sich zu verabschieden. Er taumelte, vergeblich versuchend, wieder ins<br />
Gleichgewicht zu kommen, und kippte dann langsam nach vorne um. Hastig sprang Victoria nach<br />
vorne und fing den fallenden Wolfsmenschen ab. Langsam bugsierte sie ihn wieder auf das Bett,<br />
begleitet von den leisen Flüchen des Charach in der Sprache seines Volkes. Dann stellte Victoria sich<br />
neben das Bett und betrachtete Gruhl kritisch.<br />
„Ihr solltet vorsichtiger sein, Wolfmann. Aufzustehen war leider keine so gute Idee in eurem<br />
Zustand.“, sagte sie schließlich. Gruhl schnaubte verächtlich.<br />
„Glaub' mir Frau, wärst Du in meiner Lage, hättest Du es auch versucht.“, knurrte er. Dann wandte er<br />
sich an Taliësin, die sich verwirrt in den großen Lehnstuhl gesetzt hatte.<br />
„Verzeih' mir, Taliësin. Ich habe Dir nicht vertraut.“, bat er.<br />
„Ich verstehe euch, Herr.“, antwortete Taliësin. „In eurer Lage ist Vertrauen sicher nicht eine der<br />
hervorstechendsten Eigenschaften.“ Sie lächelte.<br />
„Die Frau an eurer Seite ist übrigens meine Arbeitgeberin und gute Freundin Lady Victoria, die<br />
Besitzerin des 'Succube'.“, Victoria nickte kurz, „Doch euren Namen habt ihr uns bisher noch nicht<br />
genannt.“ Gruhl nickte, ungeachtet dessen, daß Taliësin die Geste nicht sehen konnte.<br />
„Ich bin Gruhl, in der Sprache meines Volkes heißt das 'der Schatten'.“, sagte er.<br />
„Nun, Gruhl,“, sagte Lady Victoria lächelnd, „Ihr braucht noch Ruhe und solltet euch schonen. Was<br />
Dich betrifft, mein Kind,“, wandte sie sich an Taliësin, „so will ich Dir, ungeachtet der Enttäuschung,<br />
die meine Kunden empfinden werden, so lange frei geben, bis dieser müde Krieger wieder halbwegs<br />
bei Kräften ist. Laß mich wissen, wann Du wieder zur Arbeit kommst. Nun werde ich gehen, es gibt<br />
noch viel für mich zu tun. Auf Wiedersehen.“ Sie wandte sich zum Gehen, als sie von Taliësins<br />
Stimme noch einmal zurückgehalten wurde.<br />
„Victoria?“<br />
„Ja?“<br />
„Danke.“<br />
„Nicht der Rede wert.“ Damit verließ Lady Victoria das Zimmer und das Haus der blinden Bardin.<br />
���<br />
„Shahtar! He, Shahtar!“ Vermillions Stimme tönte durch das Versteck von Hesvites Schatten.<br />
Shahtar, der gelangweilt mit seinem Stilett gespielt hatte, blickte auf.<br />
„Vermillion, wo bist Du schon wieder...“, begann er, doch dann blieb ihm der Mund offen stehen.<br />
Tjinsha, der in einer anderen Ecke des Raumes saß, grinste.<br />
„He, Shahtar, was ist los, Hast Du 'n Geist gesehen?“ Im nächsten Moment riß auch Tjinsha erstaunt<br />
die Augen auf. Die beiden sahen nicht gerade intelligent aus als Vermillion, drei Wolfsmenschen im<br />
Schlepptau, den Raum betrat.<br />
„Shahtar, schau mal, was ich gefunden habe!“, rief Vermillion. Dann bemerkte sie den wenig<br />
intelligenten Gesichtsausdruck ihres Bruders und seines Lieblingsrivalen. Sie verschränkte die Arme<br />
vor der Brust, legte den Kopf schief und sagte, „Shahtar, mach den Mund zu, es zieht.“ Das brachte<br />
sowohl Shahtar als auch Tjinsha wieder zur Besinnung. Hörbar klappten die beiden ihre Futterluke<br />
wieder zu. Shahtar räusperte sich.<br />
„Äh,...“, begann er hochgeistig, „Was ist das denn?“ Tjinsha nickte zustimmend.