Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler
Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler
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Wie der Hieb des multorischen Säbels - <strong>André</strong> <strong>Wiesler</strong><br />
auszudrücken, was er wollte. Eine Schande nur, daß sich die wenigen Personen, denen er die neue<br />
Sprache vorgeführt hatte, eher verwirrt als begeistert zeigten...<br />
„Und was machen wir nun?“, fragte er Yesihja, die von dem Buch aufsah, in dem sie gelesen hatte.<br />
Sie hatte versucht ihm das Lesen beizubringen, aber alle Mühe war vergebens gewesen. Inigo konnte<br />
sich einfach nicht vorstellen, daß aneinandergereihte Zeichen einen Sinn ergeben sollten. Auch seine<br />
Unterschrift war für ihn nur eine Zeichnung, die anderen sagte, wer er war.<br />
Yesihja lächelte: „Ich weiß nicht?! Schlag´ etwas vor!“<br />
Inigo zeigte mit dem Kopf auf das Bett. Es war eine Art Eroberungsdrang, der ihn erfaßte. Er war sehr<br />
stolz, daß Yesihja ihn erwählt hatte, sie in die Freuden der körperlichen Liebe einzuführen, aber<br />
irgendwo ging es ihm doch zu langsam. Nicht, daß er vor lauter Gier nicht wußte, was er tat. Er war<br />
sogar keusch geblieben, die ganzen langen 24 Tage lang, seit sie sich kannten. Er wollte Yesihja<br />
einfach zeigen, wie schön die Vereinigung war. Sie hatten es einmal versucht, aber sie war nicht<br />
entspannt genug gewesen und Inigo war niemand, der mit Gewalt vorging. Aber er hatte es im Gefühl,<br />
daß heute ein guter Tag war, es zu probieren. Scheinbar sah es Yesihja genauso, und erhob sich<br />
lächelnd. Langsam ließ sie sich auf die Decke des Bettes sinken und lockte ihn mit dem Zeigefinger<br />
heran. Inigo ließ sich dies nicht zweimal sagen. Er machte einen Satz nach vorne, beugte sich dann<br />
vor um wie ein Raubtier auf Yesihja zuzuschleichen. Plötzlich sprang er vor, legte seine Hände auf<br />
ihren Bauch und kitzelte sie ganz furchtbar aus. Sie zappelte, quiekte vor Vergnügen und lachte,<br />
wobei ihre Arme gegen seinen Brustkorb trommelten: „Hör auf, du Untier, hör sofort auf!“<br />
Da hörten sie plötzlich beide ein leises, klirrendes Geräusch. Inigo wirbelte herum und blickte in die<br />
harten Gesichtszüge eines Mannes mittleren Alters. Er war in flammend rote Kleider gewandet und<br />
hielt ein Schwert in der Hand. Der Atamane, der seit einiger Zeit die Stadt unsicher machte? Wohl<br />
kaum. Es mußte Artin Rebur sein, der Kopfgeldjäger.<br />
Gehetzt griff Inigo zu seinem Degen... Verdammt, er hatte ihn am Boden liegen lassen. Er machte<br />
einen Satz nach vorne, überschlug sich in der Luft und kam mir einer Schulter auf dem Boden auf.<br />
Den Schwung ausnutzend, kam er neben dem Degen zum stehen, schob seinen Fuß unter die Schneide<br />
der Waffe und lupfte sie mit dem Fuß hoch. Als er sie auffing, fiel die Tür unter gewaltsamem<br />
Ansturm nach innen. Multorier stürmten hinein, fünf an der Zahl. Sie alle trugen wild<br />
zusammengewürfelte Kleidung, die sie als Söldner erscheinen ließen.<br />
Inigo machte einen erneuten Satz, wobei er den Stuhl als Absprungfläche nutzte, und landete mit<br />
gezogenem Degen vor dem Bett, in dem Yesihja noch immer lag.<br />
Das ganze hatte nur Augenblicke gedauert, aber Inigos Lage war denkbar schlecht. Er alleine gegen<br />
fünf Söldner und einen erfahrenen Kopfgeldjäger...<br />
Er senkte den Kopf und versuchte mit möglichst eindrucksvoller Stimme zu sprechen, zur Vorsicht<br />
gleich auf Multor: „Ich weiß, ihr seid in der Überzahl, aber einen oder zwei von euch nehme ich mit!<br />
Na, wer will der erste sein? Du?“, er pickte sich wahllos einen der Männer heraus und deutete einen<br />
Stich mit dem Degen an. Tatsächlich wich der Mann instinktiv ein Stück zurück.<br />
Alleine hätte Inigo eine Chance gehabt die Hütte lebend zu verlassen, aber mit Yesihja...<br />
Er wandte sich an den Kopfgeldjäger, diesmal in <strong>Mantow</strong>in: „Ist es das Geld wert zu sterben? Wenn<br />
ich mit Dir fertig bin, kannst Du nicht mal mehr japsen!“<br />
„Das“, antwortete Artin Rebur höhnisch, „glaube ich kaum!“ Er klatschte in die Hände und wies dann<br />
mit einer Hand auf Inigo. Ein roter Schimmer erschien vor dessen Augen und er konnte sich kaum<br />
noch auf den Beinen halten. Schwankend torkelte er einen Schritt nach vorne.<br />
Rebur sprach erneut, und Inigo hatte Probleme ihn zu verstehen: „Wir nehmen eure kleine Freundin<br />
nun mit!“<br />
Wut brandete durch Inigo Körper und schien die Mattigkeit etwas zurück zu kämpfen. Mühselig<br />
richtete er sich auf, zeigte mit der Spitze des Degens auf Artin Rebur: „Nur... über meine Leiche! Ihr<br />
werdet... sie mir... nicht entreißen.“ Mit einem Blick zu Yesihja fügte er schwer atmend hinzu:<br />
„Eher... sterbe... ich...“<br />
Rebur lachte grausam auf: „Das läßt sich einrichten!“ Mit einem kräftigen Schlag entwaffnete er Inigo<br />
und schickte ihn mit einem gewaltigen Hieb mit der flachen Seite des Schwertes auf die Knie. Dann<br />
setzte er die Spitze des gewaltigen Schwertes auf Inigo Brust, genau über dem Herzen. Zu stark<br />
geschwächt, konnte Inigo sich nicht wehren, wäre fast vornüber in das Schwert gekippt.<br />
„Halt!“, rief da Yesihja und ihre Stimme war voller Panik und Wut. „Wenn ich mit euch gehe, laßt ihr<br />
ihn dann leben?“