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Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler

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Schatten - Robert Symons<br />

Achsen fallen ließen, an denen sie sich festgehalten hatten. Das Schwert des Söldners war ihnen<br />

gefährlich nahe gekommen, doch sie hatten Glück gehabt. Das Wolfskind atmete hörbar aus.<br />

Vermillion grinste.<br />

„Das war knapp, was?“, sagte sie. Das Wolfswesen nickte.<br />

„Danke,“, sagte es, „ohne Dich hätten sie mich bestimmt erwischt. Ich bin Shatt, wie heißt Du?“<br />

„Ich bin Vermillion, komm schon! Ich kann's kaum erwarten, Dich den Anderen zu zeigen!“<br />

���<br />

Taliësin näherte sich der Tür ihres Arbeitsplatzes, des „Succube“. Sie war dort angestellt, um die<br />

Gäste zu unterhalten, wenn sie noch ein Gläschen trinken wollten, bevor sie die Gastfreundschaft der<br />

Mädchen auf ihren Zimmern in Anspruch nahmen. Sie klopfte an die Tür des großen Hauses. Sie<br />

hörte, wie die kleine Sichtluke in der Tür aufgeschoben wurde, und kurz darauf ertönte die vertraute<br />

Stimme von Jangrit, der Türsteherin des Etablissements.<br />

„Ah, Taliësin, Du bist's! Komm' rein.“ Die Tür wurde entriegelt und geöffnet und Taliësin trat über<br />

die Schwelle.<br />

„Guten Abend, Jangrit.“, begrüßte sie die hünenhafte Hallakine hinter der Tür. Jangrit lächelte.<br />

„Ich freue mich schon auf Deine Musik, Taliësin.“, sagte sie. Taliësin rang sich ebenfalls ein Lächeln<br />

ab. Jangrit war eine Kriegerin, aber eine gute Seele. Lady Victoria pflegte zu sagen 'Jangrit ist wie ein<br />

großer Hund. Wenn man friedlich mit ihr umgeht, ist sie eine gute Freundin. Sucht man aber Streit,<br />

dann zeigt sie einem, daß sie auch Zähne hat!'<br />

„Geh nur durch,“, sagte Jangrit, „Lady Victoria ist noch da.“ Taliësin nickte und betrat das Atrium<br />

des Succube, während Jangrit sich wieder zur Tür wandte.<br />

Kaum hatte Taliësin das Atrium betreten, hörte sie die melodische Stimme von Lady Victoria, der<br />

Herrin dieses Etablissements.<br />

„Taliësin, mein Kind, ich freue mich, Dich zu sehen.“<br />

„Guten Abend, Mylady.“, sagte Taliësin. Lady Victoria stutzte, so förmlich zu sein war nicht<br />

Taliësins Art.<br />

„Ist etwas, mein Kind?“, Besorgnis schwang in ihrer Stimme mit.<br />

„Oh... es... es ist nichts, Mylady.“, antwortete Taliësin und senkte den Kopf.<br />

„Ach, komm!“, rief Victoria mit gespielter Entrüstung, „Glaubst Du, Du kannst mir etwas<br />

vormachen? Komm, wir setzen uns und Du erzählst mir, was los ist.“ Mit sanfter Gewalt zog sie<br />

Taliësin auf einen in der Nähe stehenden Diwan. Taliësin wußte, daß sie Lady Victoria nichts<br />

vorenthalten konnte. Früher oder später würde sie es doch aus ihr herausholen. Also berichtete sie die<br />

Geschichte, soweit sie sie kannte.<br />

„Ich weiß nicht was ich tun soll, Mylady!“, schloß sie ihre Geschichte.<br />

„Ich habe Angst weil ich nicht weiß, wie ich mich verhalten soll, oder wie er sich verhalten wird!“<br />

Lady Victoria überlegte.<br />

„Ein entflohener Sklave, sagst Du? Das ist ernst. Sklaverei ist in <strong>Elek</strong>-<strong>Mantow</strong> und den anderen<br />

Ostlanden verboten. Ich habe immer geargwöhnt, daß sich auch hier einige Leute nicht um dieses<br />

Verbot scheren, aber bisher habe ich nie konkrete Beweise gefunden. Was Deine übrigen Sorgen<br />

angeht, ich werde Dich nach Hause begleiten und mir Dein 'Problemchen' mal ansehen. Dann sehen<br />

wir weiter.“<br />

Taliësin nickte.<br />

„Danke, Mylady.“, sagte sie.<br />

Eine kurze Zeit später fanden sich Taliësin und ihre Arbeitgeberin in dem kleinen Haus ein, das der<br />

blinden Bardin gehörte. Bald darauf, als sie das Schlafzimmer im oberen Stockwerk betraten, zog<br />

Lady Victoria erstaunt eine Augenbraue hoch.<br />

Gruhl fühlte sich besser. Zwar fühlte er sich immer noch elend schwach und die Wunden schmerzten<br />

höllisch, aber die Übelkeit, das Schwindelgefühl und die tanzenden Punkte waren nach seinem tiefen<br />

Schlaf der Erschöpfung zurückgegangen. Er hatte sich gerade wieder aufgesetzt, als er den Schlüssel<br />

sich in der Haustür drehen hörte. Er hörte Schritte. Zwei Personen. Verdammt! Wenn nun seine<br />

'Retterin' einen der Wächter geholt hatte? In seinem Zustand würde einer bereits ausreichen, um ihn<br />

zu überwältigen. Aber... sie hatte so ehrlich besorgt geklungen. Gruhl glaubte nicht, daß sie zu einem

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