Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler
Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler
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Der Ruf des Falken - Claudia Wamers * Jürgen Nilkens * Oliver Nothers * Robert Symons<br />
von entlaufener Sklavin... ich sage euch, da wird einem in so einer Situation ganz anders... vor allem,<br />
wenn man dann auch noch das Knurren eines großen Hundes vernimmt... Ehe ich überhaupt wußte,<br />
wo der herkam, stand diese Bestie von einem Hund auch schon vor mir. Riesig groß war dieses Viech<br />
- sein Kopf ging mir bestimmt bis zur Hüfte. Und Hunger schien es zu haben - es hat mich angestarrt<br />
als wollte es mich jeden Augenblick fressen. Aber es drängte mich nur an einen Baum und blieb dann<br />
ganz dicht vor mir stehen. Ich konnte seinen heißen Atem auf der Haut spüren, so nah war dieses<br />
Untier, und es wollte mich wohl keine Sekunde aus seinen blutunterlaufenen Augen lassen. Und<br />
unaufhörlich hörte ich diese Multorier immer näher kommen, die wohl gemerkt hatten, daß ihr Hund<br />
jemanden gefunden hatte. Wie verrückt versuchte ich einen Ausweg zu finden, da flatterte die Lösung<br />
im wahrsten Sinne des Wortes vorbei.“<br />
„Wie - vorbeiflattern? Du hast wohl eher das große Flattern gekriegt, was?“<br />
„Lianna!“ Caerlissa hatte nicht üble Lust, ihrer Schwester mal wieder eine pädagogische Ohrfeige zu<br />
verpassen.<br />
„Los, Zho, erzähl schon weiter, es ist so spannend - und DU unterbrichst sie nicht mehr, KLEINE,<br />
klar?“ Lianna zog eine Grimasse.<br />
„Also, was ist denn nun vorbeigeflattert?“ versuchte nun Leandra die Geschichte wieder in Gang zu<br />
setzen.<br />
„Ein Eichelhäher!“ verkündete Zhoreena mit einem Grinsen.<br />
„Wieso war DER denn bitte die Lösung?“ wollte jetzt auch Caerlissa wissen.<br />
„Nun ja, mit einer gewissen Spielart der Magie habe ich gelernt, mich in alle möglichen Tiere zu<br />
verwandeln - Hauptsache, ich kann ein Exemplar der jeweiligen Tierart sehen.“ erklärte Zhoreena.<br />
„Also kam dieser Eichelhäher wie gerufen. Ich blickte ihm kurz hinterher, und dann konzentrierte ich<br />
mich auf den Zauber. Ich schloß die Augen, und fühlte die Energie der Natur in meinen Körper<br />
eindringen - ich kannte zwar ein ähnliches Gefühl von meinen ersten Zauberversuchen an der<br />
Universität, aber dieses Gefühl war verglichen damit einfach überwältigend. Um so leichter fiel mir<br />
die Verwandlung - ich fühlte das vertraute Kribbeln, wenn auch viel intensiver, in Beinen, Armen und<br />
Brust... als ich meine Augen wieder öffnete, flatterte ich in der Luft über diesem Monstrum von einem<br />
Hund - glücklicherweise hoch genug, daß er mich nicht erreichen konnte. Nun ja, ich machte erst mal,<br />
daß ich nach oben kam - von oben betrachtet sah das ganze doch gleich viel weniger gefährlich aus.<br />
Und offensichtlich war meine Flucht noch gerade rechtzeitig gelungen, denn kurze Zeit später kamen<br />
zwei bewaffnete Multorier durchs Gebüsch. Jetzt konnte ich wenigstens genauer verstehen, worüber<br />
sie sich eigentlich unterhielten - ihnen war wohl jemand entwischt, nach dem, was ich so hörte,<br />
offensichtlich eine Rekschat, die sie gefangennehmen wollten. Dementsprechend reagierten sie<br />
ziemlich enttäuscht darüber, daß ihr Hund ´nur so einen komischen Vogel´ aufgestöbert hatte. Vorerst<br />
hatte ich genug gehört, und machte mich auf, nach dem Dieb von vorher zu suchen - solange ich noch<br />
in dieser Form war, mochte das um einiges einfacher sein. Allerdings fand ich zuerst jemand anderen:<br />
Ein Stück weiter hatte sich eine Frau hinter einigen großen Büschen versteckt. Vermutlich war das<br />
das arme Wesen, nach dem die beiden suchten. Ihre Kleidung hatte einige derbe Risse, vermutlich von<br />
einer hastigen Flucht in den Wald. Und an sie klammerte sich noch ein Kind - nun, es mochte so vier,<br />
fünf Jahre alt gewesen sein. An und für sich wäre ihr Versteck ja ganz günstig gewesen, aber die<br />
Multorier hatten ja leider den Hund dabei. Und zu allem Unglück kamen sie auch noch genau in ihre<br />
Richtung - das Tier schien sie gewittert zu haben. Jetzt hatten sie den Hund angeleint, damit er sie<br />
auch direkt an der Fährte, die er verfolgte, entlang führen konnte. Und er war auf dem richtigen Weg,<br />
genau auf die Rekschat zu... es kam mir vor als würde die Zeit nur so vorbei rasen, als ich nach einem<br />
Ausweg für die Frau und ihr Kind suchte - und plötzlich blieb mein Blick an einem Bienenstock<br />
hängen, der an einem Ast hing. Und wie es aussah, würden die Multorier genau darunter<br />
hindurchgehen... Also bin ich auf den zugehörigen Ast geflogen, und hab gewartet, bis sie darunter<br />
waren... Mensch, war das lustig! Die beiden Kerle haben mitsamt Hund das Weite gesucht, verfolgt<br />
von einem Schwarm wütender Bienen. Na gut, vielleicht glaubt die Rekschat jetzt an Wunder, aber<br />
egal. Jetzt war es mir erst mal wichtiger, den Strolch zu finden, der meine Sachen geklaut hatte.<br />
Und kaum fliege ich mal etwas höher, sehe ich ihn auch schon am Waldrand. Allerdings war er nicht<br />
allein - da waren noch mehrere Menschen seiner Rasse, die hier wohl eine Wagenburg<br />
zusammengestellt hatten. Bunt sah das Treiben dort aus, und eigentlich ganz freundlich. Ich wunderte<br />
mich schon, wieso ausgerechnet so einer sich an meinem Gepäck vergreifen würde, aber dann klärte<br />
sich diese Frage von selbst. Er fing an, ziemlich große Reden zu schwingen - wenn ich auch kein Wort<br />
von dem, was er so sagte, verstand, konnte ich mir doch den Inhalt seines Sermons an seiner Gestik