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Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler

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Keriams Schatten - Kai-Florian Richter<br />

Larkur schüttelte in Gedanken den Kopf, die Nacht hindurch hatten einige Offiziere, unter anderem<br />

auch Chatsars Vorgesetzter Gehrfol, versucht, zu ergründen, was Chatsar auf Keriams Grundstück<br />

gemacht hatte und ob er etwas mit den Angriffen zu tun hatte, doch das Ergebnis war mehr als<br />

unbefriedigend. Chatsar gab an, jemanden über die Mauer klettern gesehen zu haben und habe ihn<br />

dann verfolgt. Doch die Wache, die Chatsar festgenommen hatte, gab an, sonst niemanden gesehen zu<br />

haben. Außerdem konnte Chatsar keine Erklärung dafür geben, warum er in dunkler Kleidung um<br />

diese Zeit in der Nähe von Keriams Grundstück war und warum die Scheiben eingeschmissen wurden,<br />

obwohl er doch den Eindringling verfolgte.<br />

„Diese Nachricht hier hat er mir übermittelt.“<br />

Keriam riß Larkur aus seinen Gedanken. Er ergriff das ihm hingehaltene Pergament.<br />

„Vatermörder! Glaube ja nicht, daß ich dich nicht kriege! Du bist schon tot! Vatermörder!“<br />

„Na ja, aber das hat sich ja nun erledigt.“ Keriam erhob sich.<br />

„Ach, darf ich mit ihm sprechen?“ Larkur schüttelte den Kopf.<br />

„Na ja, dann eben nicht. Ich hoffe, Ihr laßt ihn nicht so schnell wieder aus dem Kerker. Einen schönen<br />

Tag noch, Larkur.“<br />

Damit verließ Keriam Larkurs Stube. Der schüttelte wieder den Kopf, Keriams Zuversicht, daß alles<br />

vorbei sei, konnte er nicht teilen.<br />

���<br />

„Natürlich war ich es nicht. Ich habe Dir doch erzählt, daß ich rausfinden wollte, wer es ist. Deshalb<br />

war ich da.“<br />

Chatsar saß auf der schmalen Pritsche in der kleinen Zelle, in die sie ihn gestern Nacht gebracht und<br />

die halbe Nacht verhört hatten. Neben ihm saß Feran und schaute Chatsar ungläubig an. Obwohl er<br />

hier in der Zelle saß und, wenn die Vorwürfe bewiesen, oder zumindest nicht entkräftet wurden, so<br />

schnell nicht wieder herauskäme, war er wesentlich ausgeglichener als in den vergangenen zehn<br />

Monaten.<br />

„Und warum erzählst Du es nicht Gehrfol?“<br />

„Das geht nicht! Wenn ich erzähle, daß ich den Täter außerhalb meiner Dienstzeit suche, dann wollen<br />

sie auch wissen, warum.“<br />

„Ja und? Wo ist das Problem?“<br />

„Gehrfol würde es mir nicht glauben!“<br />

„Was? Daß Du zeigen willst, wie ernst Du Deinen Dienst nimmst?“<br />

„Nein, es geht einfach nicht!“<br />

„Willst Du etwa hier bleiben? Was wird aus Jaga, was aus Freya?“ Feran war aufgesprungen und<br />

stand vor Chatsar, doch der schwieg.<br />

„Larkur! Würdest Du es Larkur erzählen? Du behauptest doch immer, Du würdest ihm trauen!“<br />

Chatsar schwieg immer noch, doch schien er nun nachzudenken. Feran schritt in der Zelle auf und ab,<br />

er konnte es nicht glauben, daß sein Freund nichts zu seiner Verteidigung unternahm. „Ich denke<br />

darüber nach. Vielleicht werde ich es ihm erzählen.“<br />

Chatsar stand nun ebenfalls auf.<br />

„Vielen Dank, daß Du gekommen bist.“ Er schüttelte Feran die Hand und klopfte an die Zellentür.<br />

-10 -<br />

Aus irgendeinem Grund waren keine Wachen zu sehen, dabei mußte Keriam eigentlich gemerkt<br />

haben, daß er nicht in Sicherheit war. Oder vielleicht doch? Wahrscheinlich hatte die Wache den<br />

Verfolger gefangen, der beim letzten Mal plötzlich aufgetaucht war. Das hieße aber auch, daß heute<br />

mit keinerlei Überraschung zu rechnen war, denn auch die Patrouillen der Stadtwache verliefen<br />

wieder normal.<br />

Mit wenigen Schritten war die Figur an der Mauer, dann herüber und schon rannte die Figur auf das<br />

Haus zu. Es waren weit und breit keine Wächter oder Fallen irgendwelcher Art zu entdecken. Weiter<br />

ging es im Laufschritt zu Keriams Fenster, daß allerdings wie immer verschlossen war. Doch dies war<br />

schließlich auch beim letzten Mal kein Hindernis gewesen. Wieder kam der lange Dolch zum<br />

Vorschein, mit dem das Fenster entriegelt wurde, nachdem die Scharniere gefettet waren. Dann<br />

kamen wieder die Fensterläden an die Reihe, die ebenso vorsichtig und nahezu lautlos wie beim<br />

letzten Mal geöffnet wurden, so daß der Weg ins Innere frei war.

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