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Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler

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„Das Licht das weg tut“ ist eingeschlafen - Claudia Wamers<br />

Jetzt hieß es handeln, länger konnte wirklich nicht gewartet werden! Die kleine Kreatur nahm sich<br />

eine Seite des Holzkastens vor und holte aus - ein, zwei Hiebe dürften für dieses Hindernis genügen,<br />

dann stünde er wirklich Auge in Auge dem kleinen Zweibeinling gegenüber. Oh, er würde sich Zeit<br />

lassen. Weglaufen konnte der Kleine ja nicht!<br />

Und von einem triumphierenden Aufkreischen begleitet flogen die Splitter der Holzwand zur Seite...<br />

���<br />

Gabraal schreckte hoch, er hatte geträumt, seltsame Dinge geträumt, aber es war wenigstens kein<br />

richtig gemeiner Traum gewesen, so wie... gestern... vorgestern... davor? Wie lange war es jetzt<br />

eigentlich schon dunkel? Egal... Hauptsache es würde bald wieder hell und dann wären Mama und<br />

Vater und Krajin wieder da. Dann... was war das? Der Kopf des Jungen ruckte hoch, irgend etwas war<br />

doch da...<br />

Er sprang auf die Beine, das heißt, er wollte es. Er hatte zu lange in der Ecke gehockt und geschlafen.<br />

In einer denkbar ungünstigen Position, seine Beine waren eingeschlafen und er fiel wieder in die Ecke<br />

zurück.<br />

Bevor er sich über eingeschlafene Beine Gedanken machen konnte spürte er, mehr als das er sie hörte,<br />

eine Bewegung vor dem Haus. Etwas war dort, etwas mit der Dunkelheit der Nacht verwandtes,<br />

etwas, das irgendwie auch wie der seltsame Stein zu sein schien.<br />

Plötzlich flogen ihm die Splitter der Hauswand um die Ohren, mit ohrenbetäubendem Krach brach ein<br />

Stück aus der Wand heraus und eine Gestalt erschien dort. Von dem noch immer spärlich flackernden<br />

Öllicht auf dem Tisch schwach angeleuchtet stand dort ein Wesen, wie aus Gabraals Alpträumen<br />

entsprungen....<br />

Gabraal versagte die Stimme, nicht einmal ein Wimmern entfuhr ihm, und er versuchte immer tiefer<br />

in die Ecke zu kriechen, in der er sich versteckt hatte. Die Hände tasteten nach hinten, waren auf der<br />

Suche nach einem Loch, in dem er sich verkriechen konnte. Seine kleinen Hände suchten auch nach<br />

dem Jagdmesser, daß ihm im Schlaf entfallen war. Nun, ein Loch fand der Junge nicht, dafür aber das<br />

Jagdmesser, er faßte mit seiner linken Hand genau in die Klinge, Blut floß aus dem Schnitt in seiner<br />

Handfläche. Dafür ertastete seine Rechte...<br />

���<br />

Da! Da war ja der den Herren geweihte Zweibeinling, ja, genau wie damals im Wäldchen sah er aus,<br />

nur spürte das Wesen jetzt noch mehr Furcht, sehr schön... Da, der Zweibeinling bewegte sich, wollte<br />

fliehen. Ja... wohin denn? Nirgendwo hin mehr, und nun....<br />

Blut! Der Zweibeinling hatte sein Blut vergossen, grrrarh, dieses Aroma... Wollte der Zweibeinling<br />

ihn dadurch reizen? Wollte er einen schnellen Tod heraufbeschwören? Nichts da... Langsam lief<br />

Geifer der Kreatur das Kinn herunter, der Hunger, bislang mühsam unterdrückt, drang trotz aller<br />

Anstrengung an die Oberfläche. Nein! Den Herren sollte der Zweibeinling gehören, so daß sie bald<br />

wieder zu ihm zurückkehren würden... Aber dort, das Blut des Zweibeinlings, das duftete so süß und<br />

schwer. Er konnte seine Gier einfach nicht mehr zügeln, und der Hunger begann sein Handeln zu<br />

beherrschen. Rote Schleier senkten sich über sein Blickfeld, nur noch hier und da durchzuckt von den<br />

schimmernden Kraftfäden des Jungen. Die des Torsteinfragmentes waren... wo waren die des<br />

Bruchstückes? Ganz egal, egal.... Blut! Die Kreatur vergaß alles andere um sie herum und sprang auf<br />

den Tisch, um sich von dort aus auf den kleinen Zweibeinling zu stürzen.<br />

���<br />

Gabraal hatte mit der linken Hand das Jagdmesser „gefunden“, die rechte Hand ertastete einen<br />

anderen Gegenstand, den seltsamen Stein. Ja, er hatte ihn ja in diesen dunklen Winkel geschleudert,<br />

weil der Stein ihn irgendwie in sich hinein hatte ziehen wollen. Er mußte die ganze Zeit darauf<br />

gelegen haben. Eine Gänsehaut lief dem Jungen über den Rücken.<br />

Jetzt hatte er aber erst einmal dieses DING da auf dem Tisch hocken, das ihn aus orange glühenden<br />

Augen ansah. Gabraal wußte eines, viel Zeit hatte er nicht, dann würde ihn das Ding anspringen. Aber<br />

irgendwie lief die Zeit so langsam ab, er hatte den Eindruck, als könne er alle Zeit der Welt dazu<br />

verwenden, sich dieses kleine Monstrum anzusehen, das dort auf dem Tisch hockte. Und auf dem

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